Rund ums "Nasse Dreieck"
Ich möchte diesen Beitrag mit etwas Heimatkunde verknüpfen. In unmittelbarer Nähe unserer Wohnung befindet sich das "Nasse Dreieck", das ist die Stelle, wo der Mittelland-Kanal vom Dortmund-Ems-Kanal abzweigt. Es leuchtet ein, dass die Kanäle nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch große Teile der wirtschaftlichen Struktur prägen, zumal es sich bei ihnen um intensiv befahrene Wasserstraßen handelt.
In jedem der drei Kanalarme liegt, etwa 4-8 km vom "Nassen Dreieck" entfernt, ein Hafen. In Rheine-Kanalhafen werden u.a. Natursteine gelöscht, während es im Dörenther Hafen hauptsächlich um Sand und Kies der verschiedensten Körnungen geht. Der in Ibbenbüren angesessene Baustoffhandel Bergschneider hat hier eines seiner Lager. Am stärksten ist wohl der Hafen in Uffeln frequentiert, wo der genannte Baustoffhandel ebenfalls präsent ist. Daneben werden noch Chemikalien für die in unmittelbarer Nähe des Hafens gelegenen chemischen Werke umgeschlagen.
Vom Kanalhafen Uffeln führt eine Bahnlinie zur Zeche Oeynhausen nördlich von Ibbenbürem, die sogenannte "Zechenbahn". Die Schachtanlage ist eine von mehreren Zechen auf den Schafbergen, wo die wertvolle Anthrazitkohle abgebaut wurde. Der Abbau ist nicht mehr rentabel und außerdem politisch unerwünscht, so dass bis auf eine letzte Schachtanlage inzwischen alle Zechen geschlossen wurden. In wenigen Jahren wird der Ibbenbürender Steinkohleabbau endgültig Geschichte sein. Etwas anders verhält es sich mit dem Kraftwerk direkt neben dem Oeynhausenschacht, das zu den modernsten Kohlekraftwerken in Europa gehört und noch weiterhin betrieben werden soll. Wenn aber die letzte Zeche, der Nordschacht, nicht mehr fördert, muss die Steinkohle von weither zum Kraftwerk transportiert werden. Dann könnte die Zechenbahn neu belebt werden. Ob diese an und für sich vernünftige Lösung aber Realität wird, ist noch nicht sicher.
Vielleicht noch ein kleiner Hinweis für diejenigen, die mal in unsere Gegend kommen und gerne wandern. Dörenthe liegt an der B218, das ist die Verbindungsstraße von Ibbenbüren nach Saerbeck. Dort, wo diese Straße über den "Teuto" hinwegführt, befinden sich in unmittelbarer Nähe die Dörenther Klippen und das sagenumwobene "Hockende Weib". Es ist der bekannte Hermannsweg, der an den Klippen vorbeiführt, und das Hockende Weib ist ein guter Startpunkt für eine mehrtägige Wanderung bis zum Hermannsdenkmal in der Nähe von Detmold.
Der Kanalhafen in Ibbenbüren-Dörenthe
Der Kran, den ich mit dem Metallbaukasten nachgebaut habe, steht im Hafen Dörenthe. Na ja, Nachbau ist vielleicht zu viel gesagt. Es ist wohl eher ein Modell, das in Anlehnung an den Dörenther Kran entstand, weit entfernt von einer maßstabgerechten Umsetzung. Doch werfen wir zunächst einen Blick auf den Original-Kran und den Hafen.
Es ist unschwer zu erkennen, was hier umgeschlagen wird. - Das Gebäude im Hintergrund diente mal als Speicher, wurde aber vor einigen Jahren in eine Kunst- und Kulturstätte umfunktioniert. In diesem "Kulturspeicher" finden hauptsächlich Kreativveranstaltungen und Kunstausstellungen statt. - Ganz im Hintergrund, kaum von den Bäumen zu unterscheiden, sieht man den Höhenzug des Teutoburger Waldes, der nicht weit von hier mit seinem letzten Ausläufer im norddeutschen Flachland "versickert".
Im Zentrum des Hafens steht der Kran. Die kompakten Elemente sind eigentlich nicht für den Nachbau mit dem Metallbaukasten geeignet. Umso größer ist natürlich die Herausforderung. Dennoch müssen Abstriche gemacht werden. So ist z.B. die runde Blocksäulenlagerung nur schwer zu realisieren, und wenn überhaupt, dann nur als Attrappe.
Ähnliches gilt für die senkrechte Säule mit den vielen Details und den relativ komplizierten Seilführungen. Damit sich die Last beim Verstellen des Auslegers einigermaßen waagerecht bewegt, arbeitet das Seilzugsystem mit einem Seilspeicher, der von verschiedenen Lenkern gesteuert wird. Im Modell ist das nicht zu realiseren, wenn die Proportionen nicht völlig aus dem Ruder laufen sollen.
Der einfache Ausleger ist ungewöhnlich lang, vermutlich, um eine große Reichweite zu erhalten. So weit muss das Modell nicht hinlangen. Da der Kran ausschließlich zum Löschen von Schüttgut verwendet wird, baumelt am Ausleger eine große Schaufel, die ganz einfach durch ihr Eigengewicht geschlossen werden kann.
Ein interessantes Detail, das ebenfalls nicht nachgebaut werden kann, befindet sich an der Auslegerspitze: Eine kleine Plattform, von der aus eine Person genau überschauen kann, wohin die Schaufel greift. Ein raffinierter Seilzug sorgt dafür, dass die Plattform beim Heben oder Senken des Auslegers weitgehend waagerecht bleibt und der Mann im Ausguck nicht über die Reling geht. Das im mittleren Bild sichtbare Rad ziemlich unten am Ausleger ist ein Teil dieses Systems.
Schwerpunkte beim Bau des Modells
Wie gesagt, an vielen Stellen mussten schon von vornherein Abstriche gemacht werden. Es stand auch gar nicht der möglichst modellgetreue Nachbau im Vordergrund, sondern mir ging es um folgende Punkte:
- Anstelle der Blocksäulenlagerung sollte eine freitragende Lagerung auf dem großen Rollenlager von Metallus zum Tragen kommen. Das gelang problemlos.
- Der Ausleger sollte mit einer Gewindespindel eingezogen werden. Nach etlichen Versuchen gab ich auf; die Reibung zwischen Spindel und Stellschraube war einfach zu groß. Das heißt nicht, dass dieser Einzugsmechanismus grundsätzlich nicht möglich ist, aber bei diesem Modell ergaben sich immer wieder Probleme, die eine saubere Funktion verhinderten. Am Schluß habe ich die Spindel weggelassen und den Ausleger einfach mit einer Schnur eingezogen.
- Der Greifer sollte wie im großen Original funktionieren. An und für sich ist das Prinzip leicht umzusetzen, doch die Schwierigkeiten stecken im Detail. Damit die Schaufel sauber schließt und sich beim Heben und Senken nicht öffnet, mussen die drei Seilzüge absolut synchron laufen: zwei, um den Greifer zu halten, ein dritter, um den Schließmechanismus anzuziehen oder locker zu lassen. Es gelang, wenn auch mit einem ernormen Aufwand. Siehe dazu die Modellbeschreibung.
- Natürlich sollte der Bock auf Schienen fahrbar sein. Da ich keine gummibereiften Spurräder habe und die glatten Räder wegen des Rutschens für den Antrieb nicht in Frage kamen, entschied ich mich für einen Antrieb von außen, mittels Zugkette.
- Schließlich sollten alle Funktionen motorgesteuert ablaufen. Hier mussten wieder mal einige Fischertechnik-Motoren herhalten.
Das Modell
Die runde Blocksäule hat keine Funktion. Immerhin ist sie so stabil, dass der drehbare Teil des Krans darauf sicher und erschütterungsfrei gelagert werden kann. In dem querliegenden Teil des Bocks befinden sich der Antriebsmotor für das Drehwerk sowie ein starkes Untersetzungsgetriebe.
Unten sind auf jeder Seite 4 Räder mit Gelenken angebracht, und zwar so, dass immer alle Räder Kontakt mit den Schienen haben.
Bei dem großen, blauen Ring wurden außen herum weitere Löcher gebohrt und zurechtgefeilt, so dass das Zahnrad dazu passte. Ein Antrieb über die Mittelachse ist bei den zu bewegenden, erheblichen Massen grundsätzlich nicht geeignet, sondern er muss immer direkt an einer möglichst großen Scheibe erfolgen. Bei diesem Modell funktionierte der Antrieb hervorragend. Der Kran ließ sich gleichmäßig drehen, ohne dass er nachruckelte.
Das Zahnrad stammt übrigens noch aus Restbeständen des alten Mekanik-Systems.
Die Schaufel des Krans hängt an drei Seilen (Schnüren). Die beiden äußeren halten die Schaufel, während die mittlere Schnur die Schaufel schließt, wenn sie im Verhältnis zu den äußeren Schnüren verkürzt wird. Damit die Schaufel beim Heben oder Senken den "Schließzustand" beibehält oder nicht auf einmal schief hängt, müssen die Seile absolut synchron laufen. Das war bei Bau dieses Modells eine ganz erhebliche Herausforderung.
Mit diesem Rollensystem werden die drei Schnüre auf die Umlenkösen im Holzklotz geleitet. Mit der rechten Schnur wird die Schaufel geöffnet bzw. geschlossen. Dazu wird sie mit einem Hebel, an dessen Ende sich eine Rolle befindet (nicht sichtbar) mehr oder weniger verlängert.
Schließlich noch ein Blick auf das gesamte Hubsystem. Drei Fischertechnik-Motoren verrichten hier ihren Dienst. Links der Antriebsmotor für die Seiltrommel und gleichzeitig (über ein Getriebe) für die Spindel, die den Führungsklotz bewegt. Weiter rechts ein kleiner Motor zum Auslenken des Seilzuges, der für das Schließen der Schaufel zuständig ist. Und ganz rechts ein größerer Motor zum Ein- und Ausfahren des Auslegers.
Abschließend noch einmal ein Gesamtblick auf das Modell. Rechts auf der grauen Grundplatte befindet sich der Antriebsmotor, der den Kran auf den Schienen bewegt. Zum Antrieb wird eine umlaufende Kette benutzt.