Gleich 2 Angriffe am Tag

Der erste landete in meiner Mailbox. Eine englischsprachige Mail, in der ich aufgefordert wurde, eine Betrag von knapp 90 Euro zu überweisen. Damit sollte ich eine Intenetdomäne bezahlen. Ich hatte diese Domäne tatsächlich, aber schon vor 5 Jahren bei einem Providerwechsel freigegeben. Wie die Dreckshunde die Verbindung dieser Domäne zu meiner jetzigen EMail-Adresse hergestellt haben, weiß nicht nicht. Klar, dass ich die Mail auf kürzestem Wege entsorgt habe.

Fall zwei, am selben Nachmittag (vor einigen Tagen): Ich war mit dem Firefox unterwegs, als plötzlich die dringende Aufforderung kam, Firefox aus Sicherheitsgründen zu aktualisieren. Verdächtig war, dass dabei der Rechner auf Fullscreen umgeschaltet wurde, und dass alle Versuche, die Meldung wegzublenden oder irgendetwas anderes zu machen, fehlschlugen. Selbst nach dem Neustart des Rechners und des Firefox war der Bildschirm wieder da. Nun, es gibt immer Wege, sich zu befreien, und ich hab’s auch geschafft, aber leider gibt es Menschen, die dahinter keinen Angriff vermuten und arglos auf den Installationsbutton klicken. Damit haben sie sich wahrscheinlich einen netten Trojaner eingefangen. Die Tatsache, dass man alles blockiert außer dem einen Button, ist doch ein eindeutiger Hinweise, dass Kriminelle über den Browser in den Computer eingedrungen sind.

Haben sie auch darauf eine Antwort, die Digitalisierer, die die Welt zu einem „better place“ machen wollen und meinen, ohne lückenloses, super-giga-schnelles Internet an jeder Milchkanne müsste die Welt zusammenbrechen? Die Welt wird eher an einem smarten Kollaps zusammenbrechen als an Funklöchern.

 

Proteste in Russland

Diesmal gingen die meist jungen Russen nicht auf die Straße, um gegen das Regime zu protestieren, sondern um möglichst zu verhindern, dass Russland sein Internet vom internationalen Netz abkapselt – ähnlich wie in China. Sowohl die Regierung unter Putin als auch die Protestierenden haben gewissermaßen recht – und auch wiederum nicht. Die Regierung argumentiert, dass nur so die Sicherheit des Landes gewährleistet werden kann. Stimmt. Es ist unverantwortlich, vielleicht sogar selbstmörderisch, die Energieversorgung, den Verkehr, die Verteidigung und ähnliche wichtige Dinge über das weltweit zugängliche Internet abzuwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass Russland schon längst die wunden Punkte in den westlichen Ländern gefunden hat und dieses natürlich nicht offenbart. Im Falles eines Cyber-Kriegs braucht man nur einen Schalter umzulegen, um ganze Länder in die Knie zu zwingen. Insofern handelt Russland also vernünftig.

Doch die russische Regierung hat dabei noch einen ziemlich miesen Hintergedanken. Es geht ihr nämlich auch darum, die Bevölkerung von Informationen aus dem Ausland fernzuhalten. Das ist nichts anderes als Einschränkung der Presse- und Informationsfreiheit. Dagegen protestieren die Leute in Russland zu Recht, wobei es den Protestierenen wohl eher um ihre lieben Internetgewohnheiten geht und weniger um verantwortungsvolle Informationsbeschaffung. So edel ist ihr Protest also keineswegs.

Dabei ist eine vernünftige Lösung relativ einfach: Man muss sich endlich von dem Gedanken trennen, dass man alles über das eine Internet bewerkstelligen kann. Das ist eine gefährliche Illusion. Wenn die existenzwichtigen Dinge über vollständig getrennte, dezentrale Netze (mit jeweils eigenen Protokollen) abgewickelt würden, dann könnte man dem Internet freien Lauf lassen. Das öffentliche Internet würde dadurch nicht sauberer, aber was soll’s. Dreckiger, versumpfter, krimineller als das Internet jetzt schon ist, kann es eh kaum noch werden.

Mensch und Maschine – Maschine und Mensch

Die sich derzeit ereignende Highspeed-Digitalisierungswelle berührt in besonderer Weise das Verhältnis von Mensch und Maschine. Wer kann es besser, der Mensch oder die Maschine? ist eine zentrale Frage. Die Antwort liegt auf der Hand: natürlich die Maschine, denn sonst würde ihr Einsatz ja keinen Sinn machen. Denken wir z.B. an das Ausschachten eines Kellers. Wer kann es besser, der Bagger oder der schaufelnde Mensch? Ok, eine Antwort erübrigt sich. Aber ist die Frage überhaupt richtig gestellt? Der schaufelnde Mensch im Kellerschacht benutzt ja schließlich Werkzeuge wie Spitzhacke und Schafeln, und ist der Bagger nicht letzten Endes auch ein Werkzeug, nur ein effektiveres, wenn es um umfangreichere Erdarbeiten geht?

Doch die Werkzeuge ändern sich. Man hantiert immer weniger mit ihnen, sondern man programmiert sie und überwacht dann allenfalls nur noch das einwandfreie Funktionieren. Die Maschinen werden quasi an der langen Leine geführt. Gleichzeitig werden die Maschinen immer komplexer, so dass man vielleicht besser von „Systemen“ sprechen sollte. Man braucht nur einen Blick in eine moderne Fertigungshalle zu werfen. Menschen sind oft nur am Rande zu bemerken, und sie hantieren nicht mit den Maschinen, sondern mit Programm- und Überwachungskonsolen.

Das ist vielleicht die bedeutsamste Veränderung der jetzigen Zeit: Die Maschinen verselbständigen sich immer mehr, und dazu leistet die sogenannte „künstliche Intelligenz“ einen erheblichen Beitrag. Die Abläufe werden immer stärker automatisiert, und die beteiligten Menschen werden zu Modulen in diesen modernen Systemen. Das betrifft nicht nur die produzierende Industrie, sondern auch Bereiche wie Handel, Finanzwesen, Verwaltung, Landwirtschaft, Dienstleistungsgewerbe – eigentlich alle Bereiche der menschlichen Gesellschaft. Längst ist die eingangs gestellte Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine obsolet. Wir müssen uns heute fragen: Was  kann es besser, ein Maschinensystem mit Menschen oder Maschinen ohne Menschen?

Und auch hier geht die Antwort zugunsten der reinen, menschenfreien Maschinen bzw. Systeme aus. Zwar müssen Menschen derzeit noch gewisse Lücken füllen, aber im Endeffekt sind sie nur Ballast; sie stören. Ja, sie sind in einer Industriegesellschaft der größte Kostenfaktor, und logischerweise besteht der wirksamste Ansatz zur Rationalisierung darin, Menschen aus dem System zu eliminieren. Menschenfreie Syteme und Maschinen, das ist das Ziel einer rational und pragmatisch denkenden Gesellschaft. Zur Zeit befindet sich die Menschheit im Endspurt auf dem Weg dahin. Welche Rolle die Menschen in solchen Systemen spielen können oder sollen, ist noch völlig ungeklärt, und aus der Sicht der Digitalindustrie ist schon die Frage kontraproduktiv. Sie wird übertüncht, diese Frage, und zwar mit dem gebetsmühlenartig heruntergleierten Komfortversprechen: „We’ll make the world a better place“. Die Menschen an den zentralen Schalthebeln der digitalisierten Gesellschaft wissen, wie man die große Masse der Komparsen und Statisten zumindest erst mal ruhig stellt. Appell an die Bequemlichkeit – und mit Beschäftigung. Soziale Netzwerke oder auch süchtig machende Spiele sind hervorragend geeignet, von dummen (= tiefgreifenden) Gedanken abzulenken.

Noch einmal: Das Streben nach Effektivität beinhaltet das Streben nach möglichst weitreichender Automatisierung bei gleichzeitig geringer Menschenbeteiligung. Und sofern Menschen beteiligt sind, müssen sie strikt in das System eingebunden werden. Menschen sind in diesem System nur noch vertretbar, wenn sie annähernd so zuverlässig wie Zahnräder funktionieren. Unter diesem Aspekt ist es verwunderlich, dass es immer noch Soldaten gibt, die im lächerlichen Gleichschritt marschieren und zum Töten mit Schießgewehr und Kanone ausgebildet werden. Reine Symbolfiguren, die eigentlich nur noch so Dinge wie Disziplin und Gehorsam verkörpern, mehr nicht. Die Kriege der Zukunft werden nicht mehr mit Soldaten im Schlachtfeld geführt, sondern mit automatisierten, menschenfreien Kriegsmaschinen in Form von Drohnen. Drohnen, die wahrscheinlich in wenigen Jahren schon so weit mit „künstlicher Intelligenz“ vollgefüttert sind, dass sie selbständig strategisch operieren können. Und ebenso Schiffe und Landfahrzeuge. Fazit: Auch was das effektive Töten betrifft, können Maschinen es halt besser. Menschen haben oft noch hinderliche Skrupel und Ängste; es tut oft lausig weh, abgemurkst zu werden, und das hindert. Da sind Tötungsmaschinen wesentlich freier. Menschen stören beim modernen, digitalisierten Töten.

Na ja, und in dem Zusammenhang muss noch die indirekte Kriegsführung erwähnt werden, die darin besteht, die hochgezüchteten, weigehend menschenfreien Automatismen des Gegners zu zerstören. Aber Menschen hängen davon ab, selbst die digitalisierten, auf einer niedrigen Stufe komfortabel vor sich hin existierenden Menschen. Einfach nur mal den Strom des ganzen Landes für zwei Wochen ausschalten. Geht mit etwas Geschick ruck-zuck, denn die Menschen haben sich ans Internet gehängt, und das schafft weltweiten Zugang zu wichtigen Systemen. Der erste große Cyberwar, der unweigerlich irgendwann kommen wird, verspricht unterhaltsam zu werden.

 

 

 

 

 

Zahnräder. Das ist Digitalisierung !

Der Paketzusteller klingelt. Ich bin im Keller und kann nicht so schnell nach oben, aber ich erwische den Zusteller noch, bevor er ins Auto einsteigt. Während ich versuche, auf seinem Dingsbums meine Unterschrift zu hinterlegen, entschuldige ich mich dafür, dass er warten musste. „Macht nichts“, sagte er und grinste. Dann zeigte er mir eine Liste. „Sehen sie hier. Um 14:37 muss ich beim Nächsten sein, das ist da vorne um die Ecke. Also noch 4 Minuten Zeit. Da stecken noch mindestens 2 Minuten Wartezeit drin.“ „Ja, wenn das so ist“, sage ich und wünsche ihm noch einen guten Tag.

Tja, so ist das. Menschen müssen passgenau funktionieren, so wie Zahnräder. Die Digitalisierung macht aus Menschen Zahnräder. Kaum jemand, der über die Chancen der Digitalisierung schwärmt, spricht von den Menschen, die ja nicht ganz unbeteiligt sind. Digitale Zukunft? Das ist eine eiskalte, perfekt funktionierende und unmenschliche Welt.

 

Digitalpakt: Genau das ist das Problem

Auf der Jugendseite unserer lokalen Tageszeitung wurde vor einigen Tagen erläutert, worum es beim Digitalpakt der Bundesregierung geht: Whiteboards, Tablets, VR-Brillen und natürlich eine schnelle Internetanbindung sollen die Lernmöglichkeiten in den Schulen verbessern. Grundsätzlich ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn moderne Technik auch in der Schule eingesetzt wird – vorausgesetzt, man geht richtig und pädgogisch durchdacht damit um.

Was sinnvoll ist, können letzten Endes nur die Lehrer an den Schulen entscheiden; weder Politiker (einschließlich der Kultusminister) noch Vertreter der IT-Branche und Medienvertreter sind kompetent genug, hier Vorgaben zu machen zu dürfen. Wie das ist, wenn sich Laien zu Wort melden, wird in dem genannten Zeitungsartikel deutlich: „In den meisten Schulen wird mit Stiften in Hefte geschrieben. Die Sätze und Zeichnungen könnte man auch gleich in ein Laptop oder ein Tablet notieren.“

Dieser Satz klingt so harmlos und auf den ersten Blick auch plausibel. Sicher, technisch gesehen ist es effektiver, auf handschriftliche Notizen und Niederschriften zu verzichten. Aber kein verantwortungsbewusster Lehrer wird auf Heft und Stift verzichten wollen, denn in der Schule geht es nicht um Technik, sondern um Kinder! Technik als Ergänzung, ja, aber nicht als Ersatz von bewährten, dauerhaft gültigen Methoden.

Kackwort Nr. 3: „Smart“

Zugegeben, ich hatte immer gewissse Vorbehalte gegenüber dem „Smarten“. Smarte Menschen sind mir zu glitschig, zu oberflächlich; sie sind angenehm, haben aber zu wenig Tiefe. In der Computertechnik steht das Smarte für Bequemlichkeit und Komfort, ohne die inneren Zusammenhänge verstehen zu müssen. Nun hat das Smarte das Internet erobert, ja, es wird vielfach sogar mit der Vernetzung gleichgesetzt. Das hat etwas Peinliches an sich, vor allem aber etwas Gefährliches.

Die IT-Industrie, aber auch die Sekundärindustrie, die vernetzungsfähige Dinge herstellt, befriedigt mit dem Attribut „smart“ den Wunsch nach Komfort und Sicherheit, obwohl es sich meistens nur um Scheinkomfort und vorgegaukelte Sicherheit handelt. Die Menschen hören „smart“ und fallen drauf rein. Peinlich.

Gefährlich ist die smarte Welle jedoch, weil sie fast ausschließlich aufs Internet setzt. Das Internet wird bereits erheblich überstrapaziert, und das Versprechen, übers Internet für mehr Sicherheit zu sorgen, ist mehr als leichtfertig. Das Internet ist nicht sicher und kann es nie werden, zumindest nicht in dem Maße, dass die Steuerung wichtiger Vorgänge übers Netz gerechtfertigt wäre. Auch viele Dinge, die über das Internet so herrlich komfortabel und angenehm erledigt werden können (soziale Medien z.B.), haben gefährliche und zersetzende Nebenwirkungen. Nein, „smart“ ist eine gefährliche Verführung, eigentlich genau das, was „smart“ in der negativen Bedeutung des Wortes meint.

 

Kackwort Nr. 2: „App“

Die Apps sind über die Menschheit hergefallen wie die Heuschrecken über das alte Ägypten. Man kann kaum einen Schritt gehen, ohne dass einem diese Apps um die Ohren fliegen. Dabei hat der Begriff „App“ etwas Peinliches an sich. Und etwas Zerstörerisches.

„App“ ist ein Kunstwort, von der Firma Apple aus „Apple“ und „application“ zusammengezogen und auf 3 Buchstaben komprimiert. Eigentlich ein genialer Slogan für ein Apple-Produkt, aber auch nicht mehr als ein Slogan. Dass sie praktisch die gesamte Menschheit an einen Werbeslogan hängt, ist überaus peinlich.

Doch viel schlimmer ist das, wofür diese „Apps“ stehen. Es sind im Grunde Programme, die aber – und das ist das Fatale an den Dingern – nicht vom Besitzer eines Computers oder Mobilgerätes installiert werden, auch wenn es so aussieht. Nein, Apps werden grundsätzlich von einem App-Store installiert, aktualisiert und kontrolliert. Die Verwalter der App-Stores, also Google oder Apple, ergreifen damit quasi Besitz vom Smartphone oder Tablet. Und sie nutzen diese Besitzergreifung reichlich aus, indem sie z.B. über die App Kameradaten auf den Server schaufeln. Oder das, was gesprochen wird. Oder die GPS-Daten, die Auskunft über den augenblicklichen Standort des Smartphone-Bedieners geben. Die mit allen möglichen Sensoren ausgestatteten mobilen Computer können aus der Ferne gesteuert werden: dabei gehören diese Geräte zu den privatesten Dingen der Menschen. Aber sie gehören ihnen nicht wirklich, und dafür sorgen die wohlweislich geplanten Apps.

 

Kackwort Nr. 1: „Digitalisierung“

Immer, wenn ich dieses Wort höre, und das geschieht verdammt oft, viel zu oft, dann muss ich mich zusammenreißen, um nicht aus der Haut zu fahren. Ich kann dieses Kackwort nicht mehr hören. Zum einen hat der Begriff etwas Peinliches an sich, zum anderen beschreibt er etwas, was in die falsche Richtung geht und mehr Schaden anrichtet als Nutzen stiftet.

Peinlich deshalb, weil ja hauptsächlich das Internet gemeint ist und Digitalisierung an sich etwas anderes meint. Hinter dem Gebrauch des Begriffs steckt eine gehörige Portion von Halb- und Unwissen. Und wenn sich so ein Begriff dennoch festsetzt und Allgemeingut wird, dann deutet das auf eine oberflächliche Einstellung hin. Pardon, aber wenn ein im Grunde gebildeter Mensch (z.B. ein Politiker) in naiver Weise von „Digitalisierung“ spricht, dann empfinde ich das als peinlich.

Doch Sprache wird durch ihren Gebrauch geformt, und letzten Endes ist es nicht so erheblich, wie man die Sache nennt. Viel entscheidender ist, dass die Vernetzung, die an und für sich so viel Potenzial hat, sich zu einem destruktiven, ja gefährlichen Instrumentarium entwickelt hat, und zwar deshalb, weil die Falschen das Netz kontrollieren und die Vernünftigen sich einfach nur treiben lassen. Das Internet ist wie eine gigantische Welle, die genügend Energie hat, um viel Positives bewirken zu können. Aber kaum jemand fühlt sich imstande oder auch nur motiviert, diese Energie vernünftig zu nutzen. Man wählt den einfacheren Weg. Man reitet auf der Welle herum und lässt sich treiben. Das damit verbundene Hochgefühl wird noch verstärkt, indem man diesem Wellenreiten noch etwas Gutes abzugewinnen glaubt. Typisch dafür ist die „Digitalisierung“ der Schulen. Und die Wellenmacher in den großen Konzernen, die mit diesem Volksvergnügen Miliarden verdienen, lachen sich ins Fäustchen, vergrößern ihre Wellenmaschinen (Server genannt) ständig und füttern sie mit hochbrisantem Treibstoff (künstliche Intelligenz genannt).

 

Papier! Kaum zu glauben

Digitalpakt des Bundes: Einige Milliarden für die Länder, damit diese ihre Schulen vernünftig „digitalisieren“ können. Sie ist populär, diese Aktion. Ein Kommentator im Fernsehen brachte es etwa so auf den Punkt: Deutschland ist weit zurück, in Deutschland wird in den Schulen noch auf Papier geschrieben, obwohl es doch schon längst Laptops und Tablets gibt.

Na ja, über Papier in den Schulen kann man trefflich streiten, oder eigentlich auch nicht. Man muss kein Pädagoge sein, um festzustellen, dass Papier in den Schulen um ein Vielfaches wichtiger und effektiver ist als der digitale Kram, bei dem griffbereites Wissen einfach nur (zeitgemäß) vorbeistreamt. Nur ein kleiner Tip: Vielleicht denkt ihr Digitalisierer gelegentlich mal daran, dass die Schulen für die Kinder da sind und nicht für die Technik. Dann könnt ihr auch ganz gut einschätzen, an welchen Stellen Internettechnik den Unterricht (ein wenig) unterstützen kann.

Heilige, goldene Rindviecher

Vor einigen Jahren wurde in Europa der Verkauf von Glühlampen verboten. Grund: Die Dinger haben einen zu geringen Wirkungsgrad von nur einigen Prozent, je nach Typ; der Großteil entfleucht als Wärme. Klar, höchst ungünstig. Nun eine andere Rechnung: In den meisten Autos sitzt genau ein Mensch, durchschnittlich sind es vielleicht 1.5 Menschen. Macht ein Menschengewicht von rund 100 kg. Um diese 100 kg Mensch von A nach B zu transportieren, muss zusätzlich noch etwa 1400 kg Auto bewegt werden. Das ergibt einen Wirkungsgrad von knapp 7%. Na ja, oft ist noch etwas Gepäck mit dabei, so dass wir den Wirkungsgrad mal großzügig auf 8 oder 9 % erhöhen können.

Verbot der Autos? Keine Spur, obwohl der gesunde Menschenverstand sagt, dass das Auto ein Auslaufmodell ist (sein muss). Zu Beginn der Autozeit was das anders, aber bei der heutigen Verkehrsdichte … Industrie und Politik sind sogar bestrebt, das Auto in die Zukunft hinein zu retten, z.B. indem man sie autonom macht und mit KI vollstopft oder Methoden wie Carsharing o.ä. einführt. Am beschissenen, unverantwortlichen Wirkungsgrad ändert das nichts.

Nun könnte man ja argumentieren, dass eine Glühlampe relativ leicht und schnell zu ersetzen ist, während das beim Auto nicht der Fall ist. Ok, stimmt, und die quecksilberlastige Übergangsphase mit den kurzlebigen Energiesparfunzeln ignorieren wir einfach mal. Der Zweck heiligt eben solche Missgriffe. Was das Auto betrifft, da hätte eine Wende auch stattfinden können, nur hätte sie wesentlich früher und weitsichtiger angefasst werden müssen. Zwischen E-Bike und Auto gibt es eine Fülle von Möglichkeiten für jeden Zweck. Was der öffentliche Verkehr nicht zu leisten vermag, kann durch elektrische Kleinfahrzeuge verschiedenster Art ergänzt werden. Nur mal etwas kreativ denken und vor allem die Autoindustrie an die Kandare nehmen. Die hat ihre Freiheit hinreichend genossen – und missbraucht.

Um noch einmal auf den Wirkungsgrad zurückzukommen: Der ist bei der Glühlampe deutlich höher als die Messwerte aussagen. Was nicht in Licht umgewandelt wird, wird als Wärme ausgestrahlt. Und da die Lampen am längsten brennen, wenn’s draußen kalt und dunkel ist, trägt diese „Abfallenergie“ sogar zur Raumheizung bei. Nicht von Bedeutung? Na ja, dann muss man sich auch fragen, warum man die Dinger überhaupt verboten hat.

Beim Auto ist es anders: Was hier nicht für den Vorwärtsschub genutzt wird, reichert die Atmosphäre mit Kohlendioxid, Stickoxiden und die Straße mit Gummiabrieb an. Aber – jetzt kommt der gewichtigste Einwand: Das Auto der Zukunft fährt ja elektrisch, und das ausschhließlich mit regenerativer Energie. Ja, das relativiert die Sache wirklich. und wenn es tatsächlich irgendwann so weit sein sollte, dann kann man völlig bedenkenlos die geliebte, Behaglichkeit spendende Glühlampe wieder erlauben.

Doch beim Auto – da kommt ja noch einiges hinzu. Batterien z.B. Wieviel Energie und Chemie wird für deren Herstellung gebraucht? Wieviel Energie für deren Entsorgung und Recycling? Egal, es ist müßig, drüber nachzudenken, denn das Auto wird nicht nur überleben, sondern weiterhin im Zentrum moderner Lebensformen stehen. Das Auto ist halt eine Heilige Kuh, die man nicht antastet. Oder auch das Goldene Kalb, um das man herumtanzt. Rindvieh, so oder so.