An und für sich wäre dieses digitale Kleingebäck nicht so bedeutungsvoll, dass ich ihm einen Beitrag widmen würde, wenn da nicht das Urteil des BGH wäre, demzufolge Cookies nur bei aktiver Zustimmung des Benutzers erlaubt sind. Grundsätzlich gut so, obwohl diese ständig aufpoppenden, um Zustimmung heischenden Banner einfach nur nerven. Und jetzt noch die Forderung, dass es keine Zustimmung in der Voreinstellung geben darf, was die Sache noch ein wenig lästiger macht.
Doch wozu überhaupt diese Cookies? Erfunden wurden sie schon in der Anfangszeit des Internets, um bei wiederholtem Anwählen einer Internetseite dem Betreiber anzudeuten: „Hallo, ich war schon mal bei dir. Komm direkt zur Sache.“ Klar, dass es fast auschließlich um den Online-Handel geht. Und da die Cookies auf dem heimischen Rechner installiert werden und vom Benutzer jederzeit gelöscht werden können, hält sich die Missbrauchsgefahr in Grenzen.
Allerdings gibt es da noch eine blöde Nebenwirkung. Im stillen Zusammenwirken mit dem Onlinehändler können Werbefirmen die Cookies auswerten und gezielte, personalisierte Werbung platzieren, auf allen möglichen Internetseiten, deren Betreiber wiederum daran verdienen. Besonderer Service? Oder Nebensächlichkeit? Ich denke, auch wenn sich der Schaden in Grenzen hält, ist es ein arger Datenmissbrauch, denn personalisierte, individuelle Werbung kann nur auf Grund von Daten erfolgen, die Bestandteil von persönlichen Profilen sind. Diese Profilierung ist alles andere als eine Bagatelle, es ist ein Verstoß gegen das grundgesetzlich zugestandene Recht auf informationelle Selbstbestimmung. So einfach, so klar, auch wenn die Politik zögert, dieses Grundrecht durchzusetzen.
Von den Auswirkungen her also keine große Sache, Im Kern jedoch ungesetzlich und verwerflich. Nein, nicht die Cookies, sondern deren missbräuchliche Verwendung. Seitdem die Verwendung von Cookies zumindest angezeigt werden muss, wundern sich wahrscheinlich viele Leute (ich auch), welche Internetseiten Cookies verwenden. Fast alle kommerziellen Seiten machen Gebrauch davon, und bei den meisten Internetpräsentationen ist nicht ersichtlich, wozu die Cookies überhaupt gut sein sollen. Werden sie von den Webseitenadministratoren automatisch einprogrammiert? Vielleicht auch das, aber ich denke, dahinter steckt eine enorme Datenindustrie, die mit den kleinen Plätzchen eine Menge anzustellen weiß – und es auch tut. Und sich nicht lumpen lässt. Natürlich unbemerkt im Hintergrund.
Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich dieses mickrige, aber nährstoffreiche Digitalgebäck thematisiere. Es ist die Haltung des Branchenverbandes Bitkom, die mich regelrecht aufschreckte. So äußert sich zum Beispiel Dr. Bernhard Rohleder, Geschäftsführer der Bitkom:
„Neben den hohen Auflagen der Datenschutz-Grundverordnung müssen die Betreiber von Webseiten jetzt zusätzliche Prozesse und Formulare für ihre Web-Angebote einführen, um Cookies auch künftig nutzen zu dürfen. Alle Cookies, die als nicht unbedingt erforderlich gelten, dürfen jetzt nur noch mit aktiver Einwilligung gesetzt werden.“
Also, Herr Dr. Rohleder, wo ist eigentlich das Problem? Natürlich nervt es sowohl die Internetnutzer (an die ich denke) als auch die Internetindustrie (an die Sie denken). Es gibt aber eine verblüffend einfache Lösung: Lasst doch alle Cookies weg, die als nicht unbedingt erforderlich gelten. Dass Sie so sehr auf das Recht auf Cookie-Nutzung pochen, lässt ein gewisses Geschmäckle aufkommen. Sollten Sie etwa …