Organ-Recycling

Fast alle, die an der Initiative von Spahn Kritik üben, scheinen im Vorfeld zu betonen, dass sie einen Organspenderausweis haben, also kritikberechtigt sind. Auch ich bin kritikberechtigt. Dennoch akzeptiere ich, dass es Menschen gibt, die aus weltanschaulichen Gründen keine Organe spenden – und auch nicht empfangen wollen. Diese Menschen zu einem ausdrücklichen Nein zwingen zu wollen, und das noch mit dem Hinweis, dass dieses Nein einer Weigerung, Leben zu retten, gleichkommt, ist einfach nur dreckig.

Im Fernsehehen wurden zwei Kommentatoren bemüht, einer für, der andere gegen die Widerspruchslösung. Derjenige der beiden, der die Widerspruchslösung befürwortete, sagte sinngemäß, es dürfe nicht sein, dass funktionsfähige Organe beerdigt oder verbrannt würden. Er hätte es auch so formulierlen können: „Es darf nicht sein, dass wertvolle Organsubstanz einfach entsorgt und nicht einem Recycling zugeführt wird.“ –

Bei einer solchen Einstellung bekomme ich einen Brechreiz. Ich war schon drauf und dran, meinen Organspenderausweis zu verbrennen. Wenn das der ethische Hintergrund einer Organspende sein soll, dann sollte man besser die Finger ganz davon lassen, denn so kann man mit Menschen nicht umgehen. Und so darf man auch das menschliche Leben nicht bewerten. Wenn wir menschliches Leben auf das Funktionieren von Organen reduzieren wollten, dann wäre das Töten anderer Menschen kaum mehr als Sachbeschädigung.