Gendern – aber konsequent

Wenn das Gendern so wichtig ist wie die Vertreter der neuen Sprache (komischerweise immer noch als Deutsch verkauft) lautstark behaupten, dann bitteschön aber konsequent anwenden. Mit dem gelegentlichen „liebe Bürger_ops_innen“ ist es nicht getan. Denken wir an die diskriminierenden Hausnamen. Da gibt es z.B. eine Gabriele Lehmann. Ich weiß definitiv, dass es sich um eine Frau handelt, der man doch nicht einfach einen männlich ausgerichteten Hausnamen überstülpen darf. Also: Korrekt muss es „Lehfrau“ heißen.

Das gilt auch für die vielen Müllers und Meiers und so weiter. Machen wir’s doch richtig: Er heißt Emil Müller, seine Frau Susanne Müllerin. Geht doch. Und wenn wir’s gemischt anpacken, dann haben wir es mit der Familie Müller*innen zu tun.

Oder wir machen’s neutral und benennen die Famlien um in Heckmensch oder Lehmensch oder Kampmensch. Meinetwegen, um bei den Artkeln auf Dauer zu einer gerechten Quote zu kommen: Lehperson, Heckperson oder Kampperson. Keine Sorge, eine Sprache, die den Genderstern irgendwie wegstecken kann, wird auch die Nachnamen problemlos vom Maskulinum befreien können. Wir leben ja inzwischen in einer tollen Zeit. Machen wir’s auch toll.

Leichen pflasterten seinen Weg

Wenn ich an Putin denke, dann denke ich automatisch an diesen Film, in dem Klaus Kinski einen gewissenlosen Kopfgeldjäger spielte. Paraderolle für Kinski. Ja, in der Tat, auch Putin hat eine breite Blutspur hinterlassen: zuerst Tschetschenien (totale Zerstörung der Hauptstadt Grosny), dann Georgien, weiter über die Krim nach Syrien (Giftgas, Streubomben) und schließlich zurück in die Ukraine, wo inzwischen ganze Landstriche verwüstet wurden, wo viele tausend Zivilisten getötet wurden. Zerstörung und Massentötungen – Paraderolle für Putin. Putin hat das Töten ja als KGB-Agent gelernt, und nachdem er die Macht über Russland an sich gerissen hat, kann er seiner Lieblingsbeschäftigung nun im großen Stil nachgehen und seine triebhafte Machtgier befriedigen.

Nun gibt es ja einige Zusammenhänge, die ihren Ursprung im Wesen der Menschen haben. Wer z.B. Gewalt erfahren hat, neigt dazu, auch anderen Menschen Gewalt anzutun. Wer unterdrückt wurde, ist schnell bei der Hand, wenn es gilt, andere zu unterdrücken. Nach dem äußerst brutalen Vorgehen der Russen in Tschetschenien kann es eigentlich nicht verwundern, dass die tschetschenischen Soldaten in der russischen Armee besonders rücksichtslos und brutal in der Ukraine auftreten.

Und was ist, wenn die Russen die Ukraine besiegt (= zerstört) haben? Was geschieht mit den verbliebenen ukrainischen Soldaten? Ganz einfach, sie werden in russische Uniformen gesteckt. Und wenn die Russen dann in den nächsten Staat einmarschieren (ja, das ist zu berürchten, denn die imperialistische Gier Putins kennt offensichtlich keine Grenzen mehr), dann wird man vielleicht feststellen müssen, dass die Ukrainer ebenso brutal auftreten wie die Tschetschenen.

Horrorvorstellung, aber durchaus realistisch.

 

Hört mit dem Unsinn auf !

Wirklich, beendet endlich dieses lächerliche, ja geradezu peinliche Gender-Gap-Gehampel. Die Anliegen, die ihr damit verbindet, sind zu wichtig, als dass man sie mit einem derartig grotesken Sprachformalismus ins Lächerliche ziehen sollte. Egal, ob Stern, Unterstrich oder Doppelpunkt, sie gehören nicht in unsere Sprache und passen auch gar nicht hinein.

Dazu ein Beispiel, entnommen einem Infobrief des VDS. Der Audi-Konzern schreibt das Gendern vor, worüber sich ein Mitarbeiter des übergeordneten VW-Konzerns in seinem Sprachempfinden verletzt fühlte und sich gerichtlich gegen das Pflichtgendern wandte. So stand etwa in einer an ihn gewandten EMail:

Der_die BSM-Expertin ist qualifizierte_r Fachexpert_in …

Solche Sprachgebilde sind natürlich schon grotesk, abgesehen davon, dass das Gap-Gendern nicht richtig erfolgte. Genau müsste es heißen:

Der_die BSM-Expert_e_in ist qualifizierte_r Fachexpert_e_in …

Heißa, da gerät Sprache zum Brechmittel, und die nichtmännlichen Zeitgenossen lassen es über sich ergehen. Immerhin tapfer. Um auf die gerichtliche Auseinandersetzung zurückzukommen:  Ein Audi-Anwalt verteidigte sich damit, dass die Gendersprache von Experten gestaltet sei. (Anmerkung: Was die „Experten“ zustande bringen, zeigt die Rechtschreibreform.) Und natürlich wurde der Anwalt von der Gegenseite süffisant darauf hingewiesen, dass er nun die Expertinnen nicht berücksichtigt habe, ein grober Verstoß gegen die Gender-Regeln. Der Audi-Anwalt verteidigte sich mit dem Hinweis, dass jeder wissen könne, dass auch weibliche Experten gemeint seien. Darauf komme es doch an.

Haargenau, darauf kommt es an, und deshalb ist das ganze Herumgendern Quatsch.  Um noch einige amüsante Sprachtrümmer zu bringen:

„Er brachte es zur Meister_innen_schaft.“

Selbst eine Qualifikation hat auf einmal ein Geschlecht und unterliegt dem Gendern. Es reicht den Genderfanatikern offenbar nicht, dass eigenlich nur Lebewesen weiblich oder männlich oder wasweißich sein können. Selbst Staaten können auf einmal geschlechtliche Wesen sein, wie Sarah Pagung, ansonsten respektable Journalistin, vor kurzem in der ZDF-Heute-App  zum Ausdruck brachte:

… die G7-Staaten und Partner*innen …

Gemeint waren Partnerstaaten, sowohl weibliche als auch männliche. Natürlich auch Staaten mit sonstigem Geschlecht, so wie es die von Experten ausgearbeiteten Genderregeln definieren. Oder Staat_innen?

Nee, ich ägere mich nicht mehr über die Leute, die öffentlich herumgendern, dazu sind die derzeitigen wirklichen Probleme zu brisant. Ich betrachte die Gender*innen als Witzfiguren, ausgestattet mit einer beachtlichen Portion an sprachlicher Unter- oder Überentwicklung.

P.S.: Aufgrund  meiner langjährigen Programmiererfahrung bin ich gewohnt, sogenannte „Bezeichner“ nach Belieben zusammenzubasteln, z.B. ‚setInitialValue‘ oder ‚mp_privatAnschrift‘. Aber das ist was anderes, beim Gendern geht es um normale Alltagssprache. Soll man die mit fragwürdigen Gender-Gaps oder einer Häufung von Anglizismen vermanschen? Mir ist eben beim Herumschnüffeln in den Bücherregalen eine Ausgabe von Droste-Hülshoffs ‚Judenbuche‘ in die Hände gefallen, und erneut bin ich phasziniert von der sprachlichen Verdichtung, wie sie z.B. in dem Prolog zum Ausdruck kommt. Müssen eigentlich demnächst auch Schriftsteller und Dichter gendergerecht schreiben, um sich nicht dem Zorn von Genderfurien auszusetzen? Müssen wir gar die bestehende Literatur gendergemäß umformulieren? Beginnend beim Titel hätten wir also die Jüd_innen_buche. Oder so.

Mein Gott, die Welt steht am Abgrund, und wir zerbrechen uns den Kopf über lächerliche Sprachformalismen. Typisch deutsch? Oder typisch für Leute, die merken, dass der Boden unter den Füßen zu schlingern beginnt? Hinwendung zu Nebensächlichkeiten, wenn man mit dem Wichtigen und Notwendigen überfordert ist?

Imperialismus

An dieser Stelle habe ich vier Beiträge zum Ukraine-Krieg veröffentlicht und alle nach jeweils kurzer Zeit wieder gelöscht. Ich fand sie nicht gelungen; mir fehlen einfach die Worte, um das Geschehen einigermaßen angemessen zu beschreiben und zu bewerten. Vielleicht sollte man es wie Max Liebermann zum Ausdruck bringen, der vor rund 90 Jahren bemängelte, dass er nicht so viel essen könne wie er kotzen möchte. Doch die meisten Deutschen haben sich vom NS-Gebrüll einfangen lassen und den ekligen NS-Unrat in sich hineingestopft – ohne zu kotzen. Was ein bezeichnendes Licht auf die Natur des Menschen und die Robustheit seines Magens wirft.

Nein, es geht nicht nur um den mordgewohnten, ehemaligen KGB-Agenten Putin und seine Bande, es geht auch um die Haltung des sogenannten „Westens“. Als Anfang der 90er Jahre das Sowjet-Imperium zusammenbrach, da jubelte der Westen. Besonders in den USA war das Triumphgeheul laut: „Nun sind wir die einzige verbliebene Großmacht.“ Glückwunsch nachträglich, Blumen habe ich allerdings nicht zur Hand. Endlich, endlich war das Schreckgespenst des Westens, der imperialistisch ausgerichtete Kommunismus, besiegt. Und ein hemmungsloser Kapitalismus konnte weltweit aufblühen und zu einem globalen Wirtschafts-Imperialismus auswuchern. Globalplayer, Nummer eins in der Welt, heißa. Wohlstand über alles, so lange noch die Chance auf Ausbeutung besteht. Ausbeutung von Menschen, von Ländern; Ausbeutung unseres Planeten. Planet kaputt? Nicht schön, aber wir kriegen’s in den Griff, wir sind ja soo gut. Und, wie gesagt, Wohlstand …

Um noch einmal auf das Verhältnis zu Russland zurückzukommen. Wie immer, wenn etwas schief läuft, müssen Schuldige her, und die werden in der Vergangenheit gesucht. Die Politiker haben sicherlich vieles falsch engeschätzt und infolgedessen falsch gemacht. Aber die Medien, die heute über die Leute herfallen, haben sie vor wenigen Monaten noch gelobt, etwa wegen der Fähigkeit, Kompromisse zu schließen oder überlegte Realpolitik zu betreiben. Und die Wirtschaftsbonzen, die sich heute noch am Hosenbein Chinas festkrallen (wegen der tollen Gewinne), sind keineswegs bereit, loszulassen und eigene, weniger gewinnbringende Wege zu gehen. Wie gesagt, es geht um Wohlstand – und natürlich um Macht. Ja, vor allem um Macht. Wirtschaftsmacht, die neue Form des Imperialismus.

Als das Sowjetimperium zerfiel, da dachte der Westen nicht an die simple Wahrheit: Länder, mit denen man gut auskommen will, die besiegt und unterwirft man nicht, sondern macht sie zu Freunden, mindestens aber zu Verbündeten, auf Augenhöhe natürlich. Da kam nichts, man bot Russland einen Katzentisch an. An Empathie oder Mitleid für die gedemütigten Russen hat es dagegen nicht gefehlt, auch in Deutschland nicht. Besonders in Deutschland nicht. Denken wir an die Aktion „Ein Herz für Russland“ mit Lebensmittelpaketen  und Sonstigem. Geradezu wohltuend für die deutsche Seele – mächtig sein im Gutestun. Ah, das tat wirklich gut. Und da uns die Volksgesundheit der Russen so sehr am Herzen lag, wurden keine Zigaretten mitgeschickt. Mein Gott, wie peinlich war das alles. Und heute? Wieder so eine Peinlichkeit: Helme für die Ukraine.

Auch auf China muss ich noch mal zurückkommen, genauer gesagt: auf Xi Jinping. Machen wir uns nichts vor, der Knabe ist (mindestens) so skrupellos wie der KGB-Wladimir. Aber noch berechnender, dabei eiskalt und hart wie Stahl. Ich glaube nicht, dasś es jemals einen kälteren, unerbittlicheren Machtpolitiker gegeben hat oder geben wird. Für die Deutschen eine weitere Gelegenheit, gründlich das Falsche zu tun. Die Abhängigkeit von China ist (mindestens!) so groß wie die von Russland. Und nicht zu vergessen: Auch China hat seine Krim, nämlich Hongkong. Auch China hat seine Ukraine, nämlich Taiwan. Auch China rüstet militärisch auf, mindestens so stark wie Russland. Man darf gespannt sein. Und: Wenn dem russischen Regime die eigene Bevölkerung egal ist, so egal, dass man sie man sie nach Strich und Faden belügt oder in der Ukraine verheizt, dann gilt das für China erst recht. Komfortproblem, man hat ja genügend Menschenmaterial, das man gleichschalten kann, dem man die für das Menschsein entscheidenden Freiheiten verwehren kann.

Russland und China, das sind nur zwei prominente Beispiele von Ländern, deren Verhältnisse (=Führer) Wut und Brechreiz auslösen. Bis an die EU oder sogar hinein haben sich solche Banausen vorgewagt. Ja, Max Liebermann, du hast es wirklich auf den Punkt gebracht, und deine Äußerung ist wahrlich zeitlos.

Die Sache glättet sich

Noch einmal zum Genderstern. Ich habe das Gefühl, dass diese unsägliche Sprachverkrüppelung so langsam aus der Gesellschaft herauswächst. Man hört den Schluckauf nicht häufiger, sondern immer weniger. Sicher, einige verbohrte Schluckaufkünstler und -künstlerinnen, die mal auf einfache Weise Fundamentalismus üben wollen, trennen immer noch das „Innen“ vom Wortstamm ab, aber – wie gesagt – sie werden weniger. Habe ich jedenfalls den Eindruck.

Stattdessen nun eine erfreuliche Wendung: In irgendeiner Rundfunksendung war die Rede von „Soldatinnen“ und „Fackelträgerinnen“ (es ging wohl um den großen Zapfenstreich). Nur Soldatinnen und Fackelträgerinnen (ohne Sternchen), obwohl ich einigermaßen sicher bin, dass auch männliche Soldaten und Fackelträger dabei waren. Was tun? Als Mann beleidigt sein? Quatsch.

Vermutlich ist vielen Leuten gar nicht klar, dass Wörter wie „Sodat*Innen“ und „Fackelträger*Innen“ auch nur die weiblichen Protagonisten benennen. Wozu also der sprachzerstörende Genderstern? Doch ich bin zuversichtlich, dass der Redefluss diese Sprechlücke glatt schleift, dann werden viele Probleme gelöst sein. Und wenn dann von den Siegerinnen des Formel-1-Rennens gesprochen wird, kann man nur feststellen: warum nicht? Vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber absolut ok. Könnte ja sein, dass sich ein weibliches Wesen unter die hartgesottenen Männer gemischt hat. Also „Siegerinnen“, aber bitte, bitte nicht „Sieger*Innen“.

Noch einmal zum Großen Zapfenstreich: Eine Kommentatorin sprach von der Zahl der beteiligten Soldatinnen. Vielleicht wollte sie sagen „Soldat…Innen“, hat aber diese widernatürliche Sprechlücke verschliffen. Problem? Keineswegs, denn alle Zuhörer wussten, dass auch männliche Soldatinnen beteiligt waren. Vielleicht sogar einige „zwischengeschlechtliche“ Uniformierte, die auch durch das Sternchen nicht erfasst werden. Was soll also der ganze Scheiß mit dem Sternchen? Ja, ich bin ein Mann – oder eine männliche Bürgerin, um es der Genderklicke gerecht zu machen. Geschenkt. Dumm nur, dass wir für diesen Quatsch eigenlich keine Zeit haben. Wir sollten Zeit und Kraft dazu verwenden, um die wirklichen Probleme der Welt zu lösen. Denn wir leben auf einem Planeten, der uns alles, was wir als wichtig und angenehm empfinden, um die Ohren schlägt. Da helfen weder Lächerlichkeiten wie das Gendern noch falsch verstandene Digitalisierung.

Im übrigen: Die beste Weise, allen Geschlechtern gerecht zu werden, ist die Verwendung von geschlechtsneutralen Ausdrücken, und die gibt es ja. Warum also die Diskriminierung in „Innens“ und „Nichtinnnens“?

Liebe Petra Gerster

Vor kurzem, einige Wochen nach Antritt ihres wohlverdienten Ruhestandes, hat die ZDF-Moderatorin Petra Gerster zurückgeschlagen. Sie beklagt sich bitter üder die Shitstorms und wüsten Reaktionen auf ihr Sternchengendern (als sie noch die Heute-Sendungen moderierte). Es seien vor allem die Männer und von denen wiederum die älteren, die besonders agressiv in Erscheinung getreten seien, beklagt sie sich. Jetzt wissen wir es:  Der harte Kern der Gegner einer gendergerechten Sprache ist unter den älteren Männern zu suchen, während die aufgeschlossenen, nach Geschlechtergerechtigkeit strebenden Zeitgenoss*Innen von der Gruppe der jungen Frauen und Mädchen vertreten wird.

Rrumms, da hat es mich also voll erwischt, denn ich gehöre zu den älteren Männern, und ich habe mich leidenschaftlich gegen das Sternchengendern ausgesprochen. Ja, ich habe sogar die Petra Gerster (u.a.) namentlich erwähnt, weil kaum jemand das Gendersternchen so präzise und deutlich artikulieren kann wie sie. Folglich muss mich Gersters Klage bis ins Mark treffen, und mir bleibt nur das demütige „Mea culpa“.

Oder?

Irgendwie fühle ich mich doch nicht angesprochen, denn Gerster unterstellt der Anti-Gender-Hardcore-Truppe mangelnde Achtung vor dem anderen Geschlecht. Genau das aber ziehe ich mir nicht an. Zeitlebens waren es vornehmlich Frauen, die mein Leben geprägt haben und mir als Vorbilder dienten. Ich erinnere mich daran, wie ich mit meinen Töchtern auf die erste Bundeskanzlerin angestoßen habe. Ich unterstütze bedingungslos die Forderungen von Maria 2.0 nach Zugang der Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche. Für mich ist jeder Cent, den Frauen in vergleichbaren Postionen weniger verdienen als Männer, ein Skandal. Usw. Also so pauschal lässt sich die Sache nicht einordnen, Frau Gerster.

Vor allem aber war und ist mein Widerstand gegen das Sternchengendern überhaupt nicht gegen das weibliche Geschlecht gerichtet, sondern es geht mir einzig und allein um die Sprache. Wenn jemand bei jeder Gelegenheit die weiblichen und männlichen Personen explizit aufführen will, dann ist das ok, wenngleich in den meisten Fällen überflüssig und gelegentlich auch ein bisschen blöd. Doch, wie gesagt, grundsätzlich ist das in Ordnung.

Was jedoch nicht in Ordnung ist, das ist die Zertrümmerung der Sprache durch das Gendersternchen, besonders wenn gesprochen wird. Dieses künstlich aufgesetzte Konstrukt steht in krassem Widerspruch zur natürlich gewachsenen Sprache und bedeutet eine grobe Missachtung dessen, was Sprache im Miteinander der Menschen leistet. Aber selbst wenn wir die Achtung vor der Sprache außen vor lassen würden, müssten wir doch feststellen, dass das Gendersternchen eine totale Fehlkonstruktion ist. Es berücksichtigt in vielen Fällen nur noch das weibliche Geschlecht (Beispiel Präsident*Innen); das männliche Geschlecht (und die weiteren Formen geschlechtlicher Existenz) werden dabei nicht berücksichtigt. Warum also nicht gleich „Präsidentinnen“? Ist das etwa keine Diskiminierung? Hinzu kommt, dass das Gendersternchen vielfach überhaupt nicht in den grammatischen Rahmen der Sprache passt (Genitiv, Bestimmungswörter usw.) Versuche, hierbei trotzem mit Sternchen zu gendern, führen zu unerträglichen Sprachverkrüppelungen. Oder sie belegen erschreckende Defizite in Sachen Sprachgefühl.

Ich denke, die Frauen haben es verdient, dass sie sprachlich anständig bedient werden, dass man ihnen nicht mit Sprachtrümmern gerecht zu werden versucht. Wehrt euch doch, ihr Frauen, ihr seid zu schade für den Genderstern, ihr seid zu schade für Wortbruchstücke.


Nachtrag: Letzten Sonntag schaute ich mir im Fernsehen den evangelischen Gottesdienst an, der aus dem Dom in Bremen übertragen wurde. Dieser Gottesdienst läutete eine wichtige Synode ein; deshalb war er besonders interessant. Und er war aufschlussreich, denn er dokumentierte, dass die Frauen im Begriff sind, das Heft zu üernehmen. Außen einem der beiden Geistlichen und noch irgendeinem Beteiligten waren alle Akteure weiblich. Sogar der stattliche Chor bestand nur aus Mädchen und Frauen. Dann kam der Hammer: eine resolute Sprecherin, offenbar in maßgebender Funktion der kommenden Synode, sprach von „Zeug*Innen“. Das hörte sich so unerträglich an, dass ich – wie schon so oft in vergleichbaren Sitationen – spontan aufgestanden bin und den Raum verlassen habe. Die Gefahr, noch einmal das „*Innen“ um die Ohren gehauen zu bekommen, war einfach zu groß. Dann lieber Gottesdienstabbruch.


Nachtrag: Ein oder zwei Tage später, es war wieder eine Nachrichtensendung des ZDF. Dort hieß es, die neu gewählte evangelische Ratspräsidentin Annette Kurschus wolle den Missbrauch in der evangelischen Kirche zur „Chefinnensache“ machen. Wieder so ein Fall. Natürlich geht es hierbei nicht um den unerträglichen Genderstern, sondern hier wird mangelndes Sprachverständnis deutlich. Es geht doch ganz eindeutig um eine Sache und nicht um eine Person. Soviel ich weiß, haben Verantwortlichkeiten oder Aufgaben überhaupt kein Geschlecht. Was soll also dieser Unfug mit dem krampfhaften Herumgendern, verdammt noch mal?

Freiheit

Freiheit. Selten wurde mit diesem Begriff so verschwenderisch umgegangen wie während der Corona-Pandemie. „Wir wollen unsere Freiheit zurück!“ brüllen dummdreiste Querdenker und geistig unbewegliche Impfgegner. In der Schweiz hängen sich diese Leute sogar Kuhglockem um – vielleicht gar nicht so unpassend: Kuhglocken als Erkennungssignale für Rindviecher.

Aber auch in seriösen Kreisen erlebt die Forderung nach Freiheit eine Renaissance. So forderte zum Beispiel unsere Justizministerin Christine Lampbrecht als eine der ersten die Rückgabe der Freiheitsrechte an Geimpfte. Der Freiheitsentzug in Form von Corona-Maßnahmen sollte damit beendet werden, zumindest teilweise. Doch Freiheit ist ein großes Wort, und dahinter steht eine große Sache. Da stellt sich die Frage, ob „Freiheit“ überhaupt angemessen ist, wenn es um die vorübergehenden, notwendigen Corona-Maßnahmen geht.

Einige Beispiele: Ist es Freiheitsentzug, wenn wir Nachbars Garten nicht unerlaubt betreten dürfen? Ist es Freiheitsentzug, wenn wir zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer und zum eigenen Schutz nicht links fahren dürfen? Ist es Freiheitsentzug, wenn wir zum Schutz der Mitmenschen und zum eigenen Schutz gewisse Einschränkungen wie das Tragen der Maske oder den Verzicht auf Geselligheit in Kauf nehmen müssen? Ist es Freiheitsentzug, wenn wir in der Nähe eines Flughafens unsere Drohne im Kofferraum lassen müssen?

So gibt es Tausende von Verboten und Vorschriften, die erforderlich sind, um ein vernünftiges Miteinander in der Gesellschaft zu gewährleisten. Hier von Freiheit oder Unfreiheit zu reden, ist ziemlich unangemessen, und wenn im Zusammenhang mit der Pandemie nicht von offizieller Seite der Freiheitsbegriff ins Spiel gebracht worden wäre, hätten wir möglicherweise weniger Probleme mit der Querdenkerszene. Sicher, bei den Corona-Einschränkungen geht es irgendwie auch ein wenig um Freiheit, aber die Betonung dieser Minifreiheiten versperrt gewissermaßen den Blick auf wirkliche, existentiell wichtige Freiheit bzw. deren Bedrohung, und das ist gefährlich.

Was ist das überhaupt, wirkliche Freiheit? Ohne den untauglichen Versuch unternehmen zu wollen, Freiheit in ihrer gesamten Bandbreite beschreiben zu wollen, möchte ich nur einige Aspekte nennen:

Freiheit, das sind die Mittel, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, natürlich im Rahmen der Gesellschaftsordnung und im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten. Das bedeutet gleichzeitig, dass der gesellschaftliche Rahmen so großzügig wie möglich abgesteckt werden sollte (demokratischer Gedanke) und dass der persönliche Rahmen geweitet werden sollte – wo weit wie möglich.

Freiheit bedeutet Entscheidungsmöglichkeit und Entscheidungskraft. Das erfordert Zugang zu möglichst breitgefächerten Informationen und verlangt Urteilsfähigkeit, um sowohl Fakten als auch verfälschte bzw. manipulative Informationen richtig einordnen und verarbeiten zu können. Nicht zuletzt bedeutet Freheit die ständige Gefahr, Fehler zu machen, und gleichzeitig die Kraft, Fehler einzugestehen und zu beheben. Freiheit ist immer gefährlich und mühsam. Wer Freiheit will, muss aus der Komfortzone raus, darf sich nicht ständig an Navi oder Smartwatch klammern.

Nein, für das was im Umfeld von Corona an Einschränkungen und Entlastungen beschlossen wird, ist das Wort „Freiheit“ einige Nummern zu groß. Die Gesichtsmaske zum Beispiel ist keine Einschränkung von Freiheit, so widerlich sie auch sein mag. Schwerwiegender ist da schon die 3G-Ausweispflicht, wenn man bestimmte Gebäude betreten will. Diese (leider notwendigen) Kontrollen sind schon eher eine Verletzung von Freiheit. Doch das empfinden die Leute nicht so, weil sie in unserer demokratischen Gesellschaft kein Gespür mehr für wirkliche Unfreiheit entwickeln können.

Die Gefahr von schlimmen Freiheitsverlusten ist auch in unserer Gesellschaft akut vorhanden, dazu brauchen wir gar nicht nach China, in die Türkei oder nach Russland zu blicken. Die Freiheitsbedrohung kommt in den modernen Gesellschaften schleichend und ölig glatt daher, wird kaum wahrgenommen. Deshalb ist diese Bedrohung so immens gefährlich, denn sie erzeugt ja keinen Widerstand. Die Menschen des 21. Jahrhunderts werden mit ihren Daten gefesselt, ihr Bewegungsspielraum unterliegt der ständigen Kontrolle übers Internet. Smartphones wirken als Fußfesseln für jedermann; Algorithmen treffen Entscheidungen und machen Menschen entscheidungsfaul, letzten Endes entscheidungsunfähig – unfrei eben. Gezielte Informationsblasen und individuelle Konsumsteuerung (personenbezogene Werbung, gesteuertes Streaming usw.) manipulieren die Leute, ohne dass sie es merken (oder merken wollen, da so bequem).

Hierbei querzudenken wäre absolut vonnöten, aber es ist halt einfacher, sich über Gesichtsmasken und Kontaktbeschränkungen aufzuregen. Das ist halt die Freiheit de*s*r geistig überschaubar ausgestatteten Bürger*s*in. (Heißa, das Gendern macht Spaß, besonders im Genitiv.)

 

Rettungsring Digitalisierung

Deutschland leidet, und wie. Wenn’s um den Stand der Digitalisierung geht, dann liegt Deutschland irgendwo im Mittelfeld. Höchstens. Da muss ein Land, dass auf Fortschritt angewiesen ist, ja in tiefem Leid versinken.

Dabei ist die Bevölkerung durchaus aufgeschlossen und vorwärtsgewandt. So hat eine Untersuchung ergeben, dass sich zum Beispiel 99 % der Deutschen eine schnellere Digitalisierung der Schulen wünschen. Wow, da erblassen ja sogar Leute wie Lukaschenko vor Neid. Oder die Wahlexperten der ehemaligen DDR. 99 Prozent, das muss man erst mal einordnen. Unter 100 Deutschen gibt es nur eine einzige Person, der es schnell genug mit der Digitalisierung von Schulen geht.

Doch zuerst sollten wir uns einmal vor Augen führen, was das bedeutet, diese Digitalisierung des Bildungssystems. Klar, da braucht man flächendeckend eine schnelle Internetanbindung. Klar, auch eine gute Ausstattung mit „Endgeräten“ wie Laptops usw. ist unbedingt wünschenswert. Aber das sind eher Randbedingungen, zwar wichtig, aber dennoch nicht mehr als technische Voraussetzungen. Die eigentliche Digitalisierung des Bildungssystems beginnt erst dann, wenn die Infrastruktur und die vorhandene Technik ausgenutzt werden. Und wie überall kann das auf verschiedene Weisen erfolgen, mit einer Spannweite, die von schädlich oder gar zerstörerisch bis hin zu äußerst gewinnbringend reicht.

Im Schul- und Bildungssystem geht es im wesentlichen um vier Bereiche, die für die Digitalisierung erschlossen werden können:

1. Organisation. Das betrifft Dinge wie Stundenpläne, Lehrereinsätze, Raumbelegungen, Lehrmittelverwaltung, Schüleranmeldungen usw. Es sind vornehmlich Verwaltungsaufgaben, die durch die Digitalisierung erheblich optimiert werden können. Die dafür erforderlichen Daten sind größtenteils unkritisch. Ob dafür jedoch ein schneller Internetanschluss gebraucht wird, ist allerdings fraglich.

2. Digitalisierung der Unterrichtsmethodik. Hier könnte man auch von einer Objektivierung des Unterrichts sprechen, bei der der Computer oder das Tablet mehr und mehr die Funktion von Lehrerinnen und Lehrern übernehmen. Inwieweit das für die Schüler ein Gewinn ist, muss noch geklärt werden. Erfahrungen mit anderen Formen des objektivierten Unterrichts wurden ja bereits gesammelt und sollten in die Überlegungen einfließen. Es sei an die „programmierte Unterweisung“ (60er-70er Jahre) oder an die Sprachlabore erinnert.

3. Digitalisierung der Didaktik. Klar, das Internet und die digitale Datenverarbeitung sind aus der Welt nicht mehr wegzudenken und müssen deshalb thematisiert werden. Dabei geht es nicht um die Bedienung von Smartphones oder Laptops; diesbezüglich werden die Schüler den Lehrern schon beibringen, wie das geht. Nein, es müssen vor allem die Folgen der Digitalisierung und die kaum wahrzunehmende, unterschwellige Manipulationsgefahr Gegenstand und Ziel des Unterrichts sein. Oder die Bedeutung des Datenschutzes. Programmierkenntnisse können helfen, die Funktion von Algrithmen, vor allem auch deren Wirkung, zu verstehen.

4. Digitalisierung der Leistungsbeurteilung. Bis jetzt noch ist es Aufgabe der Lehrer, Schülerleistungen zu bewerten. Wirklich objektive und allgemein vergleichbare Leistungskriterien gibt es (noch) nicht. Subjektive Beurteilungsfaktoren oder auch der Druck seitens der Elternschaft verfälschen zudem die schulische Leistungsbeurteilung. Dabei hängt sehr viel vom Schulzeugnis ab. Somit ist es nur logisch, dass über digitale Möglichkeiten der Leistungserfassung nachgedacht wird. Es geht primär um Schülerleistungen, sekundär aber auch um die Leistungsfähigkeit von Schulen und den vor Ort praktizierten Methoden. All das legt die zentrale Erfassung von Schülerleistungen nahe, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle Leistungsdaten lückenlos erfasst und auf zentralen Servern gesammelt werden. Dort stehen sie dann für weitere Auswertungen zur Verfügung, etwa für die Berufswahl oder die Gewährung von individuellen Fördermitteln.

Eigentlich müsste jetzt noch ein 5. Punkt folgen, nämlich die zentrale Erfassung von Verhaltensdaten. Aber den Punkt lasse ich mal aus. Jedenfalls soltle sichtbar werden, dass Digitalisierung von Schulen mehr ist als Glasfaser und Klassensätze von Laptops. Es sollte ebenfalls deutlich sein, dass das ein äußerst komplexes und in vielen Bereichen auch gefährliches Unterfangen ist. Hier ist nicht Tempo, sondern sorgfältiges Vorgehen gefragt. Und wenn man nun hört, dass 99 % der Bürger ein schnelleres Vorgehen wünschen, dann wird man natürlich stutzig. Haben die Bürger keine Ahnung, was mit der Digitalisierung verbunden ist?

Es gibt noch eine andere Erklärung für diese unfassbare Zahl. Jede Befragung kann durch geschickte Fragestellungen zu einem weitgehend beliebigen Ergebnis gelenkt werden. Da drängt sich natürlich die Frage nach dem Fragesteller auf. Sicher, viele Befragungen (wahrscheinlich sogar die meisten) sind so ausgelegt, dass sie ein weitgehend aussagekräftiges Bild ergeben (sollen). Aber Werte von 99% sind dabei höchst unwahrscheinlich. Solche Extremwerte entstehen nur, wenn es sich um offensichtliche Tatsachen handel, die eigentlich keiner Befragung bedürfen – oder wenn bestimmte Inerteressn dahinterstehen, Interessen machtpolitischer, ideologischer oder kommerzieller Art.

Kurz: Die Befragung mit dem 99%-Ergebnis wurde von der Bitcom in Auftrag gegeben. Das ist der Interessenverband der Digitalwirtschaft.

Aha.

 

 

Gendersprache – Lösungsvorschläge

Egal, wie man das sprachliche Gendern anstellt, es ist entweder lästig („liebe Teilnehmer und Teilnehmerinnen, Zuhörerinnen und Zuhörer, Ehrengäste und Ehrengästinnen“) oder einfach nur peinlich und widerlich („liebe Zuhörer * Innen und Teilnehmer * Innen“). So abstoßend aber das Sternchengendern mit dem abgetrennten „Innen“ auch sein mag, einen Vorteil hat es: Es verdeutlicht die Unmöglichkeit, die deutsche Sprache flüssig und doch gendergerecht (was immer das heißen mag) zu gestalten. Zu unangenehm ist diese Unterbrechnung, zu unvollkommen das Bemühen, allen Geschlechtern gerecht zu werden, zu rissig die dazu erforderlichen grammatischen Strukturen.

Also doch keine gendergerechte Sprache? Ach was, natürlich sollten wir nicht aufgeben. Um etwas zu erreichen, muss man zuerst mal die Hindernisse erkennen und aus dem Weg räumen. Die Hinternisse zeichnen sich doch in aller Deutlichkeit ab: Es ist das grammatische Geschlecht, das überhaupt nicht zum biologischen Geschlecht passen will. Ja, wenn es nur um Personenbezeichnungen ginge, dann wäre vielleicht noch was machbar, aber das grammatische Geschlecht durchdringt ja die gesamte Sprache; es steckt in den Nomen, in den Artikeln, in etlichen Pronomen.

Und deshalb mein Vorschlag Nummer eins: Bringen wir doch alle Wortbildungen, die je nach grammischem Geschlecht unterschiedlich ausfallen, auf eine einzige, geschlechtsneutrale Form. Also keine „…innen“ mehr, kein „der oder die“ mehr, keine „eine oder meine“ mehr usw. Sicher, kein leichtes Unterfangen, aber das glatte Ergebnis wird die zu erwartende, jahrzehntelange Mühe lohnen. Im übrigen können wir uns ja an der englischen Sprache orientieren. „Mein Mädchenfreund“, das klingt doch gar nicht schlecht, oder?

Und damit auch gleich zu meinem zweiten Vorschlag, eine ultimative Lösung: Führen wir doch verbindlich das Englisch als offizielle Amtssprache ein. Was sollen wir Deutschen noch mit einer Sprache, die sich für das extrem wichtige Anliegen einer formal-gendergerechten Formulierung nicht wirklich eignet? Wir können die deutsche Sprache in ihrer reinen, aber leider diskriminierenden Form ja konservieren und als Kulturerbe einbalsamieren. So wie Latein.

Doch nun höre ich schon die Proteste: Was für ein Frevel, die deutsche Sprache, dieses kostbare Kulturgut, einfach beiseite zu schieben. Habe ich Kulturgut gehört? Das Gendersternchen ist dabei, dieses Gut nachhaltig zu zertrümmern. Sollte es sich fest in der Sprache einnisten, dann gibt es nichts Wertvolles mehr zu bewahren.

Also halblang bitte. Im übrigen ist die „Transformation“ vom Deutschen ins Englische ohnehin schon weit fortgeschritten. Hören wir uns nur mal die Sprache in der Werbung, im Einzelhandel (speziell Bekleidung), in der Industrie oder in den Manager-Etagen der deutschen Konzerne an. Pardon, Korrektur: Beim Managerkauderwelsch handelt es sich um eine Fachsprache, so wie bei den Ärzten. Fachsprachen sind kein Kulturgut, weil sie nicht auf allgemeine Verständlichkeit ausgelegt sind. Sicher, sie dienen dem fachlichen Informationsaustausch, sollen aber auch elitäre Gruppen abgrenzen und Außenstehende in Unwissenheit lassen. Gab’s früher schon, nämlich als der Kleraus sich von den ihnen ausgelieferten Laien durch Latein abgrenzte.

Jana Pareigis und das leidige Gendersternchen

Es war ein regelrechtes Highlight, als Jana Pareigis zum ersten Mal eine Heute-Sendung moderierte. Ja, es tat gut, wie sie frisch und souverän zur Sache ging. Dazu noch ihre unverkennbare Migrations-Herkunft. Toll. Ich hatte auf der Stelle eine neue Lieblings-Moderatorin, und ich war bestrebt, keine ihrer Sendungen zu verpassen.

Dann, nach einigen Sendungen, der Hammer: das erste Sternchengendern. Welche Sorte von *Innen sie ansprach, weiß ich nicht mehr, jedenfalls zuckte ich zusammen und starrte ungläubig auf den Bildschirm. Die auch?  dachte ich, und alle Hoffnungen, die ich in die Neue gesetzt hatte, fielen in sich zusammen.

Einige Folgesendungen, die ich anfangs noch riskierte, wiesen die Pareigis sogar als eifrige Sternchen-Genderin aus; kaum noch eine Sendung, wo sie nicht mindestens einmal den *Innen-Schluckauf praktizierte. Und da Pareigis zu einer eher spitzen Artikulation neigt, fallen die *Innen-Worttrümmer besonders scharfkantig und verletzend aus.

Das war’s dann wohl. Wenn Janas Gesicht auf dem Bildschirm auftaucht, schalte ich fast panikartig einen anderen Kanal ein – oder ich verlasse den Raum. Die Sprache, dieses elementarste und wichtigste Kulturgut, ist mir zu wertvoll, um ihrer Zerstörung zuhören zu können.

Ich glaube, die eifrigen Sternchengender*Innen wissen gar nicht mal, worum es wirklich geht, sie gendern einfach im Chor der Superschlauen mit. Wenn ich das (berechtigte !) Anliegen des Genderns richtig verstehe, dann geht es doch wohl darum, Diskriminierung, also das Absondern von bestimmten Gesellschaftsgruppen zu vermeiden. Anders herum: Es soll die Integration in eine Gesellschaft mit gleichen Rechten für alle Mitglieder fördern. Sprachlich wird man am einfachsten diesem Anliegen gerecht, wenn Begriffe benutzt werden, die auf alle Personen zutreffen. Wenn man zum Beispiel von den Passanten an einer Straßenkreuzung spricht, dann ist ja wohl jedem klar, dass sowohl weibliche als auch männliche  Verkehrsteilnehmer gemeint sind. „Passanten“ ist also ein integrierender, geschlechtsneutraler Begriff. Vielleicht sollte man das grammatische Konstrukt des „generischen Maskulinums“ durch ein „generisches Neutrum“ ersetzen, dann wäre schon viel gewonnen.

Auch wenn man die Doppelform des Plurals verwendet, also von „Passantinnen und Passanten“ spricht, ist das in Ordnung, denn die Konjunktion „und“ verbindet ja die beiden Wörter und wirkt somit integrierend. Dass es nur wenige Fälle gibt, wo die doppelte Pluralform sinnvoll oder gar notwendig ist, sei hier nur am Rande erwähnt.

Ganz anders der Genderstern. Er reißt auseinander, zerstückelt Wörter, ohne dass sich aus den Bruchstücken immer vollständige Begriffe rekonstruieren lassen. Das Gendersternchen integriert nicht, sondern diskriminiert. Außerdem regt dieser immerhin noch geregelte Sprachmissbrauch zu einem Umgang mit Sprache an, der zu absurden Sprachkonstrukten führen kann. So sprach eine Reporterin im Fernsehen von einer „Kanzlerinnenschaft“. Nein, ich habe mich nicht verhört; dieses Wort ist tatsächlich gefallen. Ob vielleicht noch ein unausgesprochendes Sternchen darin steckte, kann ich nicht sagen, spielt auch keine Rolle. Sprache zum Kotzen.