Trump

Wenn man die Geschichte der USA Revue passieren lässt und dabei mal die vielen Präsidenten betrachtet, dann kann man nur feststellen, dass der derzeitige Präsident, Donald Trump, mit Abstand der schwächste ist, und diesen Rang wird er wohl für immer belegen. Uneinholbar, denn miserabler geht’s einfach nicht. Ich will jetzt gar nicht die vielen persönlichen Defizite aufzählen, die ihn „auszeichnen“, sondern einfach mal einige seiner Fehlleistungen nennen.

Trump ist ein Nationalist durch und durch, und in Folge seines „America first“ mischt er die Wirtschaft der gesamten Welt auf. Immer mehr Zölle, und das in Zeiten eines globalen Handels. Sein protektionistisches Vorgehen hat das Potential, eine Weltwirtschaftskrise heraufzubeschwören,

Trump hat mit einem Federstrich das Abkommen mit dem Iran vom Tisch gewischt und damit die Lunte erneut an das Pulverfass Naher Osten gelegt. Und es war Trump, der ebenfalls mit einem Federstrich den mühsam erarbeiteten INF-Vertrag gekündigt hat und damit den Startschuss zu einem erneuten Wettrüsten gegeben hat. Wahrscheinlich wollte er es so, denn die Tatsache, dass schon wenige Wochen später die USA bereits wieder einen Test mit Mittelstreckenraketen durchführten, ist bezeichnend. Dieser Mensch und seine Berater haben offenbar nicht kapiert, dass man so wichtige Verträge nicht einfach kündigt, selbst wenn der berechigte Verdacht besteht, dass die andere Seite nicht ganz vertragstreu ist. In diesem Fall muss man alles daran setzen, den anderen zur Einhaltung des Vertrages zu bewegen. Für solche elementaren politischen Einsichten fehlt dem Trump so einiges.

Und natürlich ist Trump ein lupenreiner Rassist. Dafür sprechen nicht nur seine dumm-dreisten Angriffe auf die farbigen Kandidatinnen der Demokraten, sondern vor allem die Energie und erbarmungslose Konsequenz, mit der er bemüht ist, restlos alle Errungenschaften seines farbigen Vorgängers im Amt, Barak Obama, wieder wegzuräumen. Na ja, und sein mildes Urteil über die Neo-Ku-Kluxer passt ja ebenfalls ins Bild.

Nicht zuletzt ist Trumps Sympathie für die NRA zu nennen. Bewaffnung, um sich vor Angriffen mit eben solchen Waffen zu schützen. Geradzu pervers sein Ansinnen, Lehrer in den Schulen zu bewaffnen. Dass er mit dieser Einstellung eine Spirale von Gewalt befeuert, geht ihm wohl nicht den Sinn. Wobei man in der Tat fragen muss, was überhaupt Eingang in sein Gehirn findet, außer seinen eigenen Hirngespinsten und seinem Gieren nach Deals. Vielleicht sollte ihn die Waffenbande der NRA als Gewehrputzer einstellen, dann könnte die Welt immerhin aufatmen.

Es ist schon bemerkenswert, was ein einzelner, miserabler Präsident alles kaputt machen kann. Und dennoch kann ich dem Trump nicht so richtig böse sein. Solche Typen gibt es überall und immer wieder, aber sie gehören nicht in eine Regierung. Normalerweise haben sie nichts zu sagen und kotzen sich an Stammtischen oder in Fußballstadien aus. Nein, die eigentliche Schuld liegt bei den Republikanern, die trotz besserer Einsicht (gestehe ich ihnen ohne weiteres zu) an ihrem Kandidaten festhalten. Denn eines verbindet viele Republikaner mit ihrem Trampeltier im Weißen Haus: Der Hass auf die Demokraten und der Wille, alle Obama-Spuren zu beseitigen. Natürlich auch die Waffenliebe. Die Tea-Party-Bewegung ist Ausdruck einer fanatisch-überzogenen Gegnerschaft zu den Demokraten. Wenn Abraham Lincoln, einer der Väter der Republikaner, wüsste, was aus seiner Partei geworden ist, er würde sich wohl im Grabe umdrehen.

Aber auch die Republikaner sind nicht die einzigen Urheber der amerikanischen Trump-Katastrophe. Letztlich sind es die Wähler, die diesem weltbedrohlichen Ungeheuer zum Erfolg verholfen haben. Nicht alle Wähler, nein, nicht einmal die Mehrheit, denn das komische USA-Wahlrecht kann auch Minderheiten zum Erfolg verhelfen. Ich dachte immer, die Amerikaner mit ihrem lautstark geäußerten Anspruch auf Freiheit seien innerlich stabil genug, um auf populistisches Gebrüll nicht hereinzufallen. So kann man sich irren. Amerika, das Land der unbegrenzten Freiheit, ist genau so anfällig für populistisch-nationalistische Gesänge wie inzwischen eine Reihe von europäischen Ländern, Deutschland eingeschlossen.

Und damit noch kurz ein Blick auf Europa. Die Gründung der EU ist die wohl größte historische Leistung der letzten Jahhunderte, und zwar weltweit. Der Kerngedanke von Europa, nämlich der Verzicht auf nationalen Egoismus und Unterordnung von nationalen Interessen unter ein viel wertvolleres Gemeinwesen ist letztlich die beste (vielleicht sogar einzige) Voraussetzung für eine friedvollere Zukunft. Aus diesem Grunde kann man das nationalistische Bestreben in Großbritannien, das bekanntlich zum drohenden Brexit führt, nur verurteilen. Und die Typen, die aus Eigennutz dieses Bestreben angestachelt haben, sind meines Erachtens einfach nur erbärmlich. Dass Trump, und damit komme ich zur Hauptperson dieses Beitrags zurück, sich mit dem britischen Brexit-Agitator, Boris Johnson, so gut versteht, passt ins Bild. Ja, der große Kaputtmacher im Weißen Haus hat den Brexit bereits mehrfach gelobt. Meine Güte, und die Welt muss solche Typen erdulden, muss zusehen, wie die Trumps und Johnsons die historischen Errungenschaften einfach zertreten.

Es gibt da noch etwas, was mich maßlos ärgert: die schwammige, sanft-moderierende Art deutscher Politiker, mit dem Ungetüm im Weißen Haus umgehen. Der Mensch kapiert nicht die diplomatischen Regeln, sondern braucht klare Kante. Wenn Trump von seiner Mauer an der Grenze zu Mexiko schwärmt, warum lädt ihn die deutsche Politik nicht öffentlich zu einem Besuch nach Berlin ein, wo er sich die Reste der Mauer anschauen kann, quasi als Planungshilfe für seine Mauer?

Oder wenn er lästert, dass zu viele deutsche Autos die amerikanische Landschaft verunstalten, warum gestehen wir nicht demütig, dass wir gerne amerikanische Autos kaufen würden – wenn die nur besser wären? Oder dass wir gerne mehr amerikanische Agrarprodukte kaufen würden, wenn jenseits des Atlantiks nicht ständig mit schmutzigen Gen-Pfoten darin herumgerührt würde.

Oder wenn er Macron wegen dessen Digitalsteuer anmotzt, warum sagen wir dem Trampeltier nicht ins Gesicht, dass Europa gerne auf die mickrigen 1 % Digitalsteuer verzichten könnte, wenn die amerikanischen IT-Giganten ihre Gewinne auch nur halbwegs sauber versteuern würden?

Oder wenn er die deutschen Politiker wegen der Erdgas-Pipeline nach Russland anmacht, warum sagen wir ihm nicht klipp und klar, dass die Russen gegenüber Deutschland noch nie vertragsbrüchig geworden sind, wenn es um Energielieferungen geht, und dass etwaige Gaslieferungen aus den USA nicht in Frage kommen, wenn der Präsident Verträge nach Belieben bricht? Und Staaten, die nicht ebenfalls brechen, erpresst?

Und so bleibt nur das bange Warten auf den Augenblick, wo die Welt erst mal wieder aufatmen kann.