Woran liegt es?

Wieder ein Artikel in unserer Tageszeitung, und erneut wird festgestellt, dass das Home-Schooling (Scheißwort) ziemlich erfolglos war. Und klar, die Ursache ist ebenfalls bekannt, es ist jener Mangel, der heutzutage für fast alle gesellschaftlichen Misserfolge bemüht wird: es wird nicht genügend digitalisiert, es stehen für die Digitalisierung nicht hinreichend Mittel bereit, die Leute habe noch nicht das nötige Know-how, um die digitalen Instrumente zu bedienen usw. Sind ja bekannt, diese Argumente; einigen Politkern und Medienvertretern laufen sie aus den Mundwinkeln heraus, und das Jammern über zu wenig Digitalisierung in Deutschland ist wie das Reden übers Wetter.

Mein Gott, ich bin fassungslos vor Staunen darüber, dass es die Menschheit ohne Digitalisierung überhaupt bis heute schaffen konnte. Vielleicht war’s auch kein richtiges Leben in der vordigitalen Zeit, vielleicht waren die Jahrtausende nur eine Zeit der Vorbereitung auf die wahre Epoche der Menschheit, auf die neue Welt des Big Data.

Ironie beiseite: Ist eigentlich schon mal jemand auf den Gedanken gekommen, dass die Bildungsdefizite beim Home-Schooling (Mistwort) nicht auf den Mangel an Digitalisierung zurückzuführen sind, sondern ganz einfach darauf, dass sich bildungsorientierter Schulbetrieb nicht ohne weiteres digitalisieren lässt? Nur so ein Gedanke, könnte ja sein, wenn man bedenkt, dass man es in der Schule mit Menschen zu tun hat – junge Menschen, die den unmittelbaren Kontakt zu Bezugspersonen und Gleichaltrigen brauchen. Kinder und Jugendliche, die motiviert werden wollen. Schüler, die einen Anspruch darauf haben, dass es jemand gibt, der ihnen ansieht, wie sie gerade drauf sind. Lernende, die ihr Können in der Gemeinschaft erproben wollen.

Aber vielleicht bin ich nur ein Spinner, der an Dingen festhält, die demnächst keine Rolle mehr spielen werden.