Ach ja, der böse Iran

Um es in aller Deutlichkeit vorwegzu sagen: Ja, der Iran ist ein Unrechtsstaat. Er wird von zweifelhaften Gestalten im Gewand von Mullahs regiert, und die Revolutionsgarden treten Menschenrechte mit Füßen. Zudem darf mit Fug und Recht angenommen werden, dass der Iran seine machtpolitischen Fühler in den Irak und nach Syrien ausstreckt, sogar bis zum Jemen. Dass man dabei gerne mit Atomwaffen winken würde, kann man sogar verstehen. Nur – das passt natürlich nicht vielen anderen Ländern, und so musste der Iran aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus auf Atomwaffen verzichten. Der Verzicht wurde mit einem Abkommen besiegelt. Tolle Leistung übrigens von Obama, dem Präsidenen, der den derzeitigen Macher in jeder Hinsicht in die Tasche stecken kann.

Auch dieses in aller Deutlichkeit: Der Iran hat sich an das Abkommen gehalten. Es ist das Ungeheuer im Weißen Haus, das einseitig das Abkommen aufgekündigt hat. Mit einem Federstrich, ohne zwingenden Grund und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen. Sowohl die Europäer als auch der Iran haben sich daraufhin um einen Fortbestand des Atomabkommens bemüht, natürlich vergeblich, denn das Trampeltier in Washington scheute nicht davor zurück, die Wirtschaftsmacht der USA in die Waagschale zu werfen und die anderen Staaten zu zwingen, das Abkommen ebenfalls über Bord zu werfen. Also auch kein Abkommen „light“. Denn es war ein Teil des Abkommens, dem Iran wirtschaftlich auf die Beine zu helfen, und das ging nicht mehr, denn die europäischen Länder werden schlicht und ergreifend von den „Freunden“ jenseits des Atlantik erpresst. Das kommt davon, wenn man einem wirtschaftlichen starken aber mit einer moralisch desolaten Führung die internationale Währungsführerschaft (Dollar) überlässt.

Nun meckern einige Europäer, dass der Iran sich nicht mehr an das Atomabkommen hält. Kann man die Sache noch blöder einschätzen? Der Iran kan kein Abkommen gekündigt, denn ein von den USA gekündigtes Abkommen existiert de facto nicht mehr! Und die Europäer haben die Schwänze eingezogen und sind in den Arsch des großen Kaputtmachers im Weißen Haus gekrochen. Man muss ja auf den amerikanischen Märkten präsent bleiben, sonst gibt es wirtschaftliche Einbußen. Wie nennt man das übrigens, wenn man eine moralisch aufrechte Haltung zugunsten von Geld und wirtschaftlichem Erfolg verscheuert? Ist das nicht eine Art von Prostitution?

Dass die Iraner nun wieder voll in ihr Atomprogramm einsteigen, ist nur natürlich und zeigt, dass wenigstens der Iran ein gewisses Rückgrat hat. Mehr als andere Länder. Und noch eines: Mit welchem Recht wird dem Iran der Besitz von Atomwaffen verweigert. Ist der Iran kein souveräner Staat? Und ausgerechnet die USA sperren sich gegen die Atomwaffen im Iran. Die USA, jener Staat, der selbst über das größte Arsenal an Nuklearwaffen verfügt.