Jana Pareigis und das leidige Gendersternchen

Es war ein regelrechtes Highlight, als Jana Pareigis zum ersten Mal eine Heute-Sendung moderierte. Ja, es tat gut, wie sie frisch und souverän zur Sache ging. Dazu noch ihre unverkennbare Migrations-Herkunft. Toll. Ich hatte auf der Stelle eine neue Lieblings-Moderatorin, und ich war bestrebt, keine ihrer Sendungen zu verpassen.

Dann, nach einigen Sendungen, der Hammer: das erste Sternchengendern. Welche Sorte von *Innen sie ansprach, weiß ich nicht mehr, jedenfalls zuckte ich zusammen und starrte ungläubig auf den Bildschirm. Die auch?  dachte ich, und alle Hoffnungen, die ich in die Neue gesetzt hatte, fielen in sich zusammen.

Einige Folgesendungen, die ich anfangs noch riskierte, wiesen die Pareigis sogar als eifrige Sternchen-Genderin aus; kaum noch eine Sendung, wo sie nicht mindestens einmal den *Innen-Schluckauf praktizierte. Und da Pareigis zu einer eher spitzen Artikulation neigt, fallen die *Innen-Worttrümmer besonders scharfkantig und verletzend aus.

Das war’s dann wohl. Wenn Janas Gesicht auf dem Bildschirm auftaucht, schalte ich fast panikartig einen anderen Kanal ein – oder ich verlasse den Raum. Die Sprache, dieses elementarste und wichtigste Kulturgut, ist mir zu wertvoll, um ihrer Zerstörung zuhören zu können.

Ich glaube, die eifrigen Sternchengender*Innen wissen gar nicht mal, worum es wirklich geht, sie gendern einfach im Chor der Superschlauen mit. Wenn ich das (berechtigte !) Anliegen des Genderns richtig verstehe, dann geht es doch wohl darum, Diskriminierung, also das Absondern von bestimmten Gesellschaftsgruppen zu vermeiden. Anders herum: Es soll die Integration in eine Gesellschaft mit gleichen Rechten für alle Mitglieder fördern. Sprachlich wird man am einfachsten diesem Anliegen gerecht, wenn Begriffe benutzt werden, die auf alle Personen zutreffen. Wenn man zum Beispiel von den Passanten an einer Straßenkreuzung spricht, dann ist ja wohl jedem klar, dass sowohl weibliche als auch männliche  Verkehrsteilnehmer gemeint sind. „Passanten“ ist also ein integrierender, geschlechtsneutraler Begriff. Vielleicht sollte man das grammatische Konstrukt des „generischen Maskulinums“ durch ein „generisches Neutrum“ ersetzen, dann wäre schon viel gewonnen.

Auch wenn man die Doppelform des Plurals verwendet, also von „Passantinnen und Passanten“ spricht, ist das in Ordnung, denn die Konjunktion „und“ verbindet ja die beiden Wörter und wirkt somit integrierend. Dass es nur wenige Fälle gibt, wo die doppelte Pluralform sinnvoll oder gar notwendig ist, sei hier nur am Rande erwähnt.

Ganz anders der Genderstern. Er reißt auseinander, zerstückelt Wörter, ohne dass sich aus den Bruchstücken immer vollständige Begriffe rekonstruieren lassen. Das Gendersternchen integriert nicht, sondern diskriminiert. Außerdem regt dieser immerhin noch geregelte Sprachmissbrauch zu einem Umgang mit Sprache an, der zu absurden Sprachkonstrukten führen kann. So sprach eine Reporterin im Fernsehen von einer „Kanzlerinnenschaft“. Nein, ich habe mich nicht verhört; dieses Wort ist tatsächlich gefallen. Ob vielleicht noch ein unausgesprochendes Sternchen darin steckte, kann ich nicht sagen, spielt auch keine Rolle. Sprache zum Kotzen.