Doping

Immer, wenn es um Wettbewerb geht, versuchen die Parteien, möglichst viele Vorteile zu ergattern. Im Sport ist das nicht anders, zumal der Leistungssport mit lukrativen Geschäften verbunden ist. Siegen bringt nicht nur Ruhm, sondern vor allem auch Geld, mitunter viel Geld. Oft so viel, dass der sportliche Gedanke in den Hintergrund rückt.

Aber Vorteile nützen nur etwas, wenn der Gegner noch nicht drüber verfügt. Vorsprung ist also angesagt. Und wenn der Gegner einen Vorsprung hat, muss dieser möglichst schnell aufgeholt werden. Wohlgemerkt, hier geht es nicht um die sportliche Leistungsfähigkeit im engeren Sinne, sondern um Rahmenbedingungen, die einen erheblichen Einfluss auf die sportlichen Ergebnisse haben können. Und so arbeitet man seit jeher an diesen Rahmenbedingungen.

Man entwickelt zum Beispiel leistungsfördernde Sportbekleidung. Die Gegner ziehen mit einigen Jahren Verzögerung zwar nach, aber im Augenblick hat man die Vorteile auf der eigenen Seite. Oder man befreit die Athleten von beruflichen Zwängen, stellt sie beruflich frei, so dass sie sich intensiv auf Sportereignisse vorbereiten können. Da können nicht alle mitziehen, aber einige Länder lassen sich ihre Sportkanonen einiges kosten. Trainingslager, Höhentraining usw.

Natürlich müssen die Athleten körperlich auf der Höhe der Leistungsfähigkeit sein. Sie müssen also richtig ernährt werden, unter ärztlicher Kontrolle. Sie brauchen evtl. Nahrungsergänzungsstoffe, ein abgestimmtes Maß an Vitaminen usw. Sie brauchen Medikamente für eine Top-Gesundheit. Es gibt auch Medikamente, die die Leistungsfähigkeit unmittelbar erhöhen. Also verwendet man sie. Bei all diese Maßnahmen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit, angefangen von den Rahmenbedingungen bis zur Gesundheits- und Leistungsförderung geht es nicht um Sportlichkeit, sondern um Ergebnisse.

Nur ist es so, dass gewisse Maßnahmen für den Athleten schädlich sind, und das geht natürlich in einer Zeit, die voll auf Gesundheit abgefahren ist, überhaupt nicht. Man verbietet sie also und bezeichnet die verbotenen Maßnahmen als „Doping“. Die Grenze zum Erlaubten ist allerdings fließend, und man kann sich nur helfen, indem man einen stets wachsenden Katalog von verbotenen Maßnahmen verwaltet, wobei man den kreativen Doping-Akteuren immer einen Schritt hinterherhechelt.

Das Gesundheitsargument gegen das Dopen muss man gelten lassen, wir sehen ja heute, welchen Preis die Medaillenflut der DDR verlangte. Aber das Argument der unerlaubten, unsportlichen Vorteilsbeschaffung ist einfach nur bescheuert, quasi vorgeschoben, denn wenn es darum ginge, dann müsste man viel tiefer ansetzen. Sportlich faire Verhältnisse und Profisport – das sind zwei Dinge, die offenbar nicht zusammenpassen. Bechränken wir uns also auf den Unterhaltungswert.