Eine Uhr mit dem Metallbaukasten
Ich möchte vorwegschicken, dass ich vor einigen Jahren bereits einmal versucht habe, eine Pendeluhr mit Hemmung hinzubekommen, und zwar ausschließlich mit Mitteln des Metallbaukasten. Na ja, als gelungen kann ich das Experiment nicht bezeichnen. Das Uhrwerk schaffte es gerade mal 20 - 30 Sekunden, dann hakte es wieder irgendwo und blieb stehen. Mit der Möglichkeit, Spezialteile mit dem 3D-Drucker herzustellen, änderte sich schlagartig die Lage. Ich schaute mir vor kurzem die Konstruktionsmerkmale einer klassischen Graham-Hemmung an, wozu es im Netz eine große Anzahl von Zeichnungen und Abbildungen gibt. Dann mussten einige Konstruktionszeichnungen auf dem Papier hergestellt werden, schön analog mit Geodreieck und Zirkel. Die Maße und Formen übernahm ich dann, um die Modelle für den 3D-Drucker zu gestalten.
Wer die Bilder betrachtet, wird vielleicht die Zeiger vermissen. Stimmt, insofern ist es keine Uhr im eigentlichen Sinne. Es ging mir ausschließlich um die Hemmung.
Hier sieht man den Anker mit den beiden eingeklemmten Palettenstiften und dem großen, blauen Hemmungsrad. Die relativ große Masse des Ankers, der ja mit dem Pendel verunden ist, ist nicht ganz unproblematisch. Sie verlegt den Schwerpunkt des Pendels nach oben, wodurch sich eine deutlich höhere Schwingfrequenz ergibt. Um einen Sekundentakt hinzubekommen, musste das Pendel um einiges verlängert werden.
Dieses Bild zeigt einige weitere Teile, die mit dem 3D-Drucker hergestellt wurden. Die grünen Zahnräder haben einen doppelt so großen Zahnabstand wie die Original-Zahnräder von Märklin. Sie können deshalb ganz lose ineinandergreifen und entsprechend glatt laufen, ohne dass ein Überspringen zu befürchten ist. Das rote Bauteil ist eine Art Ratsche mit Sperrklinke und Feder im Inneren. Das Teil macht das Aufziehen der Uhr einfach: Man braucht nur die Kurbel nach rechts zu drehen. Schließlich ist auch die Schnurtrommel "gedruckt".
Am Schluss noch ein kurzes Video, das die Uhr in Akion zeigt. Die Laufzeit beträgt übrigens etwa drei Stunden, dann ist das Gewicht auf dem Fußboden angelangt. Smartphonebenutzer mögen mir verzeihen, wenn das Video nicht vollständig zu sehen sein sollte. Die Videowiedergabe ist noch nicht für responsives Design eingerichtet. Und, um ehrlich zu sein, ich habe langsam keine Lust mehr, wegen dieser Scheißdinger mit dem Minidisplay jede einzelne Seite auf den Kopf zu stellen.