Twitter ist drauf und dran, sich ein sauberes Mäntelchen überzustreifen. Damit will ich nicht sagen, dass Twitter auf einmal geläutert ist, aber es macht sich ganz gut, wenn man nun Beiträge mit Fake-News oder sonstigen groben Verfehlungen löscht. Und wenn man dabei den Donald, diesen ungehobelten Klotz, nicht verschont, heißa, dann kommt Sympathie auf.
Ganz anders Facebook. Der sture Mark Zuckerberg weigert sich beharrlich, die Beiträge zu werten und ggfs.zu löschen. Nicht seine Aufgabe, betont er, denn Facebook und alle eingekauften Vasallen wie Instagram, Whatsapp usw. seien keine Medienanstalten, sondern lediglich Plattformen, die nichts weiter täten als die technischen Kommunikationsmöglichkeiten bereitzustellen. Kritik an den Inhalten oder gar deren Löschung sei nicht deren Aufgabe.
Tja, was soll ich dazu sagen? Er hat recht, der gute Mark Zuckerberg. Facebook macht keine Medieninhalte, sondern ist tatsächlich nur eine Bereitstellungsplattform. So wie ein Grundstücksbesitzer, der einen Teil seines Grundes als allgemeine Parkfläche zur Verfügung stellt. Der muss ja auch nicht in jedes geparkte Auto hineinleuchten, ob da evtl. böses Zeug herumliegt. Überhaupt, was ist eigentlich böse? Was wir in Europa als schlimm empfinden, kann in Amerika als Teil amerikanischen Freiheitsrechtes angesehen werden oder in China als Methode zur Festigung der „weisen“ Staatsführung.
Nee, so einfach ist das nicht mit der Beurteilung von Medieninhalten, und ausgerechnet Facebook als Zensor? Zuckerberg und seine Gesinnungsgenossen sollen entscheiden, was gut oder böse ist? Besser gar nicht erst dran denken. Da hat der Zuckerberg wirklich recht, wenn er stur darauf beharrt, die Inhalte nicht zu beurteilen.
Was natürlich nicht heißt, dass er die Inhalte unbeachtet lässt, und jetzt wird’s verdammt zwiespältig. Die Inhalte sind ja wertvolle Datenspender, und die Daten heimst sich Facebook gerne ein. Sie bringen ja das Geld und auf Dauer eine nicht mehr zu bremsende Macht – weltweit.
Wenn also Zuckerberg treuherzig beteuert, es gehe ihm bei Facebook ausschließlich um die Unterstützung der weltweiten Kommunikation und nicht um die Bewertung einzelner Inhalte, dann ist das eine Lüge. Es geht Facebook vor allem um den Verkehr auf den Plattformen. Je mehr davon, desto besser fürs Geschäft und vor allem für die angestrebte Position als mächtigster Player in der Welt. Die geplante Einführung einer eigenen Währung sollte Warnung sein. Und da Hassbeiträge, Verschwörungsgedanken und Lügen den stärksten Verkehr erzeugen (signifikant!), würde Facebook sich durch ein Löschen solcher Beiträge nur selbst schädigen.
Aber es gibt noch etwas, und dabei kann sich Zuckerberg nicht rausreden. Wenn er aus gutem (vorgeschobenen) Grund die Inhalte schon selbst nicht anrührt, dann muss er auf jeden Fall dafür sorgen, dass die Plattform alle erderlichen Mechanismen bietet, damit von autorisierter Stelle bei Bedarf gelöscht oder strafrechtlich sanktioniert werden kann. Diese Mechanismen gibt es nicht. Und er muss andererseits dafür sorgen, dass die Plattform keine Mechanismen enthält, die üble Beiträge bevorzugt verbreitet. Der Like-Button ist so ein zerstörerischer Mechanismus.
Also, auf den ersten Blick scheint Zuckerberg recht zu haben, aber wenn man etwas genauer hinschaut …
P.S.: Irgendwo hab‘ ich mal gelesen, dass Mark Z. sehr gut mit Donald Tr. kann – und umgekehrt. Ja, umgekehrt ist es durchaus verständlich, denn Trumpi hat seinen Wahlerfolg u.a. dem Gerasssel auf Facebook & Co. zu verdanken. Da kommt natürlich gegenseitige Sympathie auf. Kann aber auch sein, dass, ich einer Scheißhausparole aufgesessen bin. Vielleicht hat derjenige, der über die gegenseitige Zuneigung berichtet, seine Informationen auf Facebook oder Konsorten bezogen. Das würde einiges erklären.