Erpresssung im Internet

Dass ich das Intenet für einen Nährboden für Kriminalität und sonstigen Schmutz halte, habe ich schon seit Jahren immer wieder kundgetan und begründet. Nun ein ganz konkretes Beispiel in Form einer Mail, die ich diese Tage erhielt. Ich gebe den Inhalt hier komplett wieder (Keine Sorge, Links und ähnliches sind nicht dabei, nur reiner Text):

Ich schreibe Ihnen, weil Ich ʍalwаre auf die Ƿorno-Website
gesetzt habe, die Sie besucht haben.

Mein Vίrus hat all Ihre persönlichen Daten gesammelt,
und hat Ihre Kаmerа während Ihrer ʍasturbation eingeschaltet.

Ich muss zugeben, Sie sind sehr pervers…..

Zudem hat die Software Ihre Kontakte kopiert.
Ich werde das Videо löschen, wenn Sie mir 2.000 EUR in Bitcoin zahlen.
2.000 EUR = 0.1930829 BTC

Dies ist Adresse für die Zahlung :37yuSwKdyuPCaRTdkDCGr44ehRbWu2TScR

Wenn Sie die Zahlung nicht innerhalb von 48 Ştunden abschicken,
werde ich dieses VΙdeo an alle Ihre Freunde und Bekannten schicken.
Ich weiß, wo Sie wohnen.

Ich gebe Ihnen 48 Ştunden für die Zahlung.

Es ist nicht notwendig, mir zu sagen,
dass Sie mir das Geld geschickt haben.

Diese Adresse ist mit Ihnen verknüpft, mein System wird alle Daten
nach der Übertragung automatisch löschen.

***********************************************
Senden Sie sofort 2.000 EUR (0.1930829 BTC) an diese Adresse:

0.1930829 BTC
an diese Adresse:

37yuSwKdyuPCaRTdkDCGr44ehRbWu2TScR
(Kopieren Sie es und fügen Sie es ein)
***********************************************

1 BTC = 10.380 EUR also senden Sie 0.1930829 BTC
an die oben genannte Adresse..

Wenn Sie nicht wissen, wie man Bitcoin sendet, googeln Sie es.

Sie können die Polizei einschalten, aber niemand wird Ihnen helfen können.
Wenn Sie versuchen, mich zu verarschen, werde ich das bemerken!

Ich lebe nicht in deinem Land. Also wird man mich auch
nach 9 Monaten nicht finden können. Bis bald. Denken Sie an die Schande und dass Sie ruiniert werden können.

Anonymer Hɑcker

Möglicherweise haben Sie, lieber Leser eine gleich- oder ähnlichlautende Mail erhalten, vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist die Mail extrem aufschlussreich:

  • Keine persönliche Anrede, also ist die Drohung, meine persönlichen Daten zu verwenden, schlichtweg Quatsch. Wahrscheinlich Massenmail.
  • Der Absender weiß wohl nicht, dass ich Pornoseiten einfach nur widerlich finde und ganz bestimmt was Besseres zu tun habe, als Sexualität in der widerlichsten Form zu „genießen“.
  • Der Absender droht damit, ein Video zu veröffentlichen, das mich beim Masturbieren zeigt. Wenn er nicht anonym wäre, könnte ich ihn darüber aufklären, dass ich mein Smartphone nur unterwegs zum Telefonieren benutze, dass ich keine Apps installiert habe, die auf die Kamera zurückgreifen, und dass an keinem meiner Computer eine Kamera installiert ist. Wow, wie will der Dreckskerl dann filmen?
  • Der Scheißer will meine Kontakte kopiert haben. Toll, wie will er es machen, wenn ich keine Kontaktliste angelegt habe? Bei mir werden keine Mails an mehrere Personen gestreut, da gibt es nur die Einzeladressierung, und dazu gebraucht man wiederum keine Kontaktliste. Und um Facebook & Co mache ich immer schon einen Bogen, einen Riesenbogen mit einem Radius von einem Lichtjahr.

Was mich überrascht, ist die Tatsache, dass der Absender im Klartext als Erpresser auftritt und seine dreckigen, kriminellen Absichten nicht mal vertuscht. Möglich macht dieses wiederum die kryptische Bitcoin-Währung. Es wird einmal mehr klar, wie kaputt diese künstlichen Währungen sind. Bitcoin – von Internet-Enthusiasten hochgelobt, nicht zuletzt wegen der dahinter stehenden Blockchain-Technik, und doch ein zerstörerisches Machwerk. Bitcoin ist die Währung, die zum Darknet und zu Geldwäsche-Unternehmen passt, die im Grunde aber niemand, der lautere Absichten hat, wirklich braucht. Klartext: Bitcoin ist etwas für Spekulanten und Kriminelle. Selbst die clever ausgedachten Blockchains sind mehr als bedenklich, denn sie blähen das Datenaufkommen exposiv auf. Schon jetzt kostet die Speicherung von Blockchain-Daten so viel Energie, dass die Sache ökologisch bedenklich wird.

Nein, wenn einem jemand mit einem unverhohlenen Erpressungsversuch so dicht auf die Pelle rückt, dann kann man sich schon angeekelt abwenden, und zwar vom ganzen Internet. In der Tat, in meinen Augen ist das Internet nicht die Verheißung einer besseren Zukunft, sondern zunächst mal ein gefährlicher, stinkender Sumpf. Der wird auch nicht durch Start-upper mit legalen Geldmachabsichten trocken gelegt.

Da ich eine klare Haltung gegenüber dem Internet habe [1], kann ich so eine Mail getrost in den Mülleimer stoßen. Doch leider treffen wahrscheinlich die Erpressungsgründe auf eine Menge von Leuten zu, oder sie sind sich zumindest unsicher. Wie sollen die auf eine solche Mail reagieren? Was geht dann in ihnen vor? Der Absender würde sich kaum die Mühe machen, solche Mails zu versenden, wenn er nicht wüsste, dass er bei machen Empfängern den Nagel auf den Kopf trifft. Hier wird einmal mehr deutlich, dass der exzessive Umgang mit dem Internet und der Leichtsinn im Umgang mit persönlichen Daten eine ungemein zerstörerische Wirkung entfalten können. Wenn das Internet nicht von Grund auf neu strukturiert wird, was eine wesentlich sparsamere Benutzung einschließt, dann kann man für die Zukunft nur schwarz sehen. Und das nicht nur wegen der Erpressungs-Mails.

[1] Wozu auch gehört, dass ich fast alle privaten Dinge nur auf einem Rechner erledige, der nicht mit dem Internet verbunden ist. Aber das kann ja der Erpresser nicht wissen, er sieht nur die vielen Benutzer, die unbekümmert am Rande des Sumpfes picknicken.