In der heutigen Ausgabe unserer Tageszeitung sind mir zwei Stellen aufgefallen, auf die ich kurz eingehen möchte.
Da ist zunächst der Kommentar von Holger Möhle, der sich mit dem Treffen in Davos befasst. Ok, Greta vs. Donald, das meine ich aber nicht. Der Kommentator legt dar, dass der dauerhafte wirtschaftliche Erfolg nur gelingen kann, wenn die Folgen der Klimaveränderung nicht weiter ignoriert werden. Überaus vernünftig, dieser Gedanke. Dennoch hakt es in seiner Argumentation an einigen Stellen. Beispiel: “ … weil sie (die Wirtschaftsbosse) längst verstanden haben, dass die Erderwärmung Ressourcen beschneiden […] kann, wenn sie nicht handeln.“ Ist es nicht umgekehrt, nämlich dass die Ausbeutung der Ressourcen die Erderwärmung befeuert? Eine solche, entgegengesetzte Sichtweise stellt allerdings viel unmittelbarer die Wirtschaft und damit die Menschen als Verursacher in den Vordergrund, was wirtschaftlich nicht sonderlich attraktiv ist. Also wird es wirtschaftsgerecht umgestülpt.
An anderer Stelle schreibt er: „Märkte brauchen Wachstum. Und Wachstum gibt es nur mit einer einigermaßen intakten Erde.“ Natürlich ist diese Aussage Blödsinn, doch ich überlasse es dem logischen Denken des Lesers, die Bruchstellen in der Argumentation herauszufinden. Aber derartige Ansichten sind tief im Denken der Wirtschaftsvertreter verankert und verhindern letztlich, dass die entscheidende Frage nach der wirklichen Ursache des Dilemmas gestellt wird. Diese Frage würde nämlich das ganze System in Frage stellen, ein System, in dem man sich doch schon so behaglich eingerichtet hat.
Die zweite Stelle in der Zeitung, die mir auffiel, ist ein Kurzbericht mit futuristisch anmutendem Bild: „Künstliche Intelligenz bietet enormes Wachstumspotential für Deutschland“. Worum es geht, ist schnell umrissen: Wachstum durch Digitalisierung, insbesondere durch KI, und Schaffung günstiger Rahmenbedingungen durch Beseitigung von Hindernissen, wie sie zum Beipiel in Form der Europäischen Datenschtutz-Grundverordnung bestehen. Die Prognosen basieren auf einer Studie des Verbands der Internetwirtschaft und der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Klar, worum es den Initiatoren der Studie ausschließlich geht, doch es könnte sich lohnen, mal auszumalen, was mit der Welt geschähe, wenn man diese Leute von der Leine ließe.