Klaus Kleber brachte es vor einigen Tagen auf den Punkt: So toll die Digitalisierung auch sein mag, wir bezahlen einen hohen Preis dafür. Das stimmt: Wir müssen mit argen Zersetzungserscheinungen in der Gesellschaft leben, wir müssen die Wertverluste verdauen (auch Grundwerte), und wir müssen die Gefahren sehen, die im Internet lauern. In der Tat, wenn es zu einem ernsthaften Konflikt zwischen Großmächten kommen sollte, können ganze Staaten alleine übers Netz lahmgelegt und ausgelöscht werden. Da nützen auch keine noch so ausgeklügelten Passwörter oder Verschlüsselungsmaßnahmen. Atomwaffen sind harmlos dagegen. Russland und China haben sich abgesichert, indem sie ihre nationalen Netze vom allgemeinen Internet abgekoppelt haben bzw. die Abkopplung mit einem Handgriff erledigen können.
Ja, der Preis für die Digitalisierung ist hoch, sehr hoch, eigentlich zu hoch. Was machen wir normalerweise, wenn wir feststellen, dass eine Ware zu teuer ist? Ganz einfach, wir kaufen sie nicht. Warum wenden die Menschen diesen gesunden Grundsatz nicht auf die Digitalisierung an? Warum weigern sich die Leute zu erkennen, dass das Internet nicht die Lösung für alles ist? Warum legen wir bei der Gestaltung des vom Grundsatz her durchaus leistungsfähigen Internets nur technische, keine gesellschaftlichen oder humanen Kriterien an? Irgendwie scheint die Menschheit mit Blindheit geschlagen zu sein, wenn’s um die Verehrung des Götzen Internets geht. Sie lässt sich von Vorteilen einlullen, die zum großen Teil nur lächerlich sind.
Ein Beispiel dafür las ich kürzlich in irgendeiner Zeitung. Da bedauerte jemand den nur schleppenden Einzug smarter Technik in deutsche Haushalte. Das sei schade, da ja solche Haushaltsgeräte, zum Beispiel smarte Kühlschränke, ein enormes Potential an Energieeinsparung böten. Leider hat der Mensch nicht erklärt, wie er erreichen will, dass das Internet meine Wurst und meine Milch kühl hält. Ich dachte immer, dafür seien Energie, eine gute Isolation und ein zuverlässig funktionierender Thermostat zuständig. Aber möglicherweise irre ich mich. Kann ja sein, dass man Wärmeenergie auch übers Netz abführen kann – exakt berechnet. Nach landläufiger Meinung kann das Internet ja alles. ALLES.