Die Emfindlichkeit von Film oder Sensor bei der Belichtung
Neben Blende und Verschlusszeit spielt die Empfindlichkeit der lichtempfindlichen Komponente eine wesentliche Rolle. Je höher die Empfindlichkeit, desto weniger Licht ist erforderlich, um ein ordentlich belichtetes Bild zu erhalten. Eine höhere Empfindlichkeit hat grundsätzlich einige Vorteile: die Blende kann weiter geschlossen werden und/oder die Belichtungszeit kann kürzer gewählt werden. Beides ist nicht immer, doch meistens erwünscht.
Die Empfindlichkeit ist ein festes Merkmal von Film oder Sensor. Beim Film war das offensichtlich; wollte man eine höhere Empfindlichkeit, z.B. um in einer Extremsituation fotografieren zu können, musste man von vornherein den geeigneten Film einlegen. Auch ein Sensor in einer Digitalkamera hat eine feste, unveränderliche Empfindlichkeit. Allerdings kann man nicht einfach den Sensor austauschen; hier wird die gewünschte Empfindlichkeit durch eine nachgeschaltete, einstellbare Verstärkerstufe simuliert.
So wie Belichtungszeit und Blende genormt sind und deshalb reproduzierbare Ergebnisse gewährleisten, gibt es auch für die Empfindlichkeit eine Norm. Die älteste ist die DIN-Norm (Deutsches Institut für Normung). 18 DIN bedeutete eine mittlere Empfindlichkeit. Filme dieser Empfindlichkeit waren Universalfilme, die am häufigsten eingesetzt wurden. Ein Film von 24 DIN war schon wesentlich empfindlicher und für schwächeres Licht geeignet. Der Unterschied von 6 DIN zwischen den beiden genannten Empfindlichkeiten entspricht 2 Belichtungsstufen. Pro Belichtungsstufe ergibt sich demnach eine Differenz von 3 DIN. Während die DIN-Skala linear ist (15 - 18 - 21 - 24 - 27 ...), folgt die davon abhängige Belichtung dem Verdopplung-Halbierungs-Prinzip. Damit fügt sich die Empfindlichkeit nahtlos in das System der Belichtungsparameter ein.
Die DIN-Angabe für die Filmempfindlichkeit war allgemein verbreitet, als deutsche Produkte in der Fotografie noch ein Wort mitzureden hatten. Irgendwann kam die Ablösung: im japanischen Raum war es Fuji mit seinen Filmprodukten, während von USA aus Kodak sehr dominant in den Weltmarkt eingriff. Damit kam auch ein anderes Empfindlichkeitsmaß zum Tragen, der ASA-Wert (American Standard Association). Im Gegensatz zur linearisierten DIN-Skala verwendet das ASA eine Verdopplung-Halbierungs-Skala, ähnlich wie bei der Belichtungszeit. Und auch hier bedeutet der Faktor 2 eine Belichtungsstufe. Die ASA-Reihe geht folgendermaßen: 25 - 50 - 100 - 200 ... ASA. Dabei entsprechen 50 ASA 18 DIN, 100 ASA 21 DIN usw. Im Grunde also verschiedene Namen für dasselbe Ding.
Irgendwann, ich glaube noch in der Analogzeit, wurde der ISO-Wert eingeführt. Der bringt aber nichts Neues, sondern kombiniert einfach nur den ASA- und den DIN-Wert. Beispiel ISO 100/21°. Meistens wird nur der ASA-Wert angegeben. ISO 400 ist also dasselbe wie 400 ASA.
Im Zusammenhang mit Digitalkameras wird durchgängig mit ISO-Werten gearbeitet, doch hier ist größte Vorsicht angebracht. Seit einigen Jahren halten sich die Kamerahersteller nicht mehr an die Normen, oder - besser gesagt - sie verwenden Normen, die gerade ihre Kameras in einem besonders guten Licht erscheinen lassen. Das geht deshalb, weil die weltbeherrschenden Konzerne in der International Standard Organisation (ISO) vertreten sind und maßgeblich an den Normen mitwirken. Die komplizierten Vorgänge in einem elektronischen Sensor liefern genügend Argmumente, um neue, vorteilhafte Messverfahren einzuführen und als Normen zu verkaufen, die es dann natürlich nicht mehr sind. Viele aktuelle Digitalkameras sind z.B. mit Sensoren ausgestattet, die von Sony hergestellt werden. Sony wiederum ist ein Schwergewicht, wenn es um die Mitsprache in einem Normenausschuss geht.
Es hat den Anschein, dass die Sensorempfindlichkeit nicht mehr verlässlich bei der Belichtung berücksichtigt werden kann. Allerdings spielt das keine Rolle, wenn man die Belichtungsautomatik der Kamera bemüht. Schlimm äußert sich dieses Wischi-Waschi allerdings, wenn man manuell belichtet und dazu einen präzisen Handbelichtungsmesser verwendet. Der liefert immer noch die besten Ergebnisse, vor allem bei besonderen Hell-Dunkel-Verhältnissen im Motiv. Hier bleibt nichts anderes übrig, als einige Testbelichtungen zu machen und dann Belichtungsmesser und Kamera aufeinander abzustimmen. Die Unterschiede können deutlich ausfallen. Wenn z.B. der Handbelichtungsmesser auf ISO 100 eingestellt ist, muss die Einstellung an einer Fuji-X-Kamera etwa ISO 300 betragen, damit die Blichtungsparameter des Belichtungsmessers übernommen werden können. Oder umgekehrt: Um mit einer Kameraeinstellung von ISO 200 arbeiten zu können (Normalfall), muss am Belichtungsmesser etwa ISO 60 eingestellt werden.
An dieser Stelle möchte ich kurz auf das "isolose Fotografieren" hinweisen, dass mit einigen modernen Sensoren möglich ist und demnächst evtl. viele Belichtungsregeln über den Haufen werden könnte. Aber das ist ein komplexes Thema für sich.