Immer, wenn ich dieses Wort höre, und das geschieht verdammt oft, viel zu oft, dann muss ich mich zusammenreißen, um nicht aus der Haut zu fahren. Ich kann dieses Kackwort nicht mehr hören. Zum einen hat der Begriff etwas Peinliches an sich, zum anderen beschreibt er etwas, was in die falsche Richtung geht und mehr Schaden anrichtet als Nutzen stiftet.
Peinlich deshalb, weil ja hauptsächlich das Internet gemeint ist und Digitalisierung an sich etwas anderes meint. Hinter dem Gebrauch des Begriffs steckt eine gehörige Portion von Halb- und Unwissen. Und wenn sich so ein Begriff dennoch festsetzt und Allgemeingut wird, dann deutet das auf eine oberflächliche Einstellung hin. Pardon, aber wenn ein im Grunde gebildeter Mensch (z.B. ein Politiker) in naiver Weise von „Digitalisierung“ spricht, dann empfinde ich das als peinlich.
Doch Sprache wird durch ihren Gebrauch geformt, und letzten Endes ist es nicht so erheblich, wie man die Sache nennt. Viel entscheidender ist, dass die Vernetzung, die an und für sich so viel Potenzial hat, sich zu einem destruktiven, ja gefährlichen Instrumentarium entwickelt hat, und zwar deshalb, weil die Falschen das Netz kontrollieren und die Vernünftigen sich einfach nur treiben lassen. Das Internet ist wie eine gigantische Welle, die genügend Energie hat, um viel Positives bewirken zu können. Aber kaum jemand fühlt sich imstande oder auch nur motiviert, diese Energie vernünftig zu nutzen. Man wählt den einfacheren Weg. Man reitet auf der Welle herum und lässt sich treiben. Das damit verbundene Hochgefühl wird noch verstärkt, indem man diesem Wellenreiten noch etwas Gutes abzugewinnen glaubt. Typisch dafür ist die „Digitalisierung“ der Schulen. Und die Wellenmacher in den großen Konzernen, die mit diesem Volksvergnügen Miliarden verdienen, lachen sich ins Fäustchen, vergrößern ihre Wellenmaschinen (Server genannt) ständig und füttern sie mit hochbrisantem Treibstoff (künstliche Intelligenz genannt).