Digitale Fragezeichen

Viele Dinge rund um die Digitalisierung erscheinen auf den ersten Blick so nützlich, so überaus positiv. Dass dahinter aber ganz dicke Fragezeichen stehen, übersehen die meisten, weil sie nicht bereit sind, der Heiligen Kuh Digitalisierung mit einem Minimum an Kritikbereitschaft zu begegnen. Nur zwei Beispiele.

Dorothee Bär, unsere digitalisierte CSU-Politikerin, erklärte in einem Interview, ihr Bestreben sei es, im Umgang mit den Behörden nicht die Menschen zu schicken, sondern Daten. Klingt absolut plausibel, oder? Zumindest auf den ersten Blick, wie gesagt. Man spart Zeit und Ressourcen, ist doch toll. – Doch es geht auch etwas verloren, etwas, was für eine funktionierende Gesellschaft außerordentlich wichtig ist: der persönliche Kontakt zwischen Behörde und Bürgern. Ist entbehrlich? Nun, wer so denkt, ist möglicherweise schon digitalgeschädigt. Ich halte solche Kontakte für wichtiger als die Durchrationalisierung der behördlichen Vorgänge mit digitalen Mitteln. Und ich bin sicher, die Zeit wird mir Recht geben.

Anderes Beispiel: Der gute Gesichtsbuch-Zuckerberg hat die weltumspannenden Kontakte aller Erdenbürger als sein großes Ziel verkündet. Das eigentlich Ziel ist natürlich Geld und Macht, aber das vorgeschobene Ziel klingt wieder verdammt gut. Kontakte mit vielen anderen Menschen, das, was man so weiß und hat, mit anderen „teilen“. Dabei basiert dieses Unterfangen auf einer Lebenslüge, die nur wenig Menschen durchschauen oder zu erkennen bereit sind. Es kann keine Kontakte mit unbegrenzt vielen Menschen geben; das, was man so nennt, sind keine Kontakte, sondern die Ticks eines Zählwerks. Likes im Tausenderbündel. Follower, die sich zu einer formlosen Masse verschmelzen lassen. Selbstdarsteller, die sich mit massenhaften Häkchen zufrieden geben und diese Häkchen für Ruhm halten. Initiatoren von Zusammenrottungen, die diese für positive Verabredungen halten, dabei aber übersehen, dass die meisten Leute, die man im Schlepptau hat, schon seit längerem nicht mehr gedacht haben. Wozu auch im Zeitalter künstlicher Intelligenz?

Das, was die „aufgeschlossenen“ Digitalisierer als die großen Innovationen preisen, zeichnet sich größtenteils durch Überflüssigkeit, Wertlosigkeit und – leider auch – durch schädliche bis zerstörerische Nebenwirkungen aus. Zitiert werden aber nur die wenigen positiven Beispiele. Ausnahmen.