Nein, nicht die anderen retten, sondern sich selbst retten, darum geht es im Überlebenskampf im Zeichen von Corona.
Ich musste so einiges bei ALDI einkaufen: Käse, der hier würziger schmeckt als die zusammengepresste Milchmatsche in den anderen örtlichen Supermärkten. Dann ein Glas Bockwürstchen für die Linsensuppe, schließlich noch einige Packungen Frischkäse. Meine Frau rief mir noch nach: „Bring auch Klopapier mit, ich habe eben die letzte Rolle im Badezimmer eingehängt.“
Also ein ganz normaler Einkauf – dachte ich. Käse war keiner mehr da, gähnend leere Kartons. Ok, dachte ich, dann eben Marmelade, die macht meine Frau immer selbst und ist somit ständig verfügbar. Frischkäse war auch keiner mehr da. Ok, dachte ich, dann gibt es zu den Paprikahälften morgen eben keine Ajwar-Soße, futtern wir das Zeug trocken. Bockwürstchen: Fehlanzeige, alles ausverkauft. Ok, dachte ich, Fleisch ist sowieso ein Klimakiller, sagt man überall. Also machen wir heute Mittag einen auf vegetarisch. Schließlich das Klopapier. Muss ich hier beschreiben, wie das Regal aussah?
Kurz, ich schob den leeren Einkaufswagen demonstrativ auffällig an der Kasse vorbei, rief der Kassiererin zu, dass ich nichts gefunden habe und steuerte den ersten Supermarkt im heimischen Dorf an. Kein Toilettenpapier mehr. Im zweiten Supermarkt: Kein Toilettenpapier mehr.
Was tun? Nun bin ich nicht mehr der Jüngste und kann auf die Erfahrungen der Nachkriegszeit zurückblicken, zumindest verschwommen, da ich damals noch ein Kind war. Aber auch als Kind muss man kacken, sogar recht oft, und wenn man auf dem Klo hockt und drückt, hat man Zeit, sich das kleine Häuschen genau anzusehen. Jedes Detail wurde mir im Laufe der Jahre vertraut, zum Beispiel die Lackabsplitterung unten an der Tür. Es sah aus wie ein Kamel mit drei Höckern. Oder wie eine Raupe. Auch den Papierspender konnte ich eingehend studieren.
Den habe ich jetzt nachgebaut, denn ich habe keine Lust, mich abends in einem Supermarkt einschließen zu lassen, damit ich am nächsten Morgen schnell etwas Klopapier schnappen kann. Nein, solche Tricks überlasse ich den Papiersammlern, die auch den letzten Winkel ihres Vorratsraums geschickt mit Klopapier anfüllen. Wird ja nicht schlecht, das Zeug, und irgendwann nach zwei oder drei Jahren ist der Kram verbraucht, und es gibt wieder Platz für unwichtigere Vorräte.
Aber ich wollte von meinem Papierspender berichten: Man nehme ein Brett, etwa 15 x 25 cm, dazu einen langen Nagel, etwa 3 oder 4 Zoll. Oben bohre man ein 4mm-Loch durch das Brett, darunter, etwa 10 cm vom oberen Rand entfernt ein weiteres Loch, das etwas kleiner als der Nageldurchmesser ist. Dann treibe man den Nagel von hinten durch das Loch, so dass er vorne spitz hervorsteht, und hänge das geniale Teil in Griffweite neben der Kloschüssel auf. Schließlich nehme man einige Zeitungen und schneide einen kleinen Stapel Papiere zurecht. Größe etwa 14 x 23 cm, aber so genau kommt es nicht drauf an. Der Schnitt muss auch nicht ganz glatt sein, in Zeiten der Not lernt man ohnehin schnell, mit Unvollkommenheiten zu leben. Den Stapel Papier spießt man schließlich auf den Nagel des beschriebenen Poporeinigungsgerätes.
Das Ganze hat noch einen tollen Nebeneffekt: Wenn es mal nicht so schnell klappt, kann man sich die Zeit mit dem Lesen von Zeitungsartikeln verkürzen. Alles hat auch seine positiven Seiten.