Entwicklung eines Traktormodells
Traktoren oder Schlepper oder auch Trecker, wie man bei uns sagt, eignen sich sehr gut für den Metallbaukasten. Die Modelle sind kompakt und stellen keine großen Anforderungen, was das Äußere anbetrifft. Außerdem lassen sie sich gut ergänzen, z.B. mit Anhängern, Landmaschinen usw. Wichtig ist natürlich eine gut funktionierende Lenkung. Im folgenden möchte ich ein Modell vorstellen, das ich zunächst dem Traktormodell aus dem Märklin-Baukasten "Landmaschinen" nachempfunden habe, dann aber weiter entwickelt habe. Wobei "Entwicklung" nicht als großer schöpferischer Akt zu verstehen ist, sondern nur als Hinweis darauf, dass es eine Reihe kleiner Verbesserungen gab, bis das Modell schließlich zufrieden stellte.
Das Originalmodell
Die "orange" Baukastenreihe war bestimmt kein Highlight; gleichwohl fand ich es interessant, das eine oder andere Modell nachzubauen.
Bemerkenswert ist die Lenkung: Die Achse zur Auslenkung der Spurstange ist starr mit derselben verbunden. Der rechte Stellring ist drehbar mit dem Zahnrad verbunden und gleitet auf der Achse.
Diese Konstruktion machte auf mich keinen Vertrauen erweckenden und stabilen Eindruck. Umso gespannter war ich darauf, ob und wie die Lenkung sich in der Praxis bewährte. Deshalb habe ich sie zunächst 1 : 1 nachgebaut, doch meine Vorbehalte waren berechtigt, denn die Achse löste sich immer wieder von der Spurstange. Mit dem Stellring war sie einfach nicht hinreichend zu befestigen, in meinen Augen eine Fehlkonstruktion.
Die Proportionen des Modells sind keineswegs stimmig: Die Motorhaube ist zu lang geraten und zu weit nach vorne geschert, die Hinterräder sind arg klein, die Lenkachse steht zu senkrecht. Trotzdem macht das Modell einen sympathischen und irgendwie auch eleganten Eindruck und hat einen guten "Erkennungswert", was bei Metallbaukasten-Modellen nicht immer der Fall ist.
Der Grund ist m.E. in der Linienführung zu suchen. Die typischen Linien eines alten Deutz-Traktors sind gut getroffen, in gewisser Weise sogar karikaturistisch überbetont. Da die Motorhaube an den Seiten offen ist, kommen die Linien besonders zur Geltung. Verkleidungsplatten an falschen Stellen haben schon manches Metallbaukasten-Modell versaut. Die Betonung von Linien und die Zurückhaltung bei Flächen wirken sich bei den meisten Modellen positiv aus.
Das Ergebnis ist nun eine fast ideale Lenkung: leichtgängig, stabil, dauerhaft funktionsfähig, mit angenehmer Untersetzung und überraschend wenig Spiel, so dass sogar ein wenig der Eindruck von Präzision entsteht.
Neubau des Traktormodells
Dieses Modell hat auf den ersten Blick sehr viel Ähnlichkeit mit dem Original-Modell, basiert aber auf einem ganz anderen Chassis. Die Lenkung wiederum ist dieselbe. Durch die etwas größeren Kotflügel (immer noch Stummelkotflügel) wirkt das Modell ein wenig vollständiger.
Eine etwas kleiner und leichter gebaute Kabine lässt das Modell schon weniger plump erscheinen. Nun liegt das Lenkrad zwar komplett draußen, aber was soll's!
Im übrigen lässt sich die Kabine schnell entfernen oder auch wieder anbauen: Nur zwei leicht zugängliche Schrauben.
Das macht einmal mehr deutlich, dass der Antrieb über eine Achse schon mittleren Kräften nicht standhält, wenn ungünstige Hebelverhältnisse vorliegen. Kurz und gut: Die Lochscheibe an der Seite ist fest mit dem Chassis verschraubt, und der Arm des Frontladers wird in der gewünschten Position fixiert, indem man eine Schraube lose hineinsteckt.
Verbesserungen
Der Traktor war längere Zeit "in Betrieb", und so blieb es nicht aus, dass ich im Laufe der Zeit einige kleinere Verbesserungen vornahm.
Die Proportionen wurden dadurch deutlich besser, aber nun passten die unterdimensionierten Stummel-Kotflügel überhaupt nicht mehr.
Die größer dimensionierten Kotflügel machen das Modell insgesamt stimmiger. Wenn nun noch die Motorhaube etwas kürzer wäre ... Aber das wird dieser Traktor nicht mehr erleben, denn seine Bestandteile stecken inzwischen in einem anderen Modell.