Bildgrößen
Hinweis: Zu den Bildmaßen habe ich an anderer Stelle bereits einen ausführlichen, mehrteiligen Beitrag verfasst, doch der ist mehr für solche Leser gedacht, die sich intensiv mit dieser Problematik befassen wollen. An dieser Stelle möchte ich nur das Wichtigste kurz und möglichst verständlich darstellen.
Pixel und nur Pixel !
Das Wichtigste stelle ich gleich an den Anfang. Wenn es um die Bildbearbeitung geht, ist nur die Pixelzahl (Länge und Breite) von Bedeutung. Wenn man also die Größe eines Digitalbildes mit 2400 x 1800 px angibt, dann ist damit alles gesagt, was für die Bildgröße im Rahmen der Bildbearbeitung wichtig ist. Die beiden anderen Maße, die immer wieder genannt werden und sich leider in den Vordergrund drängen, sind völlig nebensächlich und spielen nur am Rande, etwa zur Einschätzung eines Bildes oder als Info an den Drucker, eine Rolle. Bei diesen Sekundärmaßen handelt es sich zum einen um die metrische Bildgröße in cm, inch, Punkt usw. Das Maß ist völlig unwichtig bei der Bildbearbeitung! Das andere Sekundärmaß ist die relative Auflösung in dpi (nicht zu verwechseln mit der absoluten Auflösung bei der Aufnahme). Ebenfalls unwichtig, überflüssig, sogar gefährlich, wenn man sich drauf einlässt.
Und selbstverständlich ist auch die Dateigröße in MByte total unwichtig. Sie ist zwar von der Pixelzahl abhänig, mehr noch aber von der eingestellten Qualität, der Farbtiefe, den Strukturen im Bild usw. Bei der Bildbearbeitung tut man gut daran, die Dateigröße überhaupt nicht zu beachen, auch wenn Picasa sie dummerweise ständig anzeigt. Und man tut gut daran, die Bildgröße in cm (metrische Bildgröße) oder die Auflösung in dpi nicht zu beachten, auch wenn Photoshop diese Maße ständig in den Vordergrund schiebt und das einzig wichtige Maß, die Pixelzahl, sogar etwas versteckt.
Warum sind die metrische Bildgröße und die Auflösung unwichtig? Ganz einfach, weil sie gut wie nichts aussagen, ja sogar austauschbar sind, ohne dass das Bild in irgendeiner Weise verändert wird. Einfaches Beispiel (kann man bequem im Größen-Einstellungsfenster jedes Programms nachvollziehen):
Wir nehmen wieder das Bild von 2400 x 1800 Pixeln. Öffnen wir in Photoshop den Größendialog, dann sind dort vielleicht die Bildmaße 20,3 x 15,2 cm bei 300 dpi angegeben. Wir können nun z.B. die Auflösung in 72 dpi ändern, müssen aber darauf achten, dass das Bild nicht umgerechnet wird; das sollte man grundsätzlich vermeiden. Ok, wir geben nun also 72 dpi ein - und erhalten dabei eine Bildgröße von 84,7 x 63,5 cm. Also wunderbare Bildvergrößerung? Quatsch, das Bild ist nach wie vor exakt dasselbe wie vorher. Nicht ein einziges Pixel wurde verändert, gelöscht oder hinzugefügt. Wie gesagt, Zahlen ohne Bedeutung für das Pixelbild. Die Kameras tragen bei der Aufnahme zwar Sekundärmaße ein, aber die Eintragungen können von Kamera zu Kamera unterschiedlich ausfallen, bei gleicher Pixelgröße, ein Zeichen für die Beliebigkeit.
Anderes Beispiel, ebenfalls einfach nachzuvollziehen. Wir gehen wieder von unserem Bild 2400 x 1800 aus und wollen es drucken. Mit dem Drucken verlassen wir die Bildbearbeitung, und das Drucken ist der einzige Fall, wo die metrische Größe (in cm) gefragt ist. Der Drucker muss ja wissen wie groß das Bild werden soll. Bevor wir drucken, wollen wir dem Bild also noch die gewünschte Druckgröße auf den Weg geben, zum Beispiel 14,5 x 10,9 cm (Postkartengröße). Also öffnen wir in Photoshop den Größendialog und finden dort vielleicht die Maße 33,9 x 25,5 cm bei 180 dpi angezeigt. Nun gehen wir hin und ändern die Größe auf das Postkartenmaß. Dann drucken wir, und prompt liefert der Drucker das Bild exakt in der gewünschten Größe. Also alles in Ordnung? Scheint so, und doch ist etwas möglicherweise Schlimmes passiert. Am nächsten Tag laden wir das Bild erneut, diesmal um einen größeren Druck für die Wohnzimmerwand anzufertigen. Dabei stellen wir entsetzt fest, dass das Bild nur noch 1028 x 771 Pixel hat, entschieden zu wenig für den größeren Druck. Grund für das Missgeschick: Bei der Eingabe des Postkartenformates am Vortag hatten wir zugelassen, dass das Bild pixelmäßig kleiner gerechnet wurde. Es war nicht aufgefallen, weil wir nur auf die Größe in cm geachtet hatten. Nun ist das Bild für größere Drucke nicht mehr zu gebrauchen, es wurde kaputtgerechnet. Dabei war es gar nicht mal nötig, die Druckgröße vorher zu bestimmen. Jeder Druckertreiber erlaubt es, an Ort und Stelle, unmittelbar vor dem Druck, das Bild auf die gewünschte Größe zu bringen. Das geschieht nur vorübergehend, für den einzelnen Druck. Das Bild selbst bleibt dabei unangetastet.
Fazit: Finger weg von der relativen Auflösung, Finger weg von der metrischen Größe in cm, zumindest im Bearbeitungsprogramm. Es gibt Ausnahmen, aber die würden an dieser Stelle nur verwirren. Und natürlich muss vor dem Drucken im Druckertreiber die gewünschte Druckgröße eingestellt werden, entweder direkt in cm oder durch Zurechtziehen des Bildes in der Vorschau. Wenn man die Druckgröße bereits in der Bildbearbeitung festlegen will, was nicht empfehlenswert, aber durchaus möglich ist, dann mit größter Vorsicht. Das Bild darf nicht neu berechnet werden. Wenn das beachtet wird, dann trägt das Programm die gewünschte Druckgröße im Bild ein, aber lediglich als reine Information für den Drucker.
Wieviel Pixel?
Ja, wieviel Pixel soll man in der Kamera einstellen? Einfache Antwort: Soviel, wie es der Verwendung des Bildes angemessen ist. Beginnen wir bei den Bildern, die gedruckt werden sollen. Hiebei kommt die relative Auflösung (dpi) ins Spiel, aber nur als Anhaltspunkt. Ein optimaler Druck (optimal = geht nicht besser) wird bei einer Auflösung von etwa 300 dpi erzielt. Da uns die inches nicht so sehr vertraut sind, rechnen wir erst mal um: 300 Pixel pro inch bedeuten 300 / 2.54 = 118 Pixel pro cm. Wir können getrost mit 100 Pixeln rechnen, denn das alles sind ja nur Anhaltspunkte. Damit haben wir eine wunderbare Faustformel: 100 Pixel pro cm, das macht 1000 Pixel pro 10 cm, 3000 Pixel pro 30 cm (Din A4, längere Seite) usw. 3000 x 2000 ist also die optimale Pixelzahl, wenn im Din-A4-Format gedruckt werden soll. Wer grundsätzlich nur Ausbelichtungen oder Drucke im Format 15 x 10 cm im DM-Markt oder bei Rossmann im Automaten 'bestellt', ist mit 1600 x 1200 Pixeln hervorragend bedient. Und wenn er die Fotos mit nur 1200 x 800 Pixeln gemacht hat, wird wahrscheinlich kaum ein Qualitätsverlust zu sehen sein. Die 300 dpi sind kein Gesetz, sondern nur Anhaltspunkt.
Bei der Gelegenheit noch einmal: Entscheidend ist die Pixelzahl. Wenn zu einem Bild eine Auflösung von 96 dpi angegeben ist und jemand meint, er könnte die Sache richtig stellen, indem er 300 dpi einträgt, so irrt sich der Gute. Entweder die Pixelzahl bleibt dadurch unverändert, dann ist die Einstellung nichts weiter als eine Übung zur Zahleneingabe. Oder aber das Bild wird tatsächlich hochgerechnet. Dadurch wird aber nichts gewonnen, weil die Substanz des Bildes nicht einfach vermehrt werden kann.
Sehr klar sind die Verhältnisse, wenn die Bilder für irgendeine Anwendung im Computer bestimmt sind. Das kann eine Dia-Show oder irgendeine Präsentation sein. Das kann aber auch die Verwendung auf einer Webseite sein. Immer wird dabei mit Pixelzahlen operiert, nur mit Pixelzahlen. Größenangaben in cm haben auf dem Bildschirm absolut nichts zu suchen. Und wenn jemand von bildschirmgerechten Auflösungen spricht (z.B. 72 oder 96 dpi), dann redet er schlichtweg Unsinn. Der Unsinn wird auch nicht dadurch vernünftig, dass sich diese Zahlen beharrlich in einigen Programmen oder den Köpfen von 'Experten' festgesetzt haben.
Also keine Auflösungen, sondern ausschließlich Pixelzahlen. Dabei orientiert man sich an gängigen Monitoren oder Beamern. Mit 1000 Pixeln Bildbreite ist oft schon der Bildschirm gefüllt, und nicht immer ist das darstellende Programm in der Lage, die Bilder größer oder kleiner zu skalieren. Wenn also die Blder von vornherein im Computer bleiben sollen, dann ist es eine gute Idee, in der Kamera so etwas wie 1600 x 1200 Pixel einzustellen, vielleicht auch nur 1024 x 768. Eine Pixelgröße von 800 x 600 ist heutzutage allerdings etwas knapp bemessen.
Vielleicht noch ein kleines Beispiel: Ein Fotoamateur, sehr qualitätsbewusst, fotografiert einige Motive mit der tollen Auflösung von 5400 x 3780 Pixeln. Klar, nach der Faustregel kann er Drucke von bis zu 54 x 38 cm davon anfertigen. Doch reicht das auch für eine Plakatwand von 2,00 x 1,50 m? fragt er besorgt. Da kann man nur sagen: Lieber Fotofreund, es reicht. Die Leute werden ja nicht gerade mit der Lupe in das Platat kriechen und Pixel zählen. Solche Bilder werden aus gehörigem Abstand betrachtet und stellen sich aus der gebotenen Entfernung ähnlich dar wie kleinere Bilder, an die man näher heranrückt. Die 300 dpi als Anhaltspunkt gelten für den nahen Betrachtungsabstand von vielleicht 30 cm. Bei 3 m Abstand reichen rechnerisch 30 dpi, woraus sich wiederum die Faustformel ableitet, dass pro cm rund 10 Pixel notwendig sind. Das ist natürlich theoretisch, denn das Bild soll auch dann noch etwas hergeben, wenn man mal etwas dichter rangeht. Man muss nur mal die Leute in einem Museum beobachten.
Und wie ist das beim Scannen?
In diesem Beitrag kann ich nicht auf die Besonderheiten der verschiedenen Scanprogramme eingehen. Aber der Benutzer kommt nicht drumherum, sich genauestens mit dem Programm vertraut zu machen. Zwei Beispiele sollten die Problematik deutlich machen:
Jakob hat im Hochgebirge tolle Aufnahmen mit einer anlaogen 6x7 gemacht und anschließend die Negative gescannt. Machen noch viele, die an das Märchen vom guten Negativ und bösen Sensor glauben. Egal, Jakob stellt im Scanprogramm eine Auflösung von 150 dpi ein, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass das eine vernünftige Auflösung ist. Ist es auch, bezogen auf das endgültige Bild, aber hier bezieht sich die Einstellung auf das insgesamt doch kleine Negativ. Die Ergebnisse waren indiskutabel. Der gute Jacob hätte angesichts der kleinen Vorlagen mit vielleicht 1600 dpi scannen müssen. Das Scanprogramm war in dieser Beziehung ziemlich verwirrend. Da muss der Jakob den Scanner noch enmal anwerfen. Und das Scannen dauert!
Jakob hat neben Gebirgsfotos noch eine zweite Leidenschaft: Er liebt Scanotypien. Dabei werden kleine Gegenstände, Blumen usw. auf die Glasplatte des Scanners gelegt und gescannt. Sieht toll aus. Nach den Erfahrungen mit den Mittelformat-Negativen stellt er die Auflösung auf 4000 dpi ein. Wenn schon denn schon, sagt er sich. Doch er bekommt das Ergebnis leider nicht zu sehen, denn das wäre ein Bild von mehr als 1 Gigabyte. Das macht ein normaler PC einfach nicht mit, und mal ehrlich: 1 GB, ist das nicht ein bisschen viel für eine dusselige Nelke? Und das dauert, diesmal richtig, so mit Kaffeepause und Spaziergang zwischendurch. Die Nelke ist am Ende des Scanvorgangs total verwelkt.
Es sind zwei Dinge, auf die ich hinaus will. Zum einen gilt es zu berücksichtigen, welcher Art die Vorlage ist. Zum anderen kommt es darauf an, worauf sich die Auflösung bezieht, ob auf die Vorlage oder auf das gewünschte Resultat. Das ist im Scanprogramm nicht unbedingt sofort ersichtlich; es gibt sogar Programme, die mal so, mal so vorgehen, je nachdem, ob der Standardmodus oder der Expertenmodus eingeschaltet ist. Deutliche Hinweise sucht der Benuter vergeblich. Deshalb mein dringender Rat, das Scanprogramm mit diversen Testscans genau zu erkunden.
In Kürze: Größere Vorlagen wie Dokumente, Papiere, Bilder usw., die normalerweise in der Größe 1:1 gedruckt werden sollen, können mit relativ geringer Auflösung gescannt werden. 80-100 dpi reichen bei Schriftstücken, Fotos können mit 200-300 dpi gescannt werden. Soll ein Foto anschließend doppelt so groß gedruckt werden, verdoppelt man einfach die dpi-Zahl. Übrigens ist dieses der einzige Fall, wo die Eintragung der Bildgröße in cm Sinn macht. Der Scanner trägt die Vorlagengröße als Bildgröße ein, und man braucht sich beim Drucken nicht darum zu kümmern, dass der Druck exakt dieselbe Größe hat wie die Vorlage.
Negative, Dias usw. werden auf jeden Fall später vergrößert wiedergegeben. Schön wär's, wenn man hier schlichtweg eine Pixelzahl angeben könnte, wie bei der Kamera. Aber - wer kennt die krausen Gedanken von Scannerherstellern und deren Programmierern? Hier müssen wir wohl etwas rechnen. Herauskommen soll bei einem Kleinbildnegativ eine mögliche Druckgröße von 30 cm (Längsseite). Also werden dafür 3000 Pixel gebraucht (siehe oben). 3000 Pixel auf 3,6 cm, das entspricht 3000 / 3,6 * 2,54 = 2117 Pixel auf ein Zoll, also gut 2000 dpi. Das Rechenbeispiel mit einem Mittelformatnegativ erspar ich mir an dieser Stelle. Das heißt, wir brauchen nicht wirklich zu rechnen. Das Mittelformat ist, auf die Seiten bezogen, grob doppelt so groß wie ein Kleinbild. Folglich wird nur die halbe Auflösung benötigt. Mit 1500 oder 1600 dpi fährt man demnach ganz gut, um sich optimale Drucke bis zum Format Din A4 zu sichern.
Diese Überlegungen gelten aber nur, wenn sich die Auflösung auf die Vorlage unter dem Scannerdeckel bezieht. Manche Scanprogramme beziehen die Auflösung jedoch auf das endgültige Bild, wie groß dieses auch immer gewünscht ist. Ob das einfacher ist? Ich weiß es nicht und verlasse mich lieber auf den Taschenrechner neben dem Scanner.
Zusammenfassung
Das Tückische an den Scannereinstellungen ist, dass man über den Umweg der verwirrenden und letztlich belanglosen Sekundärmaße gehen muss, damit der Scannertreiber intern daraus die einzig bedeutsame Größe, nämlich die Pixelzahl berechnen kann. Die wiederum bleibt oft im Dunkeln.
Das ganze Gehampel ist nur notwendig, weil sich Programme einfach nicht von den völlig überflüssigen und verwirrenden Sekundärgrößen (Abmessungen in cm, relative Auflösung in dpi) lösen können. Alles wäre so verdammt einfach und unverschämt durchschaubar, wenn man nur mit Pixelzahlen operieren würde, so wie in der Kamera. Doch solange selbst Photoshop mit schlechtem Beispiel vorangeht, dürfen wir noch auf einige interessante Fehlgriffe hoffen, die das digitale Leben zwar nicht leichter, aber spürbar bunter machen. Na ja, eine Nelke im Gigabyte-Format muss es ja nicht gerade sein. Übrigens gibt es den Nelkenfotografen wirklich, natürlich heißt der nicht Jakob. Dieser Scanfreund hat in einer Fachzeitschrift üher mehrere Seiten seine Probleme mit den Gigabyte-Dingen geschildert und am Schluss, glaub ich, einen neuen Rechner gekauft. Damit er auch Gigabyte-Rosen und Gigabyte-Handabdrücke professionell und qualitativ hochwertig bearbeiten kann. Hm, konsequent, aber doch bescheuert. Ich kann mir nicht helfen, aber der Typ muss eine Macke haben. Ach so, ich habe das Scanotypie-Verfahren auch mal probiert und Superergebnisse bekommen - mit 40 dpi.