Fuji-Kameras und die RAW-Entwicklung


Eigentlich sind für das im folgenden angesprochene Problem nicht primär die Fuji-Kameras verantwortlich, sondern vielmehr Adobe-Photoshop bzw. das Camera-Raw-Modul ACR. Doch weil das Problem möglicherweise nur im Zusammenhang mit Fuji-Kameras auftritt, will ich die Sache auf Fuji beziehen.

Nachdem ich mir vor kurzem eine Fuji X-T1 zugelegt hatte, wollte ich auch das Raw-Format nutzen, das bisher von mir kaum beachtet worden war. Sicher, Photoshop in verschiedenen Versionen und vor allem auch das Camera-Raw-Modul ACR von Photoshop waren mir durchaus vertraut, aber grundsätzlich im Raw-Format zu fotografieren, dazu konnte ich mich bisher nicht durchringen. Das sollte mit der X-T1 nun anders werden.

Doch zunächst mal gab es nur Misserfolge. Die Raw-Bilder aus der Fuji wurden von allen Photoshop-Versionen, zu denen ich Zugriff hatte (vornehmlich also Elements-Versionen), schlicht und einfach nicht als gültige Bilddateien erkannt und infolgedessen nicht mal angezeigt. Nun ist das ja so eine Sache mit Raw. Es gibt zur Zeit - grob geschätzt - etwa 500 verschiedenen Kameramodelle, die Raw anbieten, und da auch die kleinsten Entwicklungsschritte in die Raw-Behandlung eingearbeitet werden, sollte die Zahl der verschiedenen RAW-Formate nicht viel kleiner ausfallen. Keine Frage, dieser Wirrwar ist eine höchstgradige Absurdität, und dass die Hersteller sich nicht auf ein einheitliches Format einigen können, kann nur als ein Indiz für die derzeitige, völlig überhitzte Marktsituation gesehen werden. Aber es ist die Realität.

Und so machte ich mich auf die Suche nach Angaben, ob und wieweit das Fuji-Raw-Format überhaupt von Adobe unterstützt wird. Dass Adobe es nicht leicht hat, bei diesen vielen Raw-Formaten hinterherzukommen, ist klar. Dennoch war ich überrascht, als ich die von Adobe veröffentlichte Liste der unterstützten Kameras las. Keine der aktuell verbreiteten Photoshop-Versionen, bis einschlielich CS6, unterstützt das Raw-Format der X-T1. D.h. es geht vielmehr um die ACR-Module, die mit den Photoshop-Versionen ausgeliefert werden. Auch Lightroom 5.3 ist noch nicht frisch genug. Zum Glück lassen sich die Raw-Module innerhalb der Haupt-Versionsnummern updaten, und mit den allerneuesten Modul-Versionen gelang es mir, Fuji-Raws zu lesen und zu konvertieren. Nicht immer zufriedenstellend, aber darauf komme ich weiter unten noch zu sprechen. Jedenfalls gelang es erst mal.

Nun fragt man sich natürlich, warum für die verschiedenen Raw-Formate so verschiedene ACR-Mindestversionen angegeben sind. Das war vor einigen Jahren keineswegs so, da konnten die ACR-Module durchaus mit Fuji-Raws umgehen, die bezüglich Aktualität schon einen Vorsprung hatten. Und dass z.B. das Raw-Format der X-T1 keine behnbrechenden Neuigkeiten gegenüber den Formaten der X-E1, X-Pro usw. aufweist, belegt schon die Tatsache, dass eine Uralt-Version von ACDSee (1999 !!!) problemlos diese Raw-Bilder anzeigen kann. Was also geht da vor? Alle Anzeichen sprechen dafür, dass Adobe die neuesten Raws durchaus lesen kann, aber nicht lesen will.

Und dafür gibt es sogar eine plausible Erklärung, aber die ist nicht technischer Natur, sondern in den Geschäftspraktiken von Adobe begründet. In den letzten zwei, drei Jahren war Adobe auffällig darum bemüht, die Kunden zur Installation der neuesten Programmversionen zu bewegen, und das mit einer bemerkenswerten Aufdringlichkeit. Was neben den naheliegenden, kommerziellen Interessen dahinter steckt, ist zwar nur zu vermuten, doch die Indizien sind recht deutlich: Das Ziel ist offensichtlich die Cloud-kontrollierte Programmversion für alle Benutzer. Damit wäre die Voraussetzung für die Kontrolle über einen gigantischen Bilderpool weltweit geschaffen, und Adobe könnte, was das Datensammmeln betrifft, bald in die 1. Liga aufsteigen, nahezu gleichberechtigt mit Google, Facebook und Amazon. Wenn man auf der Hardwareseite noch den Koreaner Samsung hinzunimmt, wäre das weltbeherrschende Datensammelquintett vollständig - vorerst. Man möge mir diesen Exkurs verzeihen, aber es ist leider so, dass zur Zeit die technische Entwicklung von Markt- und Machtinteressen überlagert wird, die eine echte Innovation verhindern. In diesen Kontext gehört auch die obige Anmerkung auf das derzeite Raw-Chaos.




So, nun zu den Macken bei der Raw-Konvertierung. Wenn man die Konvertierung eines Fuji-Raws mit dem Adobe-DNG-Konverter erledigt, kann in bestimmten Fällen bei starker Vergrößerung ein deutliches Raster entstehen, das besonders im Druck sehr unangenehm auffällt, vor allem, wenn vorher eine Kontrastverstärkung oder Schärfung stattgefunden hat. Genau genommen sind diese Bilder eigentlich nicht zu verwenden, es sei denn, man belässt es bei Miniformaten wie 10 x 15 cm. Dabei steckt das Problem nicht nur in dem eigenständigen DNG-Konverter, sondern in allen ACR-Modulen, denn die greifen offensichtlich auf dieselben Algorithmen zurück. Wenn man allerdings eine dermaßen aufgerasterte DNG-Datei mit dem neuesten ACR-Modul (ich glaube 8.7.1) lädt, scheint das Bild auf einmal in Ordnung zu sein. Wie's beim Druck aussieht, kann ich noch nicht sagen.

Das obere Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem DNG-Bild in 400%er Darstellung. Das DNG-Bild wurde mit dem aktuellen Raw-Konverter 8.7.1 erzeugt. Das untere Bild zeigt denselben Ausschnitt, wobei die DNG-Datei mit Lightroom 5.7 erzeugt wurde. Dass der abgebildete Teil der Stuhllehne unscharf ist, liegt daran, dass der Stuhl einige Meter vor der Wand stand, auf die fokussiert wurde. Aber das sollte hier keine Rolle spielen. Die scharf abgebildeten Motivbereiche liegen leider weiter außen und zeigen in dieser starken Vergrößerung hässliche Farbsäume aufgrund chromatischer Abberationen. Das stört noch mehr als etwas Unschärfe.

Es wäre natürlich interessant zu erfahren, wie Photoshop bzw. ACR mit DNG-Bildern umgeht, die mit älteren ACR-Modulen konvertiert wurden. Leider kann ich das nicht überprüfen, denn diese weigern sich, wie weiter oben erläutert, Bilder aus der X-T1 anzuerkennen.

Wenn der Weg also unbedingt über DNG gehen soll, weicht man am besten auf Lightroom aus. Dieses Programm konvertiert nach meinen Beobachtungen sauber und rasterfrei, und die damit erzeugten DNG-Bilder werden auch von älteren ACR-Modulen einwandfrei angezeigt und verarbeitet. Selbstverständlich muss eine aktuelle Version von Lightroom (z.B. 5.7 - 5.3 reicht nicht) verwendet werden. - Abgesehen davon gibt es natürlich weitere Alternativen. Das Open-Source-Programm Raw-Therapee kann völlig prolemlos mit Fuji-Raws umgehen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass die Bilder qualitativ nicht hunderprozentig sind. Hervorragende Qualität wird dagegen mit Silkypix erzielt, das den Fuji-Kameras auf CD beiliegt. Nachteilig ist nur, dass man dabei teilweise aus dem Photoshop-Arbeitsablauf heraus muss, zumal die Umwandlung ins DNG-Format damit nicht möglich ist. Wer die Endbearbeitung mit Photoshop macht, wird es sicher vorziehen, von vornherein alles mit Adobe-Programmen zu erledigen. Doch genau dabei hapert es noch, wenn man eine Fuji-Kamera sein eigen nennt.

Überhaupt stellt sich die Frage, welche Alternativen zum Photoshop-Arbeitsablauf es gibt. Gimp? Keine Frage, Gimp kann eine ganze Menge, aber nach meiner Beobachtung ist es für anspruchsvollere Algorithmen, an denen heute kein Weg mehr vorbei führt, zu langsam. Wahrscheinlich liegt es am GTK-Unterbau. Das Programm müsste eigentlich ganz neu programmiert werden, vielleicht sogar auf Basis von OpenGL, doch wer will das machen, wenn schon die Weiterentwicklung des aktuellen Programms recht schleppend verläuft?

Einige gute Ansätze gab es in Ulead Photo Impact, obwohl dieses Programm an verschiedenen Stellen erhebliche Macken hatte. Corel übernahm das Programm und entsorgte es schon nach kurzer Zeit. Die zwischenzeitlich angebotene Corel-Version von Photo-Impact wimmelte von Fehlern, vor allem in der Benutzeroberfläche. Die alten Ulead-Versionen dagegen laufen unter Windows 7 nicht mehr korrekt. Das war's also mit Photo Impact.

Dafür bietet Corel nun das Programm Paintshop an. Paintshop kann viel, ist im Bereich der Bildbearbeitung bis zum Stehkragen mit Optionen vollgestopft. Aber es ist total unübersichtlich, die Benutzeroberfläche ist ein reines Chaos. Die Menüs sind ungeordnet und überladen. Hinzu kommt, dass die Organisationsebene nicht wirklich geeignet ist, um Ordnung in der Bilderflut zu halten.

Ich könnte noch weitere Programme anführen, aber derzeit sieht es nicht so aus, dass irgendein Programm den Adobe-Produkten Paroli bieten könnte. Das ist schade, nein, das ist schlimm. Wir sehen ja, welche Gefahren entstehen, wenn eine technische Vormachtstellung zu einem Marktmonopol führt und dieses hemmungslos ausgenutzt wird.