Unersättlichkeit

Einstein hat einmal sinngemäß gesagt, unser Planet weine der Menschheit keine Träne nach, wenn sie sich in ihrem Fortschritts- und Technikwahn einmal selbst auslösche. Man kann es auch etwas anders herum formulieren: Wenn die Menschheit ihre Erde unbewohnbar gemacht hat, dann ist niemand mehr da, der dem Planeten eine Träne nachweinen kann.

Kürzlich gab es einen Tag, der den übermäßigen Resssourcenverbrauch zum Thema hatte. Klar, kann nicht schaden, einmal daran zu denken, dass die Menschheit weit über ihre Verhältnisse lebt. Und dann? Wird weitergemacht. Wir können ja nicht unsere Wirtschaft, die unseren Wohlstand schafft, ausbremsen. Wir können ja nicht unsere Mobilität einschränken, zumal sie durch die Digitalisierung immer wichtiger wird und noch kräftig gesteigert werden muss. Usw. Nee, das geht alles nicht, und im übrigen bemühen wir uns ja auch – im Rahmen unserer Möglichkeiten. Und wenn jeder an sich arbeitet …

… dann kommen wir trotzdem keinen entscheidenden Schritt weiter. Dann können wir trotzdem in 40 Jahren eine einigermaßen verlässliche Prognose aufstellen, ob die Menschheit dann noch 100 Jahr schafft oder (wahrscheinlicher) nicht mehr. Die Lösung liegt mit Sicherheit nicht in der Installation von immer mehr Technik, denn das, was wir landläufig als Fortschritt betrachten, ist vielfach ein schnelleres Fortschreiten Richtung Kollaps unseres Planeten. Denken wir nur daran, was beispielsweise der Fortschritt im Verkehrswesen bisher bewirkt hat: hauptsächlich einen explosiven Anstieg des Verkehrsaufkommens mit entsprechender Steigerung des Ressourcenverbrauchs. Oder, anderes Beispiel: Den Fortschritt, den die Kernenergietechnik versprach (man versprach sich verdammt viel davon), erforderte in Wirklichkeit ein Zurückschreiten.

Eine Tatsache, die viel zu wenig beachtet wird, ist, dass jede Energieform mit einem Ressoucenverbrauch verbunden ist. Selbst die hochgelobte Elektromobilität erfordert einen hohen Preis, denn die Herstellung und vor allem Entsorgung der Batterien sind hochproblematisch. Undl die Stromerzeugung? Selbst die Windenergie ist nicht ganz ohne Probleme, denn das Material, aus dem die Flügel hergestellt werden, kann keinem Recycling zugeführt werden. Zwar ist der Müll nicht so kritisch wie etwa Atommüll, und vielleicht findet man ja ein günstigeres Material, aber das Beispiel zeigt, dass bei einem euphorisches Anhimmeln von neuer Technik oft die Nachteile übersehen werden.

Wenn wir uns nicht durchringen können, die Kernprobleme an den Wurzeln zu packen, wird die menschliche Gesellschaft einem totalen Kollaps entgegensteuern. Eine der Wurzeln, vielleicht die dickste, ist die Überbevölkerung. Da gibt es nichts herumzuinterpretieren, die Vermehrung der Population unterliegt exponentiellen Gesetzmäßigkeiten. Und wenn der Faktor größer als 1 ist, also auf Vermehrung steht, dann wird die Bevölkerungszunahme immer schneller erfolgen und am Schluss ganz schnell alle Grenzen sprengen. Zwar geht die Vermehrung in der pflanzlichen oder tierischen Welt ebenfalls exponentiell vonstatten, aber hier gibt es bremsende Einflüsse wie natürliche Feinde, Begrenzung der Lebensräume oder Nahrungsknappheit. Menschen können diese moderierenden Faktoren nicht akzeptieren, sondern setzen im Gegenteil alles dran, um sie so weit wie möglich zu überwinden.

Was also tun? Steuerung der Nachkommengewinnung, etwa nach chinesischem Muster mit Einkind-Ehen oder ähnlichem? Na ja, es hat sich gezeigt, dass derartige Maßnahmen nicht der große Hit sind; damit sind zu viele unerwünschte Nebeneffekte verbunden. Nach meiner Meinung gibt es nur ein wirklich bewährtes Mittel. Wenn wir uns nämlich umschauen, dann wächst die Bevölkerung überall dort am geringsten (oder sie schrumpft sogar), wo freie, demokratische Verhältnisse und allgemeiner Wohlstand herrschen. Es muss also das Anliegen der gesamten Menschheit sein, in allen Ländern für solche Verhältnisse zu sorgen. Aber dass das gelingen kann, ist mehr als zweifelhaft. Schuld darin ist nicht das Fehlen von Ressourcen vor Ort, sondern schlicht und ergreifend die Tatsache, dass in mehr als der Hälfte aller Länder Verbrecher und Dreckschweine regieren, die den Wohlstand in ihren eigenen Taschen anhäufen oder ihre Machtgier genüsslich ausleben. Inzwischen hat eine zivilisierte Form solcher Gangster auch von Nationen Besitz ergriffen (mit Hilfe der Wahlbevölkerung) , die bisher als sicher und fortschrittlich galten.

Krieg? Von Zeit zu Zeit mal den einen oder anderen Staat ganz auslöschen? Na gut, schon der Gedanke daran ist zynisch. Aber wir sollten darüber im klaren sein, dass es Überlebenskriege geben wird, wenn der Planet für die Bevölkerung zu klein wird. Wenn nicht Millionen, sondern Milliarden in die Wohlstandsländer flüchten, dann haben wir Krieg. Vielleicht sollte man vorher aktiv werden und die genannten Verbrecher und Dreckschweine mit Gewalt entmachten. Sicher, das wird dann als Einmischung in die inneren Angelegenheiten bezeichnet werden, aber kann man noch von inneren Angelegenheiten sprechen, wenn Flüchtlingsströme das Land verlassen und anderswo für Probleme sorgen?

Ich habe mich ein wenig an der Überbevölkerung festgebissen; dabei wollte ich noch weitere Belastungsfaktoren für unseren Planeten erörtern. Der Beitrag wird zu lang, deshalb zähle ich nur einige der Ursachen auf:

– Überzogene Mobilität,
– falsche Auffassung von Globalität,
– weltweiter Brutalkapitalismus,
– Materialverschwendung und falsches Material,
– Verklumpung der marktwirtschaftlichen Kräfte,
– Destabilisierung und Wertverfall durch Digitalisierung usw.

Alle haben das Potenzial, die menschliche Gesellschaft bzw. den Planeten kollabieren zu lassen. „Keine Sorge, das werden die Menschen schon richten“, höre ich die beschwichtigenden Einwände. Ich schaue also genauer hin und suche nach Anzeichen, dass die Menschheit sich auf bessere Wege begibt. Ich finde keine.