Überleben gesichert

Ja, nun kann die Quarantäne kommen; es ist mir gelungen, eine Packung Klopapier zu erstehen. Es war die zweitletzte im Supermarkt. Egal, nun haben wir Klopapier für 3 oder 4 Wochen. Herrlich! Ich kann die Vorrichtung zum Aufspießen von Zeitungspapier wieder aus dem WC entfernen – vorerst. Und eine Tüte Mehl konnte ich ebenfalls noch auftreiben, sogar eine Packung Nudeln. Was will man mehr?

Über das Hamstern von Kopapier werden bereits deftige Witze gemacht, und der Karrikaturzeichner unserer Tageszeitung läuft zur Hochform auf, wenn er den Klopapiermangel thematisiert. Dabei ist der Mangel überhaupt nicht durch die Corona-Pandemie verursacht, das heißt nicht direkt. Klopapier hätte es immer in mehr als ausreichender Menge geben können, wenn es nicht diese Mitmenschen gäbe, die in Zeiten der Krise unter Beweis stellen wollen, zu welch irrationalem Denken und Handeln sie fähig sind. Da haben wohl einige Zeitgenossen gedacht: Vorratshaltung muss sein, sonst wäre es ja keine richtige Krise. Aber was? Es muss unentbehrlich sein, es muss sich stapeln lassen usw. Vor allem muss es haltbar sein, damit auch größere, private Lagerbestände im Laufe einiger Jahre aufgebraucht werden können. Klar, Klopapier eignet sich gut.

Und so entstanden die ersten leeren Regale. Die Leute, die ganz normal einige Rollen kaufen wollten, gerieten angesichts der fehlenden Ware in Panik, und wenn mal was da war, kaufte man halt nicht ein Paket, sondern zwei. Oder drei. Und half so mit, dass die Regale wochenlang leer blieben. Vernunft? Um Himmels willen, die kramen wir nach der Krise wieder hervor.

Kann man es den Menschen verdenken, wenn sie angesichts der gähnenden Leere im Regal etwas stärker hinlangen, wenn es mal was zu kaufen gibt? Nein, die Idioten waren zu Beginn des allgemeinen Hamsterns aktiv, es waren die Leute, die das Klopapier als Hamsterobjekt erst publik und populär machten. Heißa, da glühten förmlich die Leitungen der „sozialen“ Medien, und die Gier nach Klopapier verbreitete sich schneller als das Corona-Virus. So wie alle digitalen Meldungen, die nur hinreichend falsch, reißerisch oder hasserfüllt sein müssen. Und natürlich sind es Scheißhausparolen und Gerüchte, die sich auf Facebok, Twitter, Instagram oder Whatsapp explosionsartig vermehren. Das Hamstern von Klopapier basiert auf so einer Scheißhausparole, im wörtlichen Sinne.

Machen wir uns nichts vor: Facebook kann noch so feuchtwarm mit Slogans wie „Miteinander“ für seine Plattform werben; in den weitaus meisten Fällen wird ein Gegeneinander produziert. Die Balgerei ums Klopapier ist nur ein Beispiel. Sicher, es gibt Fälle, wo sich die Plattformen als nützlich erwiesen haben – na ja, zumindest als bequem. Eigentlich sollte uns da eine Krise wie die Corona-Hamsterei die Augen öffnen und den Blick mal auf die Schattenseiten der Netzkommunikation lenken, aber bei der vorherrschenden, blinden Digitalgläubigkeit macht man liebe die Augen zu. Das ist einfacher.