Stinkende Fleischwirtschaft

Mit der Fleischwirtschaft ist einiges nicht in Ordnung. Nein, vieles ist nicht in Ordnung. Nein, es ist nur wenig in Ordnung. Eigentlich nichts.

Massentierhaltung, zu viel Fleischverzehr wegen skandalös niedriger Preise,   Umweltbelastung durch Wasserverbrauch, Nitratverseuchung, Methan in der Atmosphäre. Missstände in den Schlachtereien, skandalöse Tiertransporte usw., und nun hat Corona auch noch offengelegt, dass über Leiharbeitsfirmen oder Subunternehmer moderne Sklaverei betrieben wird. Kein Wunder, denn die Deutschen sind sich zu schade, um stundenlang totes Fleisch zu zersägen, um Gedärme in große Behälter zu werfen, massenweise. Fiese Arbeit, gute Gelegenheit für Rumänen oder Bulgaren, sich und ihre Familien zu ernähren, Geld zu verdienen, weniger als die Deutschen, mehr als die anderen in den Heimatländern.

Einige (auch Politiker) halten die Leiharbeit für unverzichtbar. Wie sollen die Fleischfabriken dennn sonst an die Arbeitskraft kommen? Wohlgemerkt, die Leiharbeitsfirmen vermittteln Arbeitskraft, keine Mitarbeiter. Arbeitskraft, die austauschbar ist, wie Ware gehandelt werden kann, über einen Zwischenhandel, der ebenfalls gut daran verdient. Vermietung von Menschen, mit allem Drum und Dran, so dass die eigentlichen Unternehmer die Arbeitskraft nur noch konsumieren und ansonsten aus dem Verantwortungsschneider sind. Wie gesagt, moderne Skaverei.

Ist es nicht zynisch, wenn ausgerechnet ein Virus die Misstände aufdecken muss? Sicher, die Fleischfabriken weisen darauf hin, dass sie nicht die einzigen sind, die im großen Maße von Leiharbeit profitieren. Das stimmt natürlich. Aber wo sonst gibt es vergleichbare Missstände? Einfach mal umschauen und überlegen, wo es Arbeit gibt, die man den „wertvollen“, übersättigten Deutschen nicht zumuten kann. Wobei ich allerdings davor warnen möchte, pauschal alle Erntehelfer in den Fokus zu rücken. Viele Erntehelfer, ich glaube sogar, die meisten, haben eine enge, direkte Beziehung zum landwirtschaftlichen Betrieb und sind zum Teil sogar regelrechte Spezialisten. Wie sagte ein Spargelbauer in unserer Gegend, bevor die Spargelernte einsetzte: „Es wird Zeit, dass Igor wieder kommen kann (Reisebeschränkungen wegen Corona), der weiß am besten, wie wir das in diesem Jahr hinkriegen können.“ – Mitarbeiter und keine unpersönliche Arbeitskraft, darauf kommt es an.