Digitalisierung 1: Streaming, mal etwas kritischer betrachtet

Streaming ist beliebt, egal ob Film oder Musik. So ein Abonnement kostet nicht allzu viel, und man kann die Inhalte beliebig oft und zu jeder  gewünschten bzw. passenden Zeit konsumieren. Und wenn für einzelne Inhalte bezahlt werden muss, dann sind das oft nur Kleckerbeträge. Die ideale Methode des Medienkonsums also. Scheint jedenfalls so.

Wirklich so ideal? Beginnen wir beim Preis. Es kommen immer neue Streamingdienste hinzu, aber je mehr davon verfügbar sind, desto geringer ist das Angebot eines einzelnen Dienstes, jedenfalls wenn es um Highlights geht. Folglich abonniert man halt mehrere Anbieter – und schon ist der Traum vom billigen Mediengenuss ausgeträumt.

Doch der Kostenfaktor ist nur ein Aspekt, und nicht einmal der wichtigste – auch wenn viele Nutzer vorrangig an die Kosten denken (neben den Inhalten natürlich). Nein, es gibt da noch zwei wesentlich schwerwiegendere Gesichtspunkte:

a) Aus der Sicht der Streaming-Anbieter: Sie haben die volle (!) Kontrolle über das Hör- und Sehverhalten ihrer Kunden. Nicht nur das Wann und Wie-lange ist sehr aufschlussreich, sondern vor allem die Auswahl der Titel. Das alles wird natürlich genauestens registriert und lässt sich hervorragend analysieren. Die Streaming-Anbieter verfügen über detaillierte Charakterbilder ihrer Kunden und können diese Daten lukrativ vermarkten, insbesondere wenn datenhungrige KI an Bedeutung gewinnt.

b) Aus der Sicht der Benutzer: Die bequeme, Jederzeit-Verfügbarkeit von gefühlt unzähligen Titeln verführt zu oberflächlichem Medienkonsum. Da wird herumprobiert, weggeschoben, wenn es im Augenblick mal nicht spannend genug zugeht. Die Leute hopsen gerne von Titel zu Titel, ohne echte Vorlieben zu pflegen oder das Gespür für echte Qualität zu schärfen. Diese Oberflächlichkeit, die übrigens kennzeichnend für weite Teile der Digitalisierung ist, trägt zum Werteverfall innerhalb der Gesellschaft bei.

Was besonders bedrückt, ist die Tatsache, dass die beiden Nebenwirkungen in der Gesellschaft kaum wahrgenommen werden (außer von den Anbietern; die wissen genau, was sie wollen).