Die große Radschaukel
Man kann auch "Riesenrad" dazu sagen, doch weil es sich hier in großen Teilen um den Nachbau eines Modells aus dem Märklin-Anleitungsbuch handelt, übernehme ich die dort gewählte Bezeichnung. Irgendein Leser meiner Webseite hatte vor einiger Zeit - nicht ganz ohne Ironie - angefragt, wann ich denn gedenke, ein Riesenrad vorzustellen. Das gehöre doch zum Standardprogramm eines jeden, der sich mit Metallbaukästen beschäftigt. Recht hat er, so ein Riesenrad eignet sich wirklich hervorragend, und natürlich habe ich das eine oder andere schon gebaut, wenn auch nicht das ganz große mit 16 Gondeln. Aber veröffentlichen wollte ich diese Modelle nicht. Bis ich zufällig am Schaufenster einer Apotheke in einer münsterländischen Kleinstadt vorbeikam und dort eben jenes Riesenrad sah. Die Farbe war schon abgeblättert, die Eisenteile halb verrostet. Aber es drehte sich, und offensichtlich handelte es sich um ein Modell, das in den Nachkriegsjahren von Märklin zur Verfügung gestellt wurde, eigens für die Schaufenster von Spielzeugläden.
Klar, dass ich wie gebannt auf das Modell schaute, in welchem natürlich kleine Spielfiguren saßen. Und ich war nicht der einzige Betrachter. Mehrere Kinder rissen sich förmlich von ihren Eltern los (es war ein Sonntagnachmittag) und stürzten sich begeistert auf das Schaufenster. Kinder, die sich ihre Nasen an einer Schaufensterscheibe platt drückten, die völlig hingerissen waren, wann hatte ich sowas das letzte Mal gesehen? Da wusste ich, dass ich dieses Modell demnächst mal bauen und auf meiner Internetseite vorstellen würde. Hier ist es:
Das Modell hält sich zwar weitgehend an die Vorlage, übernimmt aber nicht deren offensichtliche Schwachstellen. Dazu gehören die Speichen, die in der Original-Bauanleitung im inneren Teil (zwischen innerem Ring und Nabe) aus Schnüren bestehen. Das ist ein Gefummel, dem ich mich von vornherein nicht aussetzen wollte. Der zweite, entscheidende Unterschied: Das Modell in der Vorlage wird über die Achse angetrieben, was bei der enormen Masse nur mit argem Ruckeln funktionieren kann - wenn überhaupt. Bei meinem Modell erfolgt die Kraftübertragung auf ein relativ großes Kettenrad, das unmittelbar mit dem drehbaren Teil des Riesenrades verschraubt ist. Und natürlich ist ein Kettenspanner eingebaut, mit dessen Hilfe die Spannung der Antriebskette jederzeit sauber justiert werden kann.
Das folgende Bild zeigt dieses Kettenrad, gleichzeitig die Schleifräder, um die Lämpchen am Rad mit Strom versorgen zu können. Die Schleifräder sind von Fischertechnik, die Schleiffedern steckten mal in einem Relais der alten Bundespost.
Nachfoldend ein Blick in den Eingangsbereich mit Kassenhäuschen. Bei solchen Details geraten die Größenverhältnisse durcheinander, aber Phantasie vermag viel, auch richtige Proportionen vorzutäuschen. Der Metallbaukasten verlangt Phantasie, im Gegensatz zu deteilgetreuem Plastikspielzeug - und fördert Phantasie.
Nun ein Blick in die Antriebstechnik. Der Motor ist von Metallus, und das nachfolgende Getriebe muss sehr stark untersetzen, um eine einigermaßen realistische Drehgeschwindigkeit zu erzielen.
Die Beleuchtung gibt dem Modell den letzten Schliff. Wenn sich das Rad dreht und die Raumbeleuchtung ausgeschaltet ist, werfen die vielen Streben bewegliche Schatten an die Wände. Es entsteht ein Eindruck von enormer atmosphärischer Dichte. Für mich ist es unvorstellbar, anstelle der Glühlämpchen die leichter zu handhabenden LEDs einzusetzen.