Der Märklin-Schwimmkran mit Eitech-Material
Der große Schwimmkran von Märklin ist für mich so etwas wie eine Passion. Ich habe ihn nicht weniger als 5 mal gebaut, 3 mal mit Märklin-Mitteln, also weitgehend der Vorlage entsprechend, 2 mal mit Mekanik-Material (siehe Mekanik-Ecke). Jedesmal gab es Änderungen bzw. Verbesserungen im Detail. Da ich das Material für andere Modelle brauchte, habe ich den Kran immer wieder nach einigen Wochen abgebaut. Doch nach 2 oder 3 Jahren verspürte ich eine unbändige Lust, dieses herrliche Modell erneut aufzubauen.
Nun hatte ich das erst Mal mit Eitech zu tun. Ich hatte mir u.a. den Eiffelturm besorgt und nach der Zerlegung dieses sperrigen Modells lag viel Eitech-Material in dem Holzkasten. Ob man damit auch den Schwimmkran nachbauen konnte? Vieles sprach dagegen, denn die Eitech-Bauteile sind nur sehr bedingt mit denen von Märklin, Meccano oder Mekanik vergleichbar.
Die entscheidende Frage war, ob es eine Möglichkeit gab, das Bauprinzip mit der Druckplatte bzw. dem Druckring am Fuß der drehbaren Kranglocke zu realisieren. Das große Rad und der dazu passende große Ring aus dem Märklin(Metallus)-Sortiment waren nicht zu verwenden, da Eitech auf einem kleineren Lochraster beruht (10 mm statt 12.7 mm). Das passte einfach nicht. Andererseits gibt es keine Alternative zu diesem Konstruktionsprinzip, und so musste also mein 3D-Drucker in Aktion treten. Im Zuge des weiteren Aufbaus gab es hier und da noch kleinere Probleme, aber der Einsatz von systemfremdem Material war nicht so gravierend, dass der Nachbau deshalb scheitern musste. Fazit: Ja, mit der selbst hergestellten Druckplatte kann der Schwimmkran selbst mit Eitech-Mitteln nachgebaut werden. Das erste Bild zeigt den Kran als Ganzes.
Der Kran ist etwas kleiner als das Märklin-Original, bedingt durch das kleinere Rastermaß von 10 mm. Die Proportionen entsprechen dem Original-Modell.
Hier ein Blick auf die Kombination aus Druckplatte und Druckring. Das verwendete PLA-Material ist nicht gerade ideal für den Verwendungszweck, und damit es trotzdem funktioniert, müssen die Maße stimmen. Der äußere Ring muss sich leicht drehen lassen, und das noch möglichst spielfrei. Da geht es um Bruchteile von mm. Ich benötigte drei Versuche mit dem 3D-Drucker, bis das Ergebnis zufrieden stellte. - Das grüne Zahnrad, ebenfalls mit dem 3D-Drucker hergestellt, wurde bereits vorher für andere Modelle angefertigt.
Mit der mitunter etwas eigenartigen Bauform des Eitech-Materials muss man erst umzugehen lernen. Winkelschienen mit einer Länge von 10 oder 20 Loch passen nicht unbedingt ins Weltbild eines Märklin-Schraubers. Die roten Platten stammen übrigens nicht von Eitech, sondern von Tronico, einem System, das nahezu komplett mit Eitech kompatibel ist. An die viereckigen Löcher kann man sich gewöhnen.
Damit die Drehung des Krans ohne Ruckeln vonstatten gehen kann, ist eine Dämpfung eingebaut (links im Bild). Eine kleine Platte aus PLA-Material wird mittels einer kräftigen Zugfeder gegen den Zahnkranz gepresst. Das reicht nicht zum Bremsen, dämmt aber sehr wirkungsvoll.
Das Einziehen des Auslegers mittels Flaschenzug ist die beste Methode und hat sich bei allen Kranmodellen bewährt. Das entspricht allerdings nicht der Originalvorlage von Märklin. Wenn man dieser folgt, dann wird das Gegengewicht so justiert, dass sich etwa in Mittelstellung ein Gleichgewichtszustand einstellt. Dabei wird sowohl beim weiteren Ausfahren als auch beim weiteren Einfahren Kraft benötigt. Das sieht zunächst plausibel aus, denn auf diese Weise werden die Kräfte so gering wie möglich gehalten. Aber es funktioniert nicht sauber. Immer, wenn der Ausleger die Mittelstellung erreicht, gerät er auch einen kraftlosen Zustand und beginnt zu schwingen. Die Schwingungen übertragen sich natürlich auf die Lashaken, eine unangenehme Sache. Nur mit einem absolut spielfreien Antrieb, der mit dem Metallbaukasten kaum erreichbar ist, kann dieses Prinzip funktionieren. Beim Antrieb mittels Flaschenzug dagegen wird das Gegengewicht so weit reduziert, dass der Ausleger in allen Stellungen durch sein Eigengewicht nach vorne gezogen wird.
Bei den vielen Rollen musste ich teilweise auf systemfremdes Material zurückgreifen, weil die blauen Eitech-Rollen nicht in genügender Anzahl vorhanden waren.
Der "Ständer", also das feste Stützgerüst, das von unten her in die Kranglocke hineinragt, ist wesentlich für die Stabilität des Krans. Hier darf nichts wackeln oder nachgeben. Es waren mehrere Versuche erforderlich, bis ich die erforderliche Festigkeit mit Eitech hinbekam.
Ein Blick unter das Stützgerüst zeigt das Getriebe zum Drehen des Krans. Die blauen Zahnräder sind original von Eitech, die Kegelräder aber entstammen dem Märklin-Sortiment. Es gibt zwar auch von Eitech Kegelräder, aber die eignen sich nicht. Die viel zu feine Zahnung, zudem das verwendete Kunststoffmaterial - für einen sauberen Betrieb völlig ungeeignet. Die Eitech-Kegelräder sprangen immer wieder über oder hakten, wenn ich sie zu fest aneinanderschob.
Ein Blick auf und in das Maschinenhaus. Drei Motoren sorgen für den Antrieb der beiden Haupthubwerke sowie für das Ein- und Ausziehen des Auslegers. Nur der Lasthaken am Ende des Spitzenauslegers wird mit Kurbel betrieben (eigentlich macht man gar nichts damit). Alle Motoren sind mit Getriebe versehen. Der blaue Motor unten ist von Eitech, ein sehr angenehm arbeitender und auch leicht zu montierender Motor. Die beiden gelben Motoren steckten mal in einem Fahrzeugmodell, das die Funktionen des Arduino Uno demonstrieren sollte. Preiswerte Ware aus China, nicht ganz präzise, aber trotzdem gut funktionierend.
Ich nahm dieses Modell zum Anlass, ein besseres Steuergerät zu bauen. Es entspricht im wesentlichen dem Modul, das bereits bei verschiedenen Modellen zum Einsatz kam, hat aber zwei wesentliche Vorteile (abgesehen von der gefälligeren Bauform): Im Gerät ist eine Stromversorgung eingebaut. Was aussieht wie eine alte 4,5-Volt-Flachbatterie, ist ein Paket aus drei Lithium-Ionen-Zellen, die in Reihe geschaltet sind und so bequem einzeln aufgeladen werden können. Dazu dienen die 4-mm-Buchsen, die außerdem nützlich sind, wenn das Gerät nur als Stromquelle verwendet wird. Der zweite Vorteil ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Es sind die kleinen Jumper oberhalb der Tastenpaare. Damit kann, für jeden Kanal getrennt, die Spannung von 2 Zellen (7,2 V) auf drei Zellen (10,8 V) umgestellt werden. Dadurch können in einem Modell verschiedene Motoren zum Einsatz kommen.
Zum Schluss noch ein anderer Blick auf das gesamte Modell. Zunächst ein kleines Detail: Fast wäre der Bau noch kurz vor Fertigstellung gescheitert, denn es gab keine geeigneten Rollen für die Flaschenzüge. Die blauen Eitech-Rollen erwiesen sich als zu dick und zu klein. Sie passten nicht in den Ausleger und hätten auch ein Verdrillen der Lastschnüre zur Folge gehabt. Hier mussten systemfremde Rollen aus dem Mekanik-Sortiment einspringen.
Der Motor auf der Arbeitsplattform ist für die Drehung des Krans zuständig. Ich hatte ihn zunächst unterhalb des Krangestells versteckt, wodurch der Unterbau aber so groß wurde, dass die Größenverhältnisse aus den Fugen gerieten. Warum eigentlich? dachte ich mir. Es handelt sich ja nicht um das Sonnendeck eines Luxusliners, sondern um eine Arbeitsplattform, und da darf ruhig mal eine sichtbare Welle drehen oder irgendetwas herumliegen. Also schraubte ich den Motor ganz einfach auf die Arbeitsplattform.
Fazit: Die Frage, ob man den großen Schwimmkran mit Eitech-Mitteln bauen kann, ist mit einem Jein zu beantworten. Ja, es geht, aber nur unter der Voraussetzung, dass einige Spezialteile hinzukommen. Dazu zählen neben der Druckplatte und dem Druckring vor allem größere und flachere Seilrollen. Und natürlich sollte sich Eitech bemühen, solide Kegel-Zahnräder mit einer vernünftigen, nicht zu kleinen Verzahnung ins Sortiment aufzunehmen.
Bleibt abschließend noch zu erwähnen, dass dieser (sechste) Nachbau des Märklin-Modells am besten von allen funktionierte. Das lag natürlich nicht am Eitech-Material, sondern an den Erfahrungen, die ich bei jedem Nachbau sammeln konnte.