Die Größenparameter am Monitor
1. Bildschirm und Zentimetermaß?
Haben Sie schon mal versucht, ein Bild auf dem Monitor in einer bestimmten Größe darzustellen, sagen wir 15 x 22 cm? Wahrscheinlich nicht, denn das wäre schlichtweg Unsinn. In jeder Bildbearbeitung, praktisch in jedem Programm können Sie das Bild am Monitor so einstellen, dass es in einer angemessenen Größe dargestellt wird, wobei die Abmessungen in cm nicht sonderlich interessieren.
Abgesehen von der Bedeutungslosigkeit lassen sich metrische Abmessungen am Bildschirm überhaupt nicht reproduzierbar erfassen oder einstellen, denn die Bildschirmgröße und die Bildschirmauflösung sind in aller Regel von Monitor zu Monitor verschieden. Hinzu kommt dann noch die bereits erwähnte Skalierbarkeit. Damit erfüllt das Monitorbild in keiner Weise die Voraussetzungen für eine objektive Messung in cm. Wenn aber schon die metrischen Abmessungen keine Rolle spielen können, dann ist die Auflösung in dpi ebenso irrelevant. Wie schon im ersten Beitrag erwähnt, ist die dpi-Zahl nur in Verbindung mit einer metrischen Abmessung überhaupt definiert.
Dennoch stoßen wir immer wieder auf Tips wie: "Wenn Sie das Bild nur am Montitor betrachten wollen, stellen Sie die Auflösung auf einen Wert von 72 dpi." Solche Hinweise sind Unsinn und entbehren jeder sachlichen Grundlage. Die Tatsache, dass sich derartige Vorschläge beharrlich in der Literatur und den Tutorials halten, zeigt umso deutlicher, wie irreführend die Bedienungsoberlächen von Bildbearbeitungsprogrammen oft sind. Das gilt auch für Photoshop, und zwar in besonderem Maße, weil die sogenannten "Experten" vorwiegend auf dieses - ansonsten hervorragende - Programm fixiert sind.
Halten wir fest: In Verbindung mit der Bilddarstellung am Monitor sind metrische Angaben in cm ebenso wie die relative Auflösung in dpi völlig bedeutunglos.
Das einzige, was im Zusammenhang mit der Monitordarstellung noch interessiert, das ist die Pixelzahl. Wie wir damit zweckmäßigerweise umgehen, richtet sich nach dem Zusammenhang, in welchem wir das Bild am Monitor betrachten.
2. Der Monitor als "Monitor"
Der Begriff "Monitoring" bedeutet soviel wie Überwachung oder Beobachung, und genau diesem Zweck dient der Computermonitor, wenn ein digitales Bild bearbeitet wird. Es wird ja nicht das Monitorbild bearbeitet, sondern das im Computer gespeicherte Pixelmuster. Damit dieses in richtiger Weise erfolgen kann, muss die Farb- und Helligkeitswiedergabe natürlich stimmen.
Bleibt die Größe, um die es in diesem Beitrag ja geht. Praktisch jedes Bildbearbeitungsprogramm erlaubt die stufenlose Skalierung am Bildschirm. Damit wird natürlich nicht das Bild selbst beeinflusst, sondern nur dessen Darstellung, wobei das angepasste Bild lediglich im flüchtigen Bildpeicher (Framebuffer) zum Tragen kommt. Wir lassen uns das Bild mal kleiner, mal größer anzeigen, je nachdem, was wir beurteilen wollen. Mitunter können wir auch nur einen Ausschnitt sehen, wenn es um Details geht.
Eine bestimmte Skalierung spielt bei der Bildbearbeitung eine besondere Rolle, nämlich die 100%-Darstellung oder auch 1:1-Darstellung.
Dabei entpricht jeder Pixel im Bildspeicher genau einem Bildpunkt des eigentlichen Bildes. Mit anderen Worten: Es findet hierbei keine Skalierung statt. Das bedeutet auch, dass keine Interpolationen, Ergänzungen usw. erforderlich sind, wodurch bestimmte Merkmale besonders gut beurteilt werden können. Besonders bei kritischen Bearbeitungsschritten wie dem Schärfen ist diese Darstellung eigentlich obligatorisch.
Die 1:1-Darstellung bedeutet aber nicht, dass das Bild in "natürlicher" Größe gezeigt wird. Wie schon gesagt: Das Zentimetermaß hat am Bildschirm keine Bedeutung. Alle Größenangaben, die sich auf die Bildschirmdarstellung beziehen, sind deshalb relative Maßangaben, bezogen auf die 100%-Darstellung. Man kann sich ein Bild z.B. in einer Größe von 50% anzeigen lassen, was nichts anderes heißt als dass das Bild im Bildspeicher auf die Hälfte der Pixel umgerechnet wird. Mit der Zeit wird man natürlich mit seinem Monitor vertraut und lernt, aus dem prozentualen Skalierungsmaßstab einerseits und der wahrnehmbaren Darstellungsgröße andererseits Rückschlüsse auf die Bildsubstanz zu ziehen.
3. Endstation Monitor
Die meisten digitalen Bilder enden gar nicht als ausgedruckte oder ausbelichtete Bilder, sondern bleiben im Computer stecken. Dort wiederum liegen sie größtenteils auf Halde und verschwinden irgendwann im digitalen Nichts. Ein relativ kleiner Teil der Bilderflut ist allerdings für das Betrachten am Monitor vorgesehen und wird entsprechend aufbereitet und bearbeitet. Inwieweit die Bidlgröße dabei eine Rolle spielt, hängt von der Art der Betrachtung ab:
Präsentationen
Egal, ob eine Diashow oder eine Powerpoint-Präsentation oder sonstwas zusammengebastelt wird, immer sorgt das Präsentationsprogramm dafür, dass die Bilder in der gewünschten Größe dargestellt werden. Man muss also nur dafür sorgen, dass genügend "Substanz" in Form von Pixeln vorhanden ist. Mit anderen Worten: Bei der Aufnahme auf eine hinreichende Pixelzahl achten und bei der Bearbeitung nichts mehr an der Bildgröße verstellen.
Bilder auf der Internetseite
Hier liegt eine ganz andere Situation vor, denn bezüglich der Bildgrößen gibt es gewisse Unwägbarkeiten und Einschränkungen:
- Bei der Gestaltung der Internetseite haben wir keine Anhaltspunkte, wie groß die Bilder bei den Besuchern der Seite angezeigt werden. Die Leute benutzen verschiedene Monitore bzw. Monitor- und Browsereinstellungen.
- Die in einer Internetseite eingebetteten Bilder stehen immer in einem Kontext zu anderen Inhalten wie Texte oder Tabellen usw. Deshalb lassen sich im Browser zwar die Seiten als Ganzes skalieren, aber nicht einzelne Elemente. Letzteres hätte wirklich keinen Zweck, denn die Seitengestaltung könnte dadurch zusammenbrechen und alles ziemlich unübersichtlich werden.
Es gibt einfach keinen Weg, jedem Besucher gerecht zu werden. Man kann allenfalls versuchen, Einstellungen vorzunehmen, die für die meisten Betrachter wahrscheinlich optimal oder zumindest akzeptabel sind. Dazu orientiert man sich, was die Bildgröße betrifft, an Erfahrungswerten. Die meisten Monitorauflösungen liegen z.B. im Bereich 1024x768 ... 1600x1050 Pixel (zur Zeit jedenfalls). Wenn man dem Betrachter das Scrollen ersparen will, liegt man mit Bildgrößen von rund 1000 Pixeln Breite nicht ganz daneben, vorausgesetzt, man verzichtet auf allzuviel Drumherum und bringt die Bilder seitenfüllend. Kleiner geht immer, aber dann erscheinen die Bilder auch entsprechend mickrig. Wie gesagt, das Größerskalieren gibt es hier nicht - bzw. nur mit speziellen Hilfsmitteln wie dem "Zoomify" von Adobe.
Auf jeden Fall aber wird nur mit Pixeln gearbeitet; sowohl die Dokumentgröße (in cm) als auch die relative Auflösung (in dpi) sind belanglos. Und da das Verändern der Pixelzahl zwangsläufig das Umrechnen des Bildes zur Folge hat, sollte grundsätzlich nur mit Kopien gearbeitet werden. Aber das dürfte allgemein so gehandhabt werden, denn normalerweise kopiert man die in Frage kommenden Bilder erst mal in einen gesonderten Ordner.
4. Einmal zentimetergenau auf dem Bildschirm abbilden ...
... aber nur als Versuch und um den eigenen Monitor etwas kennenzulernen. Praktisch hat das keinen Sinn.
Ich habe also meinen Monitor mal ausgemessen und bin zu folgenden Maßen gelangt: Breite 47.5 cm, Höhe 29.7 cm. Die absolute Auflösung steht auf zur Zeit auf 1680 x 1050 Pixel. Nach Umrechnung in Inch sind die Werte für die relative Auflösung schnell gefunden: Breite 89.84 dpi, Höhe 89.82 dpi.
Die Auflösungswerte in Höhe und Breite stimmen hervorragend überein, was nichts anderes heißt, als dass der Monitor
verzerrungsfrei abbildet und ein Quadrat auch als Quadrat angezeigt wird und nicht als Rechteck. Das zu wissen ist beruhigend. Wenn ich ferner bei Bildern die Auflösung auf 90 dpi stelle, kann ich sie so skalieren, dass sie fast millimetergenau auf dem Bildschim erscheinen, die 100%-Einstellung vorausgesetzt.
Doch wie gesagt, kann man in der Praxis nicht viel damit anfangen. Man stellt die Bildgröße so ein, dass man sie gut betrachten kann. Ob das nun 17 oder 21 cm sind, ist belanglos.