Wenn’s um unsere Interessen geht …

Wie sagte vor einigen Wochen unser ehermaliger Außenminister Sigmar Gabriel (sinngemäß)? „Der Flücktlingspakt mit der Türkei ist kein schlimmer Deal. Denn immerhin werden dabei auch deutsche Interessen berührt.“ Klar doch, wenn’s um deutsche Vorteile geht, kann man durchaus in Kauf nehmen, dass der osmanische Sultan die Flüchtliche in menschenunwürdige Lager sperrt. Sind ja weit weg, diese Lager.

Wie sagte der Manager von Bayer Leverkusen? „Der Kauf von Monsanto verschafft uns einen gewaltigen Kundenkreis und enorme Absatzmärkte“. Sogar die Gewerkschaft begrüßt die Fusion, wegen der Arbeitsplätze.  Klar doch, wenn’s um wirtschaftliche Vorteile, vor allem um die Stellung im globalen Wettbewerb geht, kann man nicht zimperlich sein. Da muss man auch schon mal eine verpestete Kröte wie Monsanto schlucken.

Wie sagte die Hure, als sie in ihrem Edelappartement interviewt wurde? „Natürlich muss ich bereit sein, meinen Arsch an die Mauer zu stellen und täglich einige stinkende Freier über mich herrutschen zu lassen. Sonst könnte ich mir dieses Appartement gar nicht leisten.“ Klar doch, wenn’s ums Überleben oder einfach nur ums Besserleben geht, kann man sich nicht in dem vergraben, was die Gutgehenden der Gesellschaft als Moral bezeichnen.

Wie sagte der Konzernboss, der wie jedes Mal bei einem China-Besuch die Schleppe der Kanzlerin hielt? „China bietet riesige Absatzmärkte. Da werden die Interessen der deutschen Wirtschaft elementar berührt.“ Klar doch, wenn’s um die globale Vorherrschaft geht, da kann man nicht kleinlich über fehlende Menschenrechte stolpern. Da darf man sich auch nicht allzu laut über die Kontrolle deutscher Betriebe in China beklagen.

Wie sagte der deutsche Außenpolitiker, nachdem Trump einmal mehr um sich herumgeschlagen und dabei den Deutschen Sanktionen und Strafzölle angedroht hat? „Wir müssen mit den Amerikanern im Gespräch bleiben. Schließĺich sind sie unsere wichtigsten Verbündeten, und somit liegt das gute Verhältnis zu den Amerikanern in unserm Interesse.“ Klar doch, ist egal, wen die Amis ins Weiße Haus schicken. Selbst wenn’s ein dressierter Gorilla wär, da kann man doch nicht zimperlich und allzu deutlich sein. Oder?

Was haben diese Beispiele nun miteinander zu tun? Ich denke, am ehesten kann uns die Nutte eine plausible, allgemeingültige Antwort geben: Moral ist ein gut verkäuflicher Wert. Man spricht in dem Zusammenhang auch von Prostitution.