Egal, wie man das sprachliche Gendern anstellt, es ist entweder lästig („liebe Teilnehmer und Teilnehmerinnen, Zuhörerinnen und Zuhörer, Ehrengäste und Ehrengästinnen“) oder einfach nur peinlich und widerlich („liebe Zuhörer * Innen und Teilnehmer * Innen“). So abstoßend aber das Sternchengendern mit dem abgetrennten „Innen“ auch sein mag, einen Vorteil hat es: Es verdeutlicht die Unmöglichkeit, die deutsche Sprache flüssig und doch gendergerecht (was immer das heißen mag) zu gestalten. Zu unangenehm ist diese Unterbrechnung, zu unvollkommen das Bemühen, allen Geschlechtern gerecht zu werden, zu rissig die dazu erforderlichen grammatischen Strukturen.
Also doch keine gendergerechte Sprache? Ach was, natürlich sollten wir nicht aufgeben. Um etwas zu erreichen, muss man zuerst mal die Hindernisse erkennen und aus dem Weg räumen. Die Hinternisse zeichnen sich doch in aller Deutlichkeit ab: Es ist das grammatische Geschlecht, das überhaupt nicht zum biologischen Geschlecht passen will. Ja, wenn es nur um Personenbezeichnungen ginge, dann wäre vielleicht noch was machbar, aber das grammatische Geschlecht durchdringt ja die gesamte Sprache; es steckt in den Nomen, in den Artikeln, in etlichen Pronomen.
Und deshalb mein Vorschlag Nummer eins: Bringen wir doch alle Wortbildungen, die je nach grammischem Geschlecht unterschiedlich ausfallen, auf eine einzige, geschlechtsneutrale Form. Also keine „…innen“ mehr, kein „der oder die“ mehr, keine „eine oder meine“ mehr usw. Sicher, kein leichtes Unterfangen, aber das glatte Ergebnis wird die zu erwartende, jahrzehntelange Mühe lohnen. Im übrigen können wir uns ja an der englischen Sprache orientieren. „Mein Mädchenfreund“, das klingt doch gar nicht schlecht, oder?
Und damit auch gleich zu meinem zweiten Vorschlag, eine ultimative Lösung: Führen wir doch verbindlich das Englisch als offizielle Amtssprache ein. Was sollen wir Deutschen noch mit einer Sprache, die sich für das extrem wichtige Anliegen einer formal-gendergerechten Formulierung nicht wirklich eignet? Wir können die deutsche Sprache in ihrer reinen, aber leider diskriminierenden Form ja konservieren und als Kulturerbe einbalsamieren. So wie Latein.
Doch nun höre ich schon die Proteste: Was für ein Frevel, die deutsche Sprache, dieses kostbare Kulturgut, einfach beiseite zu schieben. Habe ich Kulturgut gehört? Das Gendersternchen ist dabei, dieses Gut nachhaltig zu zertrümmern. Sollte es sich fest in der Sprache einnisten, dann gibt es nichts Wertvolles mehr zu bewahren.
Also halblang bitte. Im übrigen ist die „Transformation“ vom Deutschen ins Englische ohnehin schon weit fortgeschritten. Hören wir uns nur mal die Sprache in der Werbung, im Einzelhandel (speziell Bekleidung), in der Industrie oder in den Manager-Etagen der deutschen Konzerne an. Pardon, Korrektur: Beim Managerkauderwelsch handelt es sich um eine Fachsprache, so wie bei den Ärzten. Fachsprachen sind kein Kulturgut, weil sie nicht auf allgemeine Verständlichkeit ausgelegt sind. Sicher, sie dienen dem fachlichen Informationsaustausch, sollen aber auch elitäre Gruppen abgrenzen und Außenstehende in Unwissenheit lassen. Gab’s früher schon, nämlich als der Kleraus sich von den ihnen ausgelieferten Laien durch Latein abgrenzte.