Kaum setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die Meinungsbildung im Netz gesteuert wird, dass die Meinungssuchenden manipuliert werden, da erscheint in England eine Studie, dass das nicht der Fall ist. Im Gegenteil: Gerade das Internet biete eine Vielzahl verschiedener Informationsquellen, so dass die Chancen einer vielseitigen Meinungsbildung noch nie so groß gewesen seien. Außerdem sei nicht erkennbar, dass die Suchmaschine von Google vorrangig solche Webseiten anbiete, die die Meinung des Anfragenden in einer bestimmten Richtung beeinflussen sollen. Überhaupt gebe es keine empirischen Beobachtungen, die die These von der Meinungslenkung im Internet begründeten.
Dieses Ergebnis ist so verblüffend, dass man sich die Augen reibt. Alles nur Erfindungen von böswilligen Internetfeinden? Da muss natürlich zuerst die Frage gestellt werden, wer denn hinter der Studie steht und wie dessen Grundeinstellung zum Internet ist. Denn dass Studien, sie mögen noch so wissenschaftlich erscheinen, in gewünschte Richtungen gelenkt werden können, ist klar und durch unzählige Beispiele belegt. Verdächtig ist in diesem Fall, dass die Studie ausgerechnet in England entstand, dem Land, in dem die Entscheidung für den Brexit den Verdacht auf manipulative Unterstützung im Netz nährte.
Und die Fakten? Dass großartige Manipulationen über die Google-Suchmaschine erfolgen, ist eher unwahrscheinlich. Google hat vor allem ein Interesse an Geld, und so ist das Ranking hauptsächlich kommerziell bestimmt. Informationen? Ja, die gibt es auch, oft erst ab Seite 4 oder 5. Nein, die Meinungsbildung spielt bei Google eine eher untergeordnete Rolle.
Die eigentliche Meinungsmanipulation spielt sich auf den „sozialen“ Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram usw. ab, wo Bots und Hackergruppen gezielte Informationen platzieren, je nachdem, wer sie bezahlt hat. Die Meinungsmacher können dabei völlig im Verborgenen bleiben, so dass der Nachweis von Manipulationen praktisch unmöglich ist. Selbst groß angelegte, statistische Studien versagen mehr oder weniger, weil Vergleichspopulationen fehlen. Wer kann zum Beispiel sagen, dass eine internetfreie Gesellschaft einen Kaputtmacher wie Trump nicht gewählt hätte? Auch wenn vieles dafür spricht? Genau hier steckt die Beweisnotlage, die es den Kritikern an der Digitalisierung so schwer macht, mit Fakten aufzuwarten. Und Studien wie die genannte haben es einfach, das Internet als sauber hinzustellen – entgegen den Tatsachen.
Doch es gibt Whistleblower und Insider, die die Schnauze voll haben und deutlich sagen, was da alles schief läuft. Und – ich glaube ihnen mehr als einer fragwürdigen, englischen Studie.