Laut Zeitungsbericht (IVZ von heute) haben sich rund 300 Experten gegen die geplante Corona-Tracing-App ausgesprochen. Stattdessen befürworten sie eine Lösung, bei der die Daten nicht zentral gesammelt und ausgewertet, sondern in den einzelnen Smartphones verbleiben. Sie befürchten eine steigende Überwachung der Bürger.
Zu recht, keine Frage. Ein Überwachungsstaat wird nicht durch einen Beschluss oder ein Referendum ins Leben gerufen, sondern er entwickelt sich, Schritt für Schritt. Und da meistens die einzelnen Schritte gut zu begründen sind und infolgedessen auf große Akzeptanz stoßen, ist die Rücknahme von Überwachungsmaßnahmen illusorisch. Die kontinuierliche Steigerung ist nur zu verhindern, indem konsequent kein Schritt zu mehr Überwachung zugelassen wird, und mag er noch so klein sein. Von daher sind die Bedenken nachvollziehbar.
Nein, die an und für sich zu begrüßende Initiative der kritischen Experten ist nicht ohne Beigeschmack. Daten sollen nur in den Smartphones gespeichert werden? Wie kommen sie überhaupt darauf? Im Zeitungsbericht wird erwähnt, dass diese Beschränkung vor allem auch von Google und Apple bevorzugt wird. Und jetzt müssten doch alle Alarmglocken schrillen. Google und Apple, die beiden Konzerne, die über die Betriebssysteme Android und iOS fast alle Smartphones weltweit kontrollieren und ohnehin Zugriff auf die in den Geräten gesammelten Daten haben! Klar, dass sie die einzigen sein wollen, die auf diese wichtigen Daten zugreifen können, und deshalb sind sie gegen eine Lösung, bei der auch Institutionen wie das Robert-Koch-Institut mitmischen. Die exklusive Zugriffsmöglichkeit auf Daten erhöht deren Wert, und zwar beträchtlich.
Verdammt, wie naiv seid ihr eigentlich alle? Und erklärt mit bitte, warum ihr nicht stutzig werdet, wenn Apple und Google die technischen Voraussetzungen für das Corona-Tracing in ihren Betriebssystemen verankern wollen, entgegekommenderweise. Tracing, dass sich mit wenigen Handgriffen seitens der großen Brüder im Silicon Valley auf allgemeine Kontakt- und Standortbeobachtung aller Smartphone-Menschen verallgemeinern lässt. Geht schneller und mit weniger Aufwand als durch die umständliche Gesichtserkennung wie in China.