Üble Geschichte

Die Digitalisierung hat inzwischen so gut wie alle Lebensbereiche erfasst und teilweise erheblich verändert. Es ist eine unüberschaubar große Zahl von neuen Produkten entstanden. Produkte aller Art: Geräte, Software, Systeme, Strukturen usw. Zum Teil ist es Aufgabe dieser Produkte, wieder neue Digitalprodukte zu generieren. Eine Dynamik, wie es sie in der ganzen Menschheitsgeschichte noch nie gab.

Einige Digitalerzeugnisse sind unerlässlich, weil die Digitalisierung sich selbst unentbehrlich gemacht hat. Andere Produkte sind ganz nützlich und haben auch vergleichsweise geringe Nebenwirkungen. Der größte Teil allerdings ist – sagen wie mal – bestenfalls überflüssig (wenngleich auch schick oder „smart“) und zudem fragwürdig. Als Beispiel will ich hier nur das Smarthome anführen. Ja und dann gibt es eine Vielzahl von ausgesprochen gefährlichen oder üblen Digitalprodukten. Dazu gehört der Bitcoin. Man könnte diese Krypto“währung“ sogar als eiterndes Geschwür in der ohnehin nicht sehr gesunden Finanzwelt bezeichnen.

1. Bitcoin als Währung? Auch wenn sich in der kapitalistischen Welt alles ums Geld dreht, sollte man nicht vergessen, dass Geld an sich ziemlich wertlos ist. Der Wert, den man dem Geld zuschreibt, steckt in Wirklichkeit in den Produkten, die man damit kaufen kann. Damit das Gefüge von realen Werten und der Repräsentation in Form von Geld nicht durcheinandergerät, müssen die beiden Dinge aufeinander abgestimmt sein, was wiederum eine Regulierung erfordert. Diese Regulierung nehmen z.B. Zentralbanken vor. Wenn die Regulierung versagt, kann es gefährlich aus dem Ruder laufen; die Hyperinflation 1923 ist ein Beispiel. Eine Währung muss die solide Wechselbeziehung zwischen Geld und Realwerten gewährleisten. Der Bitcoin entzieht sich jeder Kontrolle und verdient deshalb auch nicht die Bezeichnung „Währung“.

2. Das Geldwesen hat sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem komplexen, kaum noch zu durchschauenden Gebilde entwickelt. Die Finanzwirtschaft ist zu einem regelrechten Dickicht ausgewuchert. In diesem Dchungel geht es vor allem darum, mit Geld mehr Geld zu machen, was Spekulanten und risikofreudige Investoren auf den Plan ruft. Natürlich sind die Finanzgeschäfte (meistens) legal, aber sie stören dennoch die ausgewogenen Gleichgewichte, die Voraussetzung eines stabilen Geldwesens sind. Im Extremfall kann es zu gefährlichen Krisen kommen; es sei nur an die Finanzkrise 2008 und vor allem an die Weltwirtschaftskrise 1929 errinnert. Damit zum Bitcoin: Diese Geldsorte lebt zu 100 % von Spekulation. Der Kurs wird nicht von realen Werten bestimmt, sondern ausschließlich von Spekulationen anderer auf den – Bitcoin. Geht’s noch widerlicher?

3. Dank der zugrunde liegenden Blockchain-Technik ist der Bitcoin extrem sicher und vor alllem absolut geheim. Es ist so gut wir unmöglich, den Urheber irgendeiner Transaktion ausfindig zu machen. Das macht den Bitcoin zu einer Währung für Kriminelle, denn bei sauberen Geldgeschäften ist die absolute Geheimhaltung kaum erforderlich, wenngleich die Sicherheit schon wünschenswert wäre. Tatsächlich haben sich viele Leute aus Verwaltung und Wissenschaft begeistert über die Blockchain-Technik geäußert. Dennoch: Dinge wie Geldwäsche oder die Bezahlung krimineller Machenschaften werden durch den Bitcoin ganz erheblich begünstigt.

4. Noch einmal die Blockchain-Technik. Sie ist extrem energiehungrig, wobei der Energieverbrauch nicht ohne weiteres (etwa durch Löschung) wieder zurückgefahren werden kann. Vielmehr kommt es zu einer unaufhaltsamen, permanenten Steigerung des Energiebedarfs. Alleine diese Technik hat das Zeug, alle Bemühungen zur Temperaturdrosselung auf dem Planeten zunichte zu machen – vorausgesetzt, die an sich ja so phaszinierende Blockchain-Technik wird allgemein eingesetzt.

Fazit: Kann man es einem Erpresser oder Betrüger verdenken, wenn er seine Bemühungen in Bitcoins auszahlen lässt? Solange es bei der Kryptowährung bleibt, ist es ein unegährliches Spiel. Aber irgendwann will man seine Bitcoins zu richtigem Geld machen, damit man auch etwas davon hat. Damit kommen die Plattformen und Institute ins Spiel, wo man die Mögichkeit zum Geldwechsel anbietet (natürlich anonym) – und dabei selbst am Bitcoin verdienen will. Dass es (vor allem in der Schweiz und den USA) Finanzinstitute gibt, die sich aufgeschlossen zum Bitcoin zeigen, sollte nicht überraschen. Finanzinstitute und Banken sind längst nicht mehr die soliden, vertrauenswürdigen Instanzen, sondern aktiv in Spekulationen und zweifelhafte Investitionen verstrickt.