Exkurs 2: Füllmethoden bei Einstellungsebenen


Bei den bisher untersuchten Füllemethoden haben wir vorausgesetzt, dass zwei Pixelebenen miteinander verknüpft werden. Diese Vereinfachung ist zwar sinnvoll, um die Funktion der Füllmethoden zu durchleuchten, aber meistens geht es um mehr als um zwei Pixelpilder auf übereinanderliegenden Ebenen. So kann ein ganzer Ebenenstapel vorhanden sein. Wenn nun die oberste Ebene mit einer besonderen Füllmethode versehen wird, dann wird nicht mit der unmittelbar darunter liegende Ebene verknüpft (auch wenn es eine Pixelebene ist), sondern mit dem Resultat aus allen darunter liegenden, aktivierten Ebenen. Dieses Summenbild, das ja irgendwo als fertig gerechnetes Bild im Speicher liegt, stellt dann die untere Ebene dar, auch wenn das Bild in der Ebenen-Palette nicht zu sehen ist.

Doch dieser Sachverhalt ist noch relativ einfach durchschaubar. Etwas komplizierter wird die Angelenheit, wenn wir eine Füllmethode auf eine Nicht-Pixel-Ebene anwenden, z.B. auf eine Einstellungsebene. Was wird hierbei eigentlich verrechnet? Eine Einstellungsebene ist nichts anderes als eine parametrische Bearbeitungsanweisung; eine Füllmethode verrechnet aber Pixel. Um die Zusammenhänge zu verstehen, betrachten wir zunächst folgendes Bild:

Ich bin kein Freund von überzogenen Kontrasten und Farbsättigungen, aber dieses Bild ist doch arg flau. Nun, es war ein trüber Tag, und da kann es schon mal zu derart kraftlosen Bildern kommen. Außerdem ist meine Kamera nicht die farbsicherste, wenn es um den Weißabgleich geht. Ein leichter Blaustich sorft dafür, dass das Laub nach Cyan und der eher braune Waldboden nach Magenta tendieren.

Diesen Farbstich möchte ich beseitigen, indem ich über das Bild eine Einstellungsebene "Farbbalance" lege und damit eine Farbverschiebung Richtung gelb-rot vornehme. Um gleichzeitig den Kontrast zu erhöhen, verwende ich bei der Einstellungsebene die Füllmethode "Weiches Licht". Dabei treten aber die Farben der unteren Ebene, also die Farben des Ursprungsbildes, sehr stark in Erscheinung, weshalb die Farbverschiebung relativ stark ausfallen muss. Zunächst das Bild, nachdem die Farbkorrektur angewandt wurde, ohne eine besondere Füllmethode einzustellen:

Das ist schon heftig, doch wie gesagt, die Füllmethode soll ja auf "Weiches Licht" umgestellt werden. Dann sieht das Ergebnis so aus:

Leicht überzogen, aber die Feinabstimmung wird über die Deckkraft vorgenommen. Doch darauf kommt es hier nicht an. Die Frage war vielmehr, was bei einer Einstellungsebene abläuft, wenn die Füllmethode nicht auf "Normal" steht.


Am besten lässt sich der Vorgang an Hand der Ebenenpalette verfolgen, wobei das Ergebnis oben im Navitator angezeigt wird. Die oberste Ebene beachten wir zunächst nicht, sie ist ohnehin noch ausgeblendet. Wir sehen, dass nur eine Einstellungsebene erforderlich ist, um sowohl die Farbbalance als auch den Kontrast zu verändern. Doch mit welchem Bild wird hier verrechnet? Die Einstellungsebene enthält jedenfalls kein eigenes Bild, sondern verändert nur das Bild darunter. Dieses veränderte Bild wird angezeigt, wenn die Füllmethode auf "Normal" steht. Und es ist ist das einzige verwertbare Bild, in das die Parameter der Einstellungsebene eingeflossen sind. So dürfen wir also annehmen, dass genau dieses Bild mit dem Material darunter verrechnet wird, wenn wir "Weiches Licht" oder eine andere Methode außer "Normal" einstellen. In dem Moment ist aber das "Normalbild" in der Ebenenpalette nicht mehr sichtbar; es handelt sich gewissermaßen um ein virtuelles Zwischenbild.

Das alles ist zunächst nur eine Annahme, die wir über einen kleinen Umweg bestätigen wollen. Werfen wir wieder einen Blick auf die Abbildung rechts. Dort wurde das im Normalmodus gewonnene Zwischenbild als Kopie auf eine weitere Ebene gelegt. Anstelle der Einstellungsebene können wir nun dieses Bild nehmen und mit dem Ausgangsbild über "Weiches Licht" verknüpfen. Dazu blenden wir die Einstellungsebene aus. Das Ergebnis ist dasselbe, ein klarer Hinweis, dass die obige Annahme richtig sein dürfte.

Zugegeben, das alles ist im Grunde nur Spielerei; sie hilft aber, die Ebenentechnik ein bisschen besser zu verstehen und ein wenig gewandter im Umgang mit Ebenen zu werden.