Die Jüngeren leben mit und im Internet, das Smartphone ist für sie alles. Die Älteren sind da (noch) etwas zurückhaltender, vielleicht auch deshalb, weil sie die vordigitale Welt mit ihren Werten noch kennen. Interessant ist, dass die jüngere Generation für sich beansprucht, mit den digitalen Mechanismen besser zurechtzukommen; sie beansprucht die digitalen Lebensformen praktisch für sich. Dabei vergessen sie gerne, dass es die mittlere und ältere Generation war, die die Voraussetzung für die Digitalisierung geschaffen hat. Man hat das virtuelle Leben den Jüngeren aufs Auge gedrückt und schaut entsetzt und hilflos zu, wie der Bezug zur realen Welt mit den damit verbundenen Verantwortlichkeiten immer stärker abnimmt.
Grund zum Pessimismus? Eigentlich nicht, eher Grund zur Vorsicht, denn irgendwann wird auch die jüngere Generation merken, dass sich das echte Leben nicht im Internet abspielt, sondern auf dem Planeten Erde. Dass es nicht reicht, auf dem Smartphone herumzuwischen, wenn man protestieren will.
Außerdem sollten wir uns nicht von Horrorzahlen beeindrucken lassen. Heute stand in der Zeitung, das ein Jugendlicher knapp 60 Stunden pro Woche im Internet ist, also fast 10 Stunden täglich. Blöde Zahlenspielerei, ohne Aussagekraft. Wer das Smartphone einschaltet, ist damit auch online. Im Grunde wird mit den Zahlen nur gesagt, dass ein durchschnittlicher Jugendlicher morgens sein Handy einschaltet und abends wieder ausschaltet. Na und? Das wissen wir doch schon längst, auch ohne Statistik.
Wenn die Jugend gegen den Klimawandel protestiert, dann ist das ein hoffnungsvolles Zeichen. Ja, auch für das Klima, aber nur ein wenig, weil die klimazerstörenden Strukturen (grenzenlose Mobilität, Autovernarrtheit, ungezügelte Reiselust, enormer Engergiebedarf durch Digitalisierung, extremes Komfortbedürfnis usw.) so fest verankert sind, das man sie nicht in kurzer Zeit auflösen kann. Nein, hoffnungsvoll ist die Bewegung „Fridays for Future“ deshalb, weil Jugendliche handeln. Dass sie dabei immer öfter über das Ziel hinausschießen, ist ihr Priviieg. Die schlimmste Alternative wäre eine passive, digitalgesteuerte Jugend.