Zynische Verarschung

Die Datenschutzgrundverordnung bringt es ans Licht: Die meisten (fast alle) Webseiten verwenden Cookies. Nötig oder sinnvoll sind diese Dinger bei den allerwenigsten Internetseiten. Da fragt man sich natürlich, wozu die Cookies verwendet werden. Oder, besser gesagt, missbraucht werden. Hinzu kommt noch, dass die aufploppenden Banner, mit denen um die Zustimmung für Cookies geworben wird, einfach nur nerven.

Bemerkenswert sind vor allem die Texte, mit denen der Besucher aufgefordert wird, seine Zustimmung zu den Cookies zu geben. Fast alle sind so formuliert, dass man den Einrduck gewinnt, ohne die Zustimmung gar nicht erst auf die Seite zu gelangen. Höhepunkt dieser Aktionen sind Hinweise wie „Wir respektieren Ihre Privatsphäre, deshalb …“ Mit anderen Worten: „Im Interesse Ihrer Privatsphäre sollten Sie die Cookies respektieren.“ Geht’s noch zynischer? Kann man Mitmenschen noch widerlicher verarschen bzw. manipulieren? Die Werbeindustrie, die ja wohl dahinter steckt, war nie verlegen, wenn es um die Beeinflussung von Kunden geht, aber bevor die Welt „digitalisiert“ wurde, ging es in erster Linie um Produkte. Die von Algorithmen gesteuerte Werbung im Internet hat aber eindeutig die Menschen mit ihren individuellen Verhaltensweisen, Stärken und Schwächen im Auge. „Personenbezogene Werbung“ nenn man diesen Verstoß gegen die Grundrechte. Es geht um Freiheit, um zwar um echte Freiheit, um den Entscheidungsraum von Menschen, nicht um so belanglose Dinge wie die vorübergehenden Einschränkungen des Reiseverkehrs wegen Corona.

Die aufploppenden Banner, mit denen die Cookie-Erlaubnis erschlichen wird, sind einerseits sicherlich nervig; sie sollten aber auch als Warnhinweise verstanden werden. Soo darf Digitalisierung nicht ablaufen. Ich drücke ein weiteres Mal die Daumen für Max Schrems. Dieser Junge hat bereits mehr gegen den Datenmissbrauch im Netz bewirkt, als alle Politiker zusammen.